Veröffentlicht in Alle, Essay

Visual History – Übergänge und Zwischenzeiten zwischen DDR und BRD in der Dokumentarfotografie

In den letzten Jahren sind einige Bücher zur DDR und BRD erschienen, die sich mit der Zerstörung alter Strukturen und der Zeit danach beschäftigen zwischen Versprechen und Einhalten. Es ist immer Dokumentarfotografie als soziale Fotografie und/oder politische Fotografie, je nach dem, wie man im Kopf mit welcher Intention trennt. „Visual History – Übergänge und Zwischenzeiten zwischen DDR und BRD in der Dokumentarfotografie“ weiterlesen

Veröffentlicht in Bergisches, Zeitgeschichte

Zwischen Lidl und Lost Place – Orte der Fotografie zwischen Dokumentarfotografie und Instagram

Strukturwandel und sozialer Wandel sind vielfach sehr schön an veränderten sozialen Gebrauchsweisen der Fotografie zu sehen.

Eine Möglichkeit Strukturwandel fotografisch zu dokumentieren besteht darin Orte von sozialem Geschehen zu unterschiedlichen Zeitpunkten zu besuchen. „Zwischen Lidl und Lost Place – Orte der Fotografie zwischen Dokumentarfotografie und Instagram“ weiterlesen

Veröffentlicht in Alle, Essay, Zeitgeschichte

Die Dokumentation sozialer Wunden – Dokumentarfotografie in Deutschland regional fokussiert

Dokumentarfotografie ist ein weites Feld.

Für mich geht es im Kern darum sozial reale und oft regional oder überregional relevante Ereignisse und Situationen  festzuhalten, die später in der Summe  Entwicklungen zeigen. Was relevant war, kann man nur aus dem beurteilen, was man weiß und sieht. Deshalb ist das Dokumentieren so wichtig – Belegbarkeit setzt Dokumentierbarkeit voraus. Und soziale Ereignisse und Abläufe sind mit Fotos z.T. gut dokumentierbar. „Die Dokumentation sozialer Wunden – Dokumentarfotografie in Deutschland regional fokussiert“ weiterlesen

Veröffentlicht in Alle, Essay

Dokumentarfotografie als Arbeitsweise für Historiker – Berufung statt Beruf

Ähnliche Erfahrungen bei Sebastiao Salgado und Michael Mahlke

Mein Beispiel

Früher habe ich Bücher geschrieben über den Nationalsozialismus, die Gewerkschaftsbewegung, das Leben der kleinen Leute im Arbeitsleben, Ausstellungen organisiert, Lernsoftware entwickelt und Seminare zu Themen wie „Global denken vor Ort handeln“ geleitet. Nach der Grenzöffnung 1989 qualifizierte ich Menschen und half, in Umbrüchen neue Lebensorientierungen zu finden und dann wechselte ich in die industrielle Organisationsentwicklung.

Ein besonderes Erlebnis hatte ich kurz nach dem Fall der Mauer. „Dokumentarfotografie als Arbeitsweise für Historiker – Berufung statt Beruf“ weiterlesen

Veröffentlicht in Alle

Fetzen der Welt – Geschichte und Dokumentarfotografie

Die meisten Menschen interessieren sich nicht für (auch ihre) Geschichte.

Das Sein allein bestimmt überwiegend das Bewußtsein.

Davor und Danach existieren kaum. Digitale Zeiten trainieren jetzt das permanente Jetzt und so wandelt sich die Welt.

Das Ende der Geschichte ist es nicht aber das Ende historischen Handelns in der sozialen Welt.

Wer wissen will wie es früher war, stellt fest, dass es nicht anders war.

Menschenrechte und Freiheit sind entstanden aus Erlebnissen der Unterdrückung und der Unfreiheit. Daran zu erinnern ist historisches Denken. Es nimmt aber ab. Erst wenn die Unterdrückung wieder gegenwärtig ist, kann es zur Gegenwehr kommen nach einer langen Phase des Leidens.

Gerade erleben wir wie historisches Denken bei sozialen Themen und neuen Gesetzen keine Rolle mehr spielt.

Die neue Ungerechtigkeit und das fatale Handeln beruhen auf der Geschichtslosigkeit der Massen und ihrer Vertreter.

Wer glaubt in einer unsicheren Welt Gutes zu tun, wenn er/sie die letzten sicheren Regionen globalisiert und damit zerstört, hat wirklich nichts verstanden. Sichere Regionen sind Leuchttürme für weitere Sicherheit dort, wo es noch nicht leuchtet – aber nicht umgekehrt.

Doch die Menschen und Regierungen sehen dies interessengeleitet anders.

Dies so zu sehen wie hier aufgeschrieben ist historisches Denken. Die Erkenntnis, dass diese Wahrheit nichts nutzt ist das Anerkennen der Grenzen von Wissen und Aufklärung.

Die deutsche Stelle auf dieser Welt wird nun ein Ort für den Rest der Welt.

Es ist der Sieg der grenzenlosen globalen Gegenwart in dieser Zeit über alles.

Aber so war es auch früher und wer was Besseres weiß, der soll sich melden.

Nur heute könnte man damit klüger umgehen, wenn man aus der Geschichte etwas gelernt hätte …

Und die Dokumentarfotografie als Zeitaufnahme von Ereignissen ist die visuelle Darstellung dessen, was die Menschen in ihrer jeweiligen Gegenwart bewegte und bestimmte.

Seit es die Fotografie gibt und sie für das Aufzeichnen von sozialen Ereignissen eingesetzt wird, können wir unsere Welt und das Geschehen auf ihr auch sehen, wenn wir nicht dabei waren – aber nur, wenn es und wie es aufgenommen wurde.

Es sind die Fetzen der Geschichte, die wir dabei sehen, viele Augenzeugenillusionen und viele Dinge, die wir sonst nie gesehen hätten.

Sie geben uns die Möglichkeit, uns im Verhältnis zur Gegenwart und zur Vergangenheit zu sehen.

Ich sehe dabei dieselben Menschen wie sie heute leben mit denselben Problemen des Lebens.

Aber alles hat seine Zeit und auch wir sind Kinder der Zeit, unserer Zeit.

Einordnen ist wichtig, wenn man sicherer sein will beim sozialen Wandel und der Richtung, die man einschlagen will.

Aber wer nicht mehr weiß, woher er kommt, weiß auch nicht mehr, wohin er will.

Denn alles ist zeitabhängig, von Umständen bestimmt und von Herrschaftsverhältnissen und Strukturen dominiert.

Wir erleben gerade entscheidende Zeiten unserer Lebenszeit mit, ob in der Türkei oder an unseren eigenen Grenzen.

Und wir sehen, was uns gezeigt wird, was wir sehen sollen (und wollen?) und sehen nicht, was wir nicht sehen sollen und wollen.

Die kritische Dokumentarfotografie jenseits gewisser Trends ist fast zum Stillstand gekommen, weil sie keine Akzeptanz mehr hat und sehr viele Probleme, die real wachsen und fotografiert werden, werden sogar von denen verdrängt, die davon betroffen sind.

Wir selbst sind da keine Ausnahmen.

Wir erleben z.B. gerade, wie unsere Autoindustrie uns komplett verseucht mit giftigen Dieselfahrzeugen und wie die Politik alles tut, um die schmutzigsten Kraftwerke weiter laufen zu lassen – obwohl wir davon sterben.

Wir akzeptieren, dass wir für Wohlstand sterben!

Wir sind also mittendrin statt nur Zuschauer.

Und dies ist nur ein Beispiel. Das Beispiel zeigt übrigens, daß die Menschen, die es betrifft auch nichts tun…

Dies alles kann man fotografieren, aber die Welt wird davon nicht besser.

Veränderungen brauchen mehr und müssen sozial gewollt sein – ein weites Feld der Macht.

So zeigen Fotos die Fetzen der Geschichte und das Handeln der Menschen in ihrer Geschichte, die sie nicht aus freien Stücken machen, aber selbst.

Mehr ist nicht da – im Sein und mehr habe ich auch nicht zu sagen.

 

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Sarajewo – Geschichtsschreibung als Dokumentarfotografie. Anmerkungen zu Ursula Meissner und Friedhelm Brebeck:

Ursula Meissner ist Fotografin. Ihr Thema sind Kriege und Konflikte. Dazu gehören auch starke Emotionen in starken Fotos. Sie versteht es, dies alles visuell einzufangen und auszudrücken. Manches von ihr ist so dokumentarisch und authentisch, daß es eine besondere Kunst (und Kunstform?) geworden ist. Heute ist sie eine der weltweit bekanntesten Kriegsfotografinnen.

Aber sie fotografiert weniger die Schlachten und die Schützen, sie fotografiert vor allem auch das, was danach passiert in einer Art, die aus Fotos visuelle Welten macht.

Das hat sie so bemerkenswert werden lassen.

Denn Krieg bedeutet Zerstörung, Gewalt und Leid. Dort setzt sie an aber dort hört sie nicht auf.

Es gelingt ihr die Hoffnung zu zeigen und das Gedenken, wenn es hoffnungslos war.

Daraus ist gemeinsam mit Friedhelm Brebeck ein Buch entstanden, das eindrucksvolle Texte mit dokumentierenden Fotografien verbindet.

Es ist das Buch über Sarajewo von 1992 bis 1996. So etwas kann man natürlich nur schreiben, wenn man auch länger dort war.

Und so entstand ein Buch über ein Ereignis vor Ort mit seinen Einschnitten im Leben der Menschen. Zugleich ist dieses Buch aber mehr.

Nun ist es gut 15 Jahre später ein beeindruckendes und bis heute lebendiges Dokument der Zeitgeschichte und berührt direkt die Gegenwart.

Denn es zeigt durch das Dokumentieren der Abläufe für uns heute die Folgen.

Wer wissen will welche Folgen Fanatismus, Machtspiele und religiöse Ausgrenzung haben und wer wissen will, warum und wie Haß entsteht, der findet durch die visuelle Aussagekraft und durch die Texte Erklärungen dafür, warum nach Mord und Zerstörung die Versöhnung so schwer ist.

Meissner und Brebeck haben damit etwas geschaffen, das sehr selten ist, weil es weiter wirkt.

Es ist zugleich aber auch ein Beleg dafür, daß Geschichtsschreibung heute, wenn sie mehr als eine Chronologie sein soll, neue Wege gehen muß.

Nur so können soziale Zusammenhänge und mentale Veränderungen und Einstellungen sichtbar und erklärbar werden.

Wenn Menschen nach Deutschland kommen, dann tragen sie oft die Bilder in ihrer Seele, die wir nicht sehen.

Ursula Meissner hat sie für diesen Krieg damals aufgenommen und Friedhelm Brebeck hat sie zu Papier gebracht.

Help my: Bilder vom belagerten Leben, Sarajevo 1992-1996

von Friedhelm Brebeck und Ursula Meissner

ISBN 3-930459-17-5

Veröffentlicht in Buch, Zeitgeschichte

Eberhard Klöppel, Das Mansfelder Land 1974–1989 Bildband

  • Ich habe hier eine außergewöhnlich gute Perle der Dokumentarfotografie gefunden.

Der Fotograf Eberhard Klöppel hat im Mitteldeutschen Verlag ein Fotobuch veröffentlicht, das am Beispiel des Mansfelder Landes durch Fotos mit großer dokumentarischer Kraft zeigt, wie es war bis zur Wende. Hinzu kommt der Längsschnitt und der Querschnitt durch die Zeit, der dies alles als Gesamtbild erfahrbar macht.

So muß ein dokumentarfotografisches Buch sein, das soziale Fotografie, Zeitgeschehen und das Leben vor Ort über viele Jahre darstellt. Es ist einfach großartig, weil es ungeschönt aber wohlwollend zeigt, wie es eigentlich gewesen ist.

Wenn Fotos noch eine dokumentierende Funktion haben, dann ist sie hier zu sehen.

Rückblickend ist dieses Buch aber noch viel mehr. Es ist eine detailreiche und spannende visuelle Geschichte über das Leben in der DDR.

„Eberhard Klöppel, Das Mansfelder Land 1974–1989 Bildband“ weiterlesen

Veröffentlicht in Alle, Bergisches, Essay

Bergisches Protokoll oder hinter dem medialen und digitalen Nebel ist immer noch die Klassengesellschaft

Nach dem Ende des Sozialismus galt Marx als überholt, weil Menschen nun mal den Widerspruch leben – obwohl auch die Umstände mitentscheiden.

Marx steht u.a. für folgende Aussage: „Die Kritik der Religion endet mit der Lehre, daß der Mensch das höchste Wesen für den Menschen sei, also mit dem kategorischen Imperativ, alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist. Verhältnisse, die man nicht besser schildern kann als durch den Ausruf eines Franzosen bei einer projektierten Hundesteuer: Arme Hunde! Man will euch wie Menschen behandeln! “

Und Freiheit? „Bergisches Protokoll oder hinter dem medialen und digitalen Nebel ist immer noch die Klassengesellschaft“ weiterlesen

Veröffentlicht in Alle, Zeitgeschichte

Die fotografische Inszenierung des Verbrechens. Ein Album aus Auschwitz

„Mit der Fertigstellung des Krematoriums III in Auschwitz Birkenau Ende Juni 1943 waren dort sämtliche Mord- und Verbrennungsanlagen funktionsfähig, die zusammen mit dem alten Krematorium in Auschwitz I 4756 Menschen am Tag einäschern konnten. Stolz benachrichtigte Karl Bischoff, Leiter der Zentralbauleitung der Waffen-SS und Polizei Auschwitz, Hans Kammler über die „Leistung“ und Daten der Anlagen: 1440 Leichen pro Krematorium II und III sowie 768 Leichen pro Krematorium IV und V.“

Dieser kleine Textausschnitt von Seite 30 des Buches von Tal Bruttmann, Stefan Hördler und Christoph Kreutzmüller zeigt, was für eine Tiefe und Detailgenauigkeit die Autoren an den Tag legen. „Die fotografische Inszenierung des Verbrechens. Ein Album aus Auschwitz“ weiterlesen

Veröffentlicht in Bergisches

Digitale Bilddokumentationen Soziale Kämpfe in der Region Remscheid Solingen 1999 bis 2009

Bilder erzeugen Vorstellungen oder führen zu Einsichten und ergeben im besten Fall Erinnerungskultur – für die, die dabei waren und für die, die nicht dabei waren. Das ist die Aufgabe von Dokumentarfotografie als Teil der Geschichtsschreibung. „Digitale Bilddokumentationen Soziale Kämpfe in der Region Remscheid Solingen 1999 bis 2009“ weiterlesen

Veröffentlicht in Alle

Visual History – Das Ende der Arbeiterbewegung durch Agenda 2010, Hartz 4 und EU – mein Foto

Es gibt Fotos, die mich besonders bewegen. Und es gibt Fotos, die symbolisch das Ende einer Entwicklung zeigen. Das hier nun gezeigte Foto habe ich als digitales Ölgemälde gestaltet. Denn es erinnert mich sehr an das Ölgemälde „Arbeiter vor dem Magistrat“ von Johann Peter Hasenclever.

„Visual History – Das Ende der Arbeiterbewegung durch Agenda 2010, Hartz 4 und EU – mein Foto“ weiterlesen

Veröffentlicht in Bergisches, Zeitgeschichte

Bilddokumentationen als Beiträge zur Geschichtsschreibung am Beispiel Bergisches Land 1999 bis 2009

Bilder erzeugen Erinnerungen oder Einsichten, im besten Fall Erinnerungskultur – für die, die dabei waren und für die, die nicht dabei waren. Das ist die Aufgabe von Dokumentarfotografie als Teil der Geschichtsschreibung.

Meine Fotos hier zeigen, dass diese sozialen Entwicklungen überhaupt geschehen sind und dies bewußte Entscheidungen der Politik waren: Verarmung und Sozialabbau bei den Fleissigen und Arbeitsamen bis ins Alter. „Bilddokumentationen als Beiträge zur Geschichtsschreibung am Beispiel Bergisches Land 1999 bis 2009“ weiterlesen

Veröffentlicht in Bergisches, Zeitgeschichte

Angst statt Arbeit – Soziale Kämpfe in der Region Remscheid und Solingen 1999 bis 2009

Dokumentarfotografie hilft dabei, Geschichte „aufzuschreiben“ und soziale Situationen zu zeigen.

Diese Fotos von mir zeigen soziale Kämpfe und soziales Leben rund um Remscheid und Solingen von 1999 bis 2009. Es ist die Zeit des Sozialabbaus, politisch gewollt, durch SPD und Grüne beschleunigt und durch die EU gefördert. Angst statt Arbeit und immer weniger gute Arbeit waren an der Tagesordnung.

Wie wir heute leben müssen, ist die Folge davon und hier sieht man, wie die kleinen Leute, die Staatsbürger, sich wehren und von der Politik komplett im Stich gelassen wurden. „Angst statt Arbeit – Soziale Kämpfe in der Region Remscheid und Solingen 1999 bis 2009“ weiterlesen

Veröffentlicht in Essay, Heute

Als Chronist unterwegs – 20 Jahre digitale Lebenszeit als analoger Mensch

Es gehört zu meinem Leben, daß ich aus der analogen Welt komme und nun in der digitalen Welt lebe.

Ich bin aufgewachsen mit Büchern – ohne Computer, ohne Telefon, ohne Taschenrechner.

Das hat mich geprägt und deshalb schreibe ich auch heute noch, wenn ich kann. „Als Chronist unterwegs – 20 Jahre digitale Lebenszeit als analoger Mensch“ weiterlesen

Veröffentlicht in Alle, Heute

Sozialer Wandel und Bildernutzung

„In vormodernen Zeiten, nehmen wir das 18. Jahrhundert, hat ein Mensch während seines gesamten Lebens nur einige wenige Abbildungen, z.B. in Kirchen oder auf Münzen, vor Augen gehabt. Die Zirkulation von Bildern war sehr gering.“

Dieser Satz von Jochen Lingnau aus dem Sammelband Bildmaschinen und Erfahrung der BILDO Akademie von 1990 verweist auf einen wesentlichen Unterschied zwischen früher und heute.

Wie viele Bilder / Fotos sehen Sie heute täglich? Wie viele dieser Bilder sehen nur sie und die Menschen um sie herum und wie viele sehen auch viele andere Menschen? Welche Bilder sehen heute die meisten Menschen?

Damit sind wir mittendrin in den Veränderungen, die auch unser Handeln bestimmen. Früher war die wirkliche Welt um uns herum die Grundlage unseres Handelns, heute nehmen wir die Fotos, die wir sehen als Grundlage für Handlungen und Entscheidungen.

Die wirkliche und die scheinbare (simuliert bzw. virtuelle) Welt sind kaum noch gegeneinander abgrenzbar.

Eine kapitalistische Gesellschaft (nicht zu verwechseln mit Demokratie) braucht eine Kultur, die auf Bildern beruht. Diese Bilder sind erforderlich, um ununterbrochen zu unterhalten und das Kaufverhalten zu beeinflussen und zu stimulieren. Kameras definieren Wirklichkeit auf zweierlei Art, als Spektakel für die Massen und als Herrschaftsinstrument für die Führer.

Die letzten drei Sätze sind sinngemäß von Susan Sontag und dann kommt noch ein Satz danach:

„Social change is replaced by a change of images.“

Sozialer Wechsel wird ersetzt durch einen Bilderwechsel.

Augenzeugenillusionen werden zur Grundlage von Entscheidungen.

Genau da sind wir und es nimmt zu.

Und nun?

Nun empfehle ich weitere Stellen zum Weiterlesen.

Einmal hier für Hintergrund und Horizont und einmal hier für die Praxis in den Medien sowie dieses Buch.

Machen Sie was damit. Eine Demokratie lebt davon, daß man den Mund aufmacht.

Veröffentlicht in Alle

Visual History oder Geschichte schreiben mit Bildern durch Fotografie

Mein Thema waren und sind die Vergessenen. Über die wollte ich immer schreiben, weil ich es als ungerecht empfand, daß in den Geschichtsbüchern immer die Mächtigen stehen und diese auch den Unterricht bestimmen – sogar nach ihrem Tod.

Ich wollte dazu beitragen, daß die kleinen Leute mit ihren Kämpfen und ihrem Leben nicht vergessen werden (wie ich selbst), damit sie irgendwann in der Gegenwart mit ihren Themen dominieren können.

Und so schrieb ich erst Bücher und versuchte später mit Fotografien und Dokumentarfotografie gegen das Vergessen und für Verbesserungen zu schreiben.

Die Rückkehr der Armut wurde ab der Agenda 2010 zu meinem Thema und die neue Völkerwanderung mit ihrer Bedrohung kam hinzu.

Das findet man einerseits bei bergischer.bildermonat.de und andererseits bei zeitgeist.bergischdigital.de. Im größeren Rahmen ist dies auf dokumentarfotografie.de zu finden.

Ich konnte die visuelle Geschichtsschreibung umsetzen, die die Auswirkungen der politischen Entscheidungen auf die Menschen im öffentlichen Raum zeigt und das soziale Geschehen festhält – klassische Dokumentarfotografie eben.

Aber mehr war nicht drin und ist wohl auch mit Bildern in diesem Rahmen nicht möglich, zumal meine Mikrowelt Remscheid und drumherum war.

Ich sah, wie große Medien weiterhin das Denken und Handeln dominieren. Ich analysierte diese Kraft der Bilder.

Mein Wissen brachte mir Erkenntnisse wie: Sozialer Wechsel wird ersetzt durch einen Bilderwechsel.

Ich habe verstanden.

Es sind die Mächtigen, die bestimmen und die bestimmen auch, was vergessen und übersehen wird.

Und selbstverliebt wird von der herrschenden politischen Klasse fast alles ausgeblendet, was zwar da ist, aber nicht in ihre Interessen passt. Die Interessen sind bestimmt vom eigenen Ego und denen, die sie führen und bezahlen, wenn auch oft indirekt.

Es ist so, daß Politiker regieren und die Mächtigen herrschen. Nur in den USA erleben wir gerade, wie Einer aus der Gruppe der Herrschenden gerade versucht als Politiker auch zu regieren. Das ist was besonderes im aktuellen Zeitgeschehen.

Und so habe ich immer gegen das Vergessen gekämpft und gehofft, visual history in digitalen Zeiten würde auch Bewußtsein schaffen, das im Handeln mündet.

Aber das geht nicht, weil der Aufstieg des kleinen Mannes das Beamtentum ist und damit sofort wieder die bestehenden Verhältnisse stabilisiert werden.

Der Sklave möchte eben Aufseher der Sklaven werden statt die Sklaverei abzuschaffen, wie Gabriel Laub einmal bemerkte.

Wie wahr!

Nun gut, zumindest ist die Wirklichkeit, die ich eingefangen habe, da. Aber es gehört auch zur Wirklichkeit, daß die meisten Menschen so mit ihrer eigenen persönlichen Wirklichkeit beschäftigt sind, daß sie die sozialen Strukturen und Verhältnisse dahinter gar nicht sehen wollen oder können, geschweige denn dagegen angehen wollen.

Anders ausgedrückt und viel besser ausgedrückt hat es Karl Marx: das Sein bestimmt das Bewußtsein.

Und die Welt der Bilder heute stabilisiert den fehlenden Durchblick.

Das System mit seiner repressiven Toleranz ist stärker und die Mehrheit darin will es so behalten.

Für mich ist es bitter, daß meine Kraft nicht ausgereicht hat, um für die Vergessenen, zu denen ich mich auch zähle, mehr zu tun und meine Opferbereitschaft hat vor allem aus mir selbst ein Opfer gemacht, wie ich reflektierend erkennen mußte.

Die Anerkennung der Realität ist die Grundlage für alles, eine Französische Revolution ist nicht in Sicht (auch nicht unbedingt gewünscht), eher eine Art Merkeltilismus als Symbiose von Mächtigen und Regierenden in der repressiven Demokratie, die die soziale Sicherheit als Grundpfeiler demokratischen Handelns mit sozialer Unterwerfung und Kontrolle verknüpft hat (Hartz4) – gegen das geltende Grundgesetz.

Demokratie und Wohlstand sind eine Ehe eingegangen, bei der für den Wohlstand die Demokratie geopfert werden könnte.

Wer weiß ob die Mächtigen dies später in ihren Geschichtsbüchern auch so beschreiben.

Wer weiß, ob Europa Gestalter oder Opfer wird.

So viele Fragen, so großes Denken, so wenig Chancen.

So ist die Welt.

Ich nehme nun die Welt an wie sie ist und wende mich Albert Camus zu:

„Das Elend hinderte mich, zu glauben, daß alles unter der Sonne und in der Geschichte gut sei; die Sonne lehrte mich, daß die Geschichte nicht alles ist. Das Leben ändern, ja, nicht aber die Welt, die ich zu meiner Gottheit machte.“

Veröffentlicht in Alle, Essay

Die Vergessenen und die vergessene Fotografie

Der Buchautor Édouard Louis schrieb auf spiegel.de über seine Kindheitserlebnisse:

„Marine Le Pen sei die einzige, die von uns, von „den kleinen Leuten“ spräche, erklärten sie und machten sich auf ins Wahllokal. Alle anderen Kandidaten würden uns ignorieren.

Das Gefühl der Unsichtbarkeit war das zentrale Element unseres Lebens, war allgegenwärtig und eine Obsession. Kein Tag verging, an dem meine Mutter nicht sagte: „Für uns, die kleinen Leute, interessiert sich niemand. Schon gar nicht die großen Tiere.“ Wenn sie Politiker im Fernsehen sah, schimpfte sie: „Die sind doch alle gleich! Die denken doch nur an sich.

Meine Eltern fühlten sich von der Linken verraten. War die Verteidigung der Schwachen in der Gesellschaft nicht deren Sache gewesen? „Aber heute sind sie alle gleich, links wie rechts“, kommentierten sie, was sie als unnormal empfanden. In diesem „aber“ steckte ihre ganze Enttäuschung und das Gefühl der Verlassenheit, das an ihnen nagte.

Worte wie Hunger, Elend, Ungleichheit, Leiden, Schmerz, Erschöpfung kamen in den Erklärungen der Linken tatsächlich nicht mehr vor. …Kurz nach meinem zwanzigsten Geburtstag schickte ich das Manuskript meines ersten Romans an einen großen Pariser Verlag. In Das Ende von Eddy beschrieb ich jene Welt meiner Kindheit, die Armut und die Ausgrenzung, die ich erlebt hatte. Schon nach gut zwei Wochen erhielt ich Antwort: Sie könnten den Roman nicht veröffentlichen, teilte man mir mit. Das Elend, von dem ich berichtete, hätten wir vor hundert Jahren hinter uns gelassen, die Leser würden nicht glauben, was ich erzählte. Ein solches Buch kaufe keiner, hieß es.“

Dieses Erlebnis habe ich bis heute.

Die Welt aus der ich komme und die ich immer noch erlebe, kommt um mich herum überhaupt nicht vor in der öffentlichen Diskussion.

Und die wachsende Anzahl der Vergessenen trifft nun die Schutzsuchenden, die hier sofort leben können wie Einheimische ohne jemals etwas geleistet zu haben oder leisten zu müssen und mancher fragt sich, welchen Wert noch Staat, Fleiß und Grundgesetz haben.

Denn wer für seine Familie als schutzsuchende Asylanten sofort rechnerisch monatlich über 4000 Euro netto erhält, welchen Ansporn sollte der haben, hier arbeitend mitzumachen?

Echte Sanktionen gibt es nicht, Ausweisung gibt es nicht, Bedingungen für das Bleiben gibt es nicht – aber viel Geld und lebenslange Leistungen, die Inländern bei Arbeitslosigkeit erst nach der Anwendung der Verarmungsregel von Hartz 4 zustehen.

Migrationsforscher warnen fast verzweifelnd vor den Folgen und fragen sich, wo man hier ist. Akzeptanz bedeutet nämlich, daß die aufnehmende Bevölkerung dies annimmt und nicht ablehnt. Dazu würde aber gehören Migranten und Asylanten rechtlich anders zu stellen so daß z.B. Migranten und Asylanten mehr Steuern zahlen müssen und weniger Sozialleistungen erhalten als die, die hier geboren sind und hier gearbeitet haben (wie das in klassischen Einwanderungsländern auch ist und dort auch für Asylberechtigte gilt und übrigens das Erlernen der Sprache zwingende Voraussetzung für das Bleiberecht ist und es dafür nix gibt statt nur Abzüge).

Das geht ohne Probleme, denn es sind zwei paar Schuhe. Man muß sich verdienen dabei sein zu dürfen und nicht erst einmal alles ohne Arbeit erhalten auf Kosten der Einheimischen, denen man seit Jahren immer mehr wegnimmt. Das bedeutet Akzeptanz.

Einfach zu regeln wäre dies mit einer Basissicherung für Asylsuchende, die nach erfolgreicher Integration länger gewährt wird und in den Arbeitsmarkt führen muß und einer echten höheren Grundsicherung (die mehr als das Existenzminimum abdeckt) für arbeitslose Inländer, also Menschen, die hier gearbeitet haben, die je nach Anzahl der sozialversichert gearbeiteten Jahre aufgestockt wird und Erspartes nicht anrechnet und bei der Rente mitzählt. So einfach geht das Grundgesetz und so einfach baut man Hass ab.

Aber es ist wohl politisch anders gewollt: Hartz4 stabilisiert die wachsende Ungerechtigkeit und die vorhandenen Machtverhältnisse, weil das Volk mehr kontrolliert wird als in der DDR und natürlich bei den Nazis.

Man vergaß wohl bewußt die, die diese Gesellschaft tragen oder vor der Arbeitslosigkeit getragen haben.

Stattdessen wird über die berichtet, die sich tragen lassen und es wird mit viel Geld alles getan, um ja keine Debatte über die zu führen, die dies alles tragen und ertragen.

Dabei müßten die, die hier gearbeitet haben, belohnt werden und nicht bestraft werden.

Insofern handelt es sich um bewußt „vergessene“ Fotografie, die nicht zeigt, was bei vielen Millionen von Staatsbürgern hier real an sozialer Armut durch materielle Armut vorherrscht.

Die in Deutschland aus sicheren EU-Ländern angekommenen Asylanten wurden und werden hier aber gerne fotografiert und exponiert ausgestellt, die vergessenen Inländer werden so gut wie nie fotografiert. Die betteln dafür u.a. in der Elberfelder City.

Und sie werden z.T. sogar beschimpft, wenn sie nun die wählen, die sie als Einzige ansprechen und ihnen Hoffnung geben.

Was für eine Zeit!

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Wenn die Gesellschaft kaputt ist kann man die Antwort nicht googlen

Dennoch kann die Gesellschaft auf kranke Art funktionieren. Zumindest ist dies in Teilbereichen der Fall. So kann die Behandlung von Krankheiten erfolgen, auch wenn es sinnvoller wäre, Krankheiten zu vermeiden.

Und wenn eine Gesellschaft kein Grundeinkommen will (ob bedingungslos oder nicht ist eine andere Frage) dann ist der Konsum (k)eine Lösung, so wie es Hans A. Pestalozzi formulierte:

„Wir geben uns noch immer der Fiktion hin, dass wir arbeiten, um leben zu können. Die neueste Errungenschaft unseres Systems ist jedoch, dass wir dringend mehr konsumieren müssen, damit genügend Arbeitsplätze da sind…. Begegnen wir solchen Perversitäten nicht auf Schritt und Tritt? „Wenn die Gesellschaft kaputt ist kann man die Antwort nicht googlen“ weiterlesen

Veröffentlicht in Essay, Zeitgeschichte

Soziale Kämpfe im Ruhrgebiet und im Bergischen Land zwischen 1987 und 2010

Es hat knapp dreißig Jahre gedauert bis die Fotos von Michael Kerstgens über den Stahlarbeiterstreik in Duisburg-Rheinhausen 1987 als Buch erschienen sind. Dieses Buch wurde u.a. durch die Hans-Böckler-Stiftung gefördert. Es ist ein gutes Buch geworden und es erinnert mich an meine eigenen Erlebnisse.

Michael Kerstgens zeigt Fotos von 1987 bis 1993 als im Walzwerk in Hagen die letzte Schicht war und symbolisch das Ende des gesamten sozialen Konstruktes.

Und im Bergischen Land ging es dann weiter.

Ich erinnere mich noch wie heute. Am 1. September 1992 fand eine Betriebsversammlung bei  einer großen Remscheider Firma statt. Dort wurde verkündet, daß das Werk aus Remscheid nach Ostdeutschland verlagert wird, weil dort quasi alles subventioniert wurde und die Löhne niedriger waren. Die Entscheidung war die unternehmerisch logische Folge politischer Vorgaben nach der Wiedervereinigung. Auf dieser Versammlung sagte ein Beschäftigter, er könne auch für die Hälfte arbeiten, wenn die Preise und Mieten sich halbieren würden. Aber das war natürlich politisch nicht gewollt. Und so kam es wie es kommen mußte.

Das war der Auftakt und danach wurde es von Jahr zu Jahr schlimmer in der Region Remscheid/Solingen/Hückeswagen etc.

Meine persönlichen Erlebnisse mit Arbeitsplatzabbau und Sozialabbau „gipfelten“ erstmalig im Kampf um das Mannesmann-Werk in Remscheid 1999 und 2000.

Dabei waren die Interessen innerhalb des Konzerns, der Betriebsräte und der IG Metall je nach Ebene und Funktion sehr unterschiedlich, oft diametral entgegengesetzt wie ich rückblickend im Laufe von Jahren in einem sozialen Puzzle zusammensetzen konnte. Aber Einzelne auch in der IG Metall setzten sich über alle Widerstände hinweg und gaben so den Kämpfenden vor Ort ihre Selbstachtung  zurück, auch wenn dies das Ende ihrer Karriere war.

Mannesmann und Krupp waren eben echt mitbestimmt und deshalb ist die Verantwortung von Arbeitnehmervertretern auch eine andere gewesen als bei der Pseudomitbestimmung, die durch die zweite Stimme des Vorsitzenden immer ausgehebelt werden kann. Das Ganze hat dadurch eine andere politische Qualität. Doch dies nur am Rande.

Ich komme darauf, weil ich mich nach der Beschäftigung mit dem Buch von Michael Kerstgens so genau daran erinnere. In der Bevölkerung in Remscheid war die gleiche Solidarität wie in Rheinhausen und die Abläufe waren denen so ähnlich, daß das Buch von Michael Kerstgens bei mir alte Wunden aufgerissen hat.

Das Ganze nahm mich auch persönlich sehr mit. Und mit Mannesmann endete die Deindustrialisierung ja nicht. Es war kein Umbau es war fast nur Abbau. Die Ursachen waren rein politisch und nicht alternativlos.

So ist meine digitale Dokumentation über den Kampf um Mannesmann in Remscheid 1999/2000 die logische Fortsetzung der gedruckten Dokumentation über den Kampf in Duisburg-Rheinhausen 1987/1988. 

Soziale Kämpfe zwischen Ruhr und Rhein entlang der Wupper.

Erwähnen möchte ich an dieser Stelle ausdrücklich noch das Buch von Horst-Dieter Zinn, das online verfügbar ist. Er fotografierte damals in Hattingen bei der Schließung der Henrichshütte bis 1987 nicht die Kämpfe sondern die Menschen, die davon und darum lebten. Es ist ein wunderbares Buch geworden, ein Dokument über die soziale Landschaft in Hattingen und ein echtes Stück Erinnerungskultur mit dem desillusionierenden und dokumentierenden Titel „Eine Heimat geht bankrott“.

Damit zurück zum Bergischen Land.

Die Region vor dem Ruhrgebiet im Bergischen Land zerbröckelte industriell praktisch, weil die Politik nur öffentliche Gelder für den Strukturwandel im Ruhrgebiet bereitstellte. Die Landes- und Bundespolitiker zuckten immer nur mit den Schultern, wenn Geld für den Strukturwandel in Remscheid, Solingen und Umgebung gefordert wurde. Da kam nichts.

Dafür kamen Firmenpleiten und Verlagerungen in einem bis dahin ungeahnten Ausmaß jenseits eines Weltkrieges.

Auch das dokumentierte ich fotografisch mit Beispielen unter dem Titel 15 Blicke auf das Arbeitsleben bis zu dem Versuch, die Agenda 2010 mit der Rente ab 67 zu verhindern, die den Arbeitnehmern dann den Rest gab.

Alles endete in diesem Ausmaß ungefähr 2010 als die Agenda 2010 voll wirkte und der soziale Kahlschlag in Deutschland als asoziale Meisterleistung politisch gefeiert wurde.

Regional betrachtet sind damit wesentliche Kämpfe mit Symbolcharakter, die die Machtverhältnisse und die politisch gemachten sozialen Veränderungen und Verwerfungen zeigen, fotografisch dokumentiert und stehen als Teil des visuellen Gedächtnisses dieser Region zur Verfügung.

Nicht alles ist gedruckt aber alles ist präsent und öffentlich und zumindest meine Dokumentationen sind digital offen sichtbar.

Alle Fotos sind Kinder ihrer Zeit. Michael Kerstgens hat damals die analogen Reportagefotos in Schwarzweiß gemacht, ich habe die ersten digitalen Fotos in Farbe mit kleinen Kompaktkameras gemacht und versucht, diese schon 1999 in die Internetwelt zu tragen mit der Domain solidaritaet.de.

Heute übernehmen dies nur zum Teil soziale Netzwerke, weil diese ja auch Ausdruck von Machtverhältnissen sind.

Was sich zwischen Ruhr und Rhein getan hat ist nun mit Fotos aktualisiert verfügbar.

Die Fotos tun heute natürlich nur noch denen weh, die damals Erlebnisse hatten, die sich einprägten. Für alle anderen sind sie oft eher langweilig, weil sie Nüchternheit, Funktionalität und Industrielle Zivilisation zeigen, eben die sichtbaren Elemente einer eher unsichtbaren sozialen Landschaft, die nur bei sozialen Ereignissen mal sichtbar wird.

In Duisburg-Rheinhausen war Franz Steinkühler, in Remscheid Klaus Zwickel und Peer Steinbrück und Wolfgang Clement. Wolfgang Clement malte man sogar ein großes Porträt, weil er als Hoffnungsträger galt. Aber bei ihm hatten sich ja alle gründlich getäuscht.

Das visuelle Gedächtnis der Region ist nun besser sichtbar. Die sozialen Narben der Beteiligten und Betroffenen sind nur persönlich spürbar.

Aber ohne das Buch von Michael Kerstgens hätte ich den Blick nicht noch einmal so auf das Geschehen gelenkt und meine Bilder im Kopf herausgeholt. Sich dem zu stellen bedeutet damit zu leben.

Es gab kein Happyend.

Es ist vor Ort vorbei und es gibt neue Herausforderungen.

Das Soziale ist eben Schicksal und Chance des Menschen und wird es bleiben.

Und Macht wird nur durch Gegenmacht begrenzt, auch in Organisationen.

Das bleibt.

Veröffentlicht in Essay

Arbeit führt wieder zu Elend – wenn man aus der Geschichte nichts lernt

„Aber wessen Dasein Arbeit heißt, dessen Ende ist immer Elend.“

Das schrieb Erich Grisar 1932 und wir dachten in der Bundesrepublik, daß wir diesen Zustand überwunden hätten. Doch dann kam die Sozialdemokratie und führte gemeinsam mit den Grünen unter dem Jubel von CDU und FDP die Armut wieder ein. „Arbeit führt wieder zu Elend – wenn man aus der Geschichte nichts lernt“ weiterlesen

Veröffentlicht in Buch, Neuzeit

Ruhrgebietsfotografien 1928–1933 von Erich Grisar

Es ist vielleicht eines der gehaltvollsten Fotobücher zur Dokumentarfotografie in Deutschland überhaupt. Der Dortmunder Schriftsteller und Fotograf Erich Grisar war fast vergessen und nun sieht man im Rückblick, daß es ohne ihn keine Blicke auf die soziale Vergangenheit des Ruhrgebietes in dieser Art geben würde. Was für ein Lob für einen leider Toten, der seine Lebenszeit bewußt und klar aufgezeichnet hat mit Kamera und Schreibmaschine! „Ruhrgebietsfotografien 1928–1933 von Erich Grisar“ weiterlesen