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Digitaler Textismus – Immer mehr Menschen produzieren immer mehr Texte

Ob es jemals eine Epoche gab in der so viele Texte zur Verfügung standen?

Im deutschsprachigen Raum beobachte ich den digitalen Akademismus: immer mehr Akademiker produzieren immer mehr Texte. Das ist auch logisch. Um die eigene Arbeit zu dokumentieren und zu legitimieren sind Texte wesentlich und wenn es beruflich nicht so läuft sollten Texte natürlich Aufmerksamkeit verschaffen. Und so gibt es immer mehr Gründe für noch mehr Texte. Und erweitert um Nicht-Akademiker bzw. Lebenspraktiker lande ich beim digitalen Textismus.

So ersäuft man in der Masse, wenn man sich nicht freischwimmt.

Wenn ich nur ein paar von denen nehme, die schon filtern und ordnen neben den unzähligen anderen Blogs und darauf schaue

dann wird deutlich, daß nur mit gezielter Suche und knallharter Auswahl ein echter Informationsgewinn noch möglich ist.

Die Auswahl bzw. das auswählende Lesen nehmen immer mehr Zeit in Anspruch.

Umgekehrt gilt, um einen relativ kurzen und lesbaren Artikel zu schreiