Nietzsche hat sich ausprobiert, er war kein Einheitsdenker. Weil er vielfältig und experimentell schrieb, ist er für alles und jeden bis heute ein Vorbild geworden. „Nietzsche und die Folgen von Andreas Urs Sommer“ weiterlesen
Nietzsche und die Folgen von Andreas Urs Sommer
Candide oder die beste aller Welten von Voltaire
„Endlich hatte die Fehd‘ ein Ende; die beiden Könige ließen das Te Deum in ihren Lagern anstimmen. Derweil faßte unser Kandide den Entschluß, in andern Gegenden über Wirkungen und Ursachen zu philosophieren; stieg über die Haufen der Toten und Sterbenden weg und arbeitete sich in einen nahbelegnen Aschenhaufen vom Dorfe herein. Es hatte vor kurzem den Abaren gehört, und die Bulgaren hatten es dem Völkerrechte gemäß abgebrannt. Greise lagen hier, die Wund‘ an Wunde hatten und neben sich ihre zermetzelten Weiber mußten hinsterben sehn, an deren blutenden Brüsten ihre Säuglinge zappelten; dort gaben Jungfrauen ihren Geist auf, deren jegliche einem Halbdutzend Helden ihre Naturbedürfnisse hatte stillen müssen und nachher war entbaucht worden; hier schrien andre, deren Leichnam halbverbrannt war: man möcht‘ ihnen nur den Rest geben. Die ganze Erde war mit Gehirnen übersät und mit Armen und Beinen.“
Damit sind wir in der besten aller möglichen Welten angekommen. „Candide oder die beste aller Welten von Voltaire“ weiterlesen
Die Elenden von Anna Mayr
Gut gemacht, gut geschrieben und gut zu lesen. So könnte man Stil und Inhalt des Buches zusammenfassen.
„Warum unsere Gesellschaft Arbeitslose verachtet und sie dennoch braucht“ lautet der Untertitel deses Buches.
Nun also die Kinder.
Als der Kampf gegen Hartz 4 und die Agenda 2010 begann und in den Jahren danach schrieben vor allem die, die es verhindern wollten, über das, was passieren wird.
Und jetzt schreiben die Kinder der Eltern, die politisch gewollt darin aufwachsen mußten. „Die Elenden von Anna Mayr“ weiterlesen
Todesmarsch 1945 von Herbert Naumann
„Vom 13. April bis zum 9. Mai 1945 mussten 2400 Häftlinge der Außenstelle Leipzig des KZ Buchenwald einen über 500 Kilometer langen Marsch absolvieren, auf dem 2150 von ihnen ermordet wurden oder vor Erschöpfung starben. Der Fotograf Herbert Naumann hat nach jahrelangen Recherchen den Verlauf dieses Todesmarsches minutiös rekonstruieren können und dabei Berichte von Überlebenden und zeitgenössische Dokumente aufgespürt. „Todesmarsch 1945 von Herbert Naumann“ weiterlesen
Persönliche Erinnerungskultur und die Rolle der Fotografie heute
Fragen
Wenn ein Haus leergeräumt wird, finden sich oft an den Wänden und in den Schubladen alte Fotos, die keiner mehr will. Diese Fotos hatten für die Besitzer aber einen persönlichen Erinnerungswert.
Wenn heute ein Unternehmen seine Geschichte aufarbeiten will, dann wird ein Historikerbüro beauftragt, das die vorgefundenen Materialien sichtet und daraus ein Buch, eine Webseite oder sonst etwas macht.
Wenn früher ein Foto ausreichte, um die gesamte Kindheit darzustellen und heute allein von dem Baby mehr digitale Fotos auf Handys existieren als je zuvor, was macht man dann damit in zehn Jahren?
Wenn Unternehmen heute zwar Videoüberwachung haben aber Produktion und Verlagerung just in time nur noch die Funktion betonen, welche Rolle spielt dabei dann die Erinnerung?
Diese vier W-Absätze mögen der Einstimmung dienen, um mich dem Thema zu nähern. „Persönliche Erinnerungskultur und die Rolle der Fotografie heute“ weiterlesen
Vincent Jarousseau, Die Wurzeln des Zorns
Visual History in seiner besten Form ist in diesem Buch zu finden.
„Aus dem Alltag von Menschen, die in unserer Gesellschaft nicht mehr zählen“ lautet der Untertitel des Buches.
Hier hat ein Dokumentarfotograf ein Buch gemacht, das Fotos mit Grafiken und erzählenden Sprechblasen mischt, eine sogenannte Graphic Novel.
Es ist eine gute Mischung geworden, die das Thema über Fotos viel sichtbarer und einsehbarer macht als es ein Text allein könnte. „Vincent Jarousseau, Die Wurzeln des Zorns“ weiterlesen
Das verfallene Haus des Islam von Ruud Koopmans
„Wie das Christentum hat auch der Islam in seiner Geschichte viele Gesichter gezeigt, von den schönsten Beispielen der Nächstenliebe bis hin zu den schrecklichsten Formen von Sklaverei und Völkermord. Das Einzige, was sie alle gemeinsam hatten, war, dass sich diejenigen, die diese Wohl- und Gräueltaten vollbrachten, ausnahmslos durch die Heiligen Schriften ihrer Religion legitimiert fühlten.“ „Das verfallene Haus des Islam von Ruud Koopmans“ weiterlesen
Eberhard Klöppel, Das Mansfelder Land 1974–1989 Bildband
- Ich habe hier eine außergewöhnlich gute Perle der Dokumentarfotografie gefunden.
Der Fotograf Eberhard Klöppel hat im Mitteldeutschen Verlag ein Fotobuch veröffentlicht, das am Beispiel des Mansfelder Landes durch Fotos mit großer dokumentarischer Kraft zeigt, wie es war bis zur Wende. Hinzu kommt der Längsschnitt und der Querschnitt durch die Zeit, der dies alles als Gesamtbild erfahrbar macht.
So muß ein dokumentarfotografisches Buch sein, das soziale Fotografie, Zeitgeschehen und das Leben vor Ort über viele Jahre darstellt. Es ist einfach großartig, weil es ungeschönt aber wohlwollend zeigt, wie es eigentlich gewesen ist.
Wenn Fotos noch eine dokumentierende Funktion haben, dann ist sie hier zu sehen.
Rückblickend ist dieses Buch aber noch viel mehr. Es ist eine detailreiche und spannende visuelle Geschichte über das Leben in der DDR.
„Eberhard Klöppel, Das Mansfelder Land 1974–1989 Bildband“ weiterlesen
Finsterzeit von Alfonso Pecorelli
Wie schnell der „Virus der Unmenschlichkeit“ Menschen zu Bestien macht, zeigt die grafische Erzählung von Alfonso Pecorelli.
In wunderbaren Illustrationen von Pascal Scheidegger mit erzählenden Texten von Alfonso Pecorelli werden Aufstieg und Bösartigkeit des Nationalsozialismus geschildert. „Finsterzeit von Alfonso Pecorelli“ weiterlesen
Jetzt ist es Geschichte
Wenn aus Gegenwart Vergangenheit wird – wann ist der entscheidende Moment? „Jetzt ist es Geschichte“ weiterlesen
Bergisches Protokoll oder hinter dem medialen und digitalen Nebel ist immer noch die Klassengesellschaft
Nach dem Ende des Sozialismus galt Marx als überholt, weil Menschen nun mal den Widerspruch leben – obwohl auch die Umstände mitentscheiden.
Marx steht u.a. für folgende Aussage: „Die Kritik der Religion endet mit der Lehre, daß der Mensch das höchste Wesen für den Menschen sei, also mit dem kategorischen Imperativ, alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist. Verhältnisse, die man nicht besser schildern kann als durch den Ausruf eines Franzosen bei einer projektierten Hundesteuer: Arme Hunde! Man will euch wie Menschen behandeln! “
Und Freiheit? „Bergisches Protokoll oder hinter dem medialen und digitalen Nebel ist immer noch die Klassengesellschaft“ weiterlesen
Antisemitismus heute Michael Wolfssohn im Gespräch
„Wenn Medien, Politiker und Stammtisch sagen, die größte Gefahr komme von rechts, kann ich das historisch und psychologisch verstehen. Denn der Holocaust, der bekanntlich von Rechtsextremisten – also den deutschen Nationalsozialisten – verübt worden ist, war kein muslimisches und auch kein linkes Phänomen.“ „Antisemitismus heute Michael Wolfssohn im Gespräch“ weiterlesen
Bleibt wer schreibt oder bleibt wer zeigt – was bleibt?
Wer schreibt der bleibt war mein in den Kopf gesetztes Motto, weil es ja die Bücher gibt, die mich noch heute bewegen.
Aber was bleibt? „Bleibt wer schreibt oder bleibt wer zeigt – was bleibt?“ weiterlesen
Wichtigkeit und Grenzen lokaler Geschichtsschreibung
Ich möchte mit diesem Text eigene Eindrücke und Erfahrungen reflektieren. Viele andere Dinge zu diesem Thema im Bereich Geschichte vor Ort, Geschichte von unten etc. sind schon früher von anderen aufgeschrieben worden. „Wichtigkeit und Grenzen lokaler Geschichtsschreibung“ weiterlesen
Die drei wichtigsten Bücher unserer Zeit in Deutschland
Jede Zeit hat ihre Chronisten und Geschichtsschreiber. Zeitgeist und Zeitgeschichte in Büchern zu finden ist da nicht immer möglich. Aber aktuell gibt es drei Bücher, die zusammen zeigen, wie unser Zeitgeist aussieht, was uns gerade bestimmt und was bei uns geschehen ist.
- Was bestimmt unsere Zeit,
- was ist in den Köpfen der politisch denkenden Menschen,
- was bestimmt das Handeln der politischen Klasse bei ihrem Eigennutz noch,
- was bewegt die Menschen vor Ort wirklich?
„Die drei wichtigsten Bücher unserer Zeit in Deutschland“ weiterlesen
Siegfried Wittenburg, Leben in der Utopie. Fotografien 1980-1996
Klugerweise hat der Mitteldeutsche Verlag dieses Buch noch einmal aufgelegt. „Siegfried Wittenburg, Leben in der Utopie. Fotografien 1980-1996“ weiterlesen
Von Wupperseiten zu Wupperlens – ein visuelles Bergisches Geschichtsbuch
Sichtbares und Gesehenes festzuhalten ist die Aufgabe eines selbsternannten visuellen Chronisten. Der ständige Wandel der äußeren Umstände ist Kennzeichen unserer sichtbaren sozialen Welt. Die unsichtbare Welt mit ihren Herrschaftsstrukturen wird dabei teilweise sichtbar. „Von Wupperseiten zu Wupperlens – ein visuelles Bergisches Geschichtsbuch“ weiterlesen
Die Welt von gestern in Farbe
Der Historiker Dan Jones und die Künstlerin Marina Amaral haben ein Fotobuch herausgegeben, das es in sich hat. Die beiden Autoren erzählen hier mit Bildern eine Geschichte vom Krimkrieg bis zum Kalten Krieg und von der Dampfmaschine bis zur Raumfahrt.
Entscheidend ist in diesem Buch nach der Auswahl das Kolorieren der Fotos: „Die Welt von gestern in Farbe“ weiterlesen
Die Seidenstrasse von Susan Whitfield (Hg.)
Man kann den Zauber dieses Buches kaum in Worte fassen. Das Wort Seidenstraße dient dabei als Metapher, um den Zusammenhang von Völkern und Kulturen zwischen Handel und Wandel auf der Welt darzustellen. „Die Seidenstrasse von Susan Whitfield (Hg.)“ weiterlesen
Die fotografische Inszenierung des Verbrechens. Ein Album aus Auschwitz
„Mit der Fertigstellung des Krematoriums III in Auschwitz Birkenau Ende Juni 1943 waren dort sämtliche Mord- und Verbrennungsanlagen funktionsfähig, die zusammen mit dem alten Krematorium in Auschwitz I 4756 Menschen am Tag einäschern konnten. Stolz benachrichtigte Karl Bischoff, Leiter der Zentralbauleitung der Waffen-SS und Polizei Auschwitz, Hans Kammler über die „Leistung“ und Daten der Anlagen: 1440 Leichen pro Krematorium II und III sowie 768 Leichen pro Krematorium IV und V.“
Dieser kleine Textausschnitt von Seite 30 des Buches von Tal Bruttmann, Stefan Hördler und Christoph Kreutzmüller zeigt, was für eine Tiefe und Detailgenauigkeit die Autoren an den Tag legen. „Die fotografische Inszenierung des Verbrechens. Ein Album aus Auschwitz“ weiterlesen
„Dieser Betrieb wird bestreikt“ hrsg. vom Technoseum Mannheim
Bilder- und Lesebuch zu Streik und Aussperrung 1963 in Mannheim – so lautet der Untertitel zu diesem höchst interessanten Buch. „„Dieser Betrieb wird bestreikt“ hrsg. vom Technoseum Mannheim“ weiterlesen
Der Goldene Atlas von Edward Brooke-Hitching
„Der vorliegende Atlas verbindet die Geschichten und Abenteuer der Entdecker mit den Abbildungen der schönsten Karten, die bis heute erhalten sind.“
Und so entsteht ein Panorama der Entdeckungen mit vielen schönen Textbeiträgen. „Der Goldene Atlas von Edward Brooke-Hitching“ weiterlesen
Die Öffnung der Welt von Angelos Chaniotis
„Eine Globalgeschichte des Hellenismus“ will der Autor schreiben und es gelingt ihm. Sein neuer Blick auf eine alte Zeit wird zu einer faszinierenden Reise in unsere Gegenwart, die bis zur letzten Seite klug und scharfsinnig ist. „Die Öffnung der Welt von Angelos Chaniotis“ weiterlesen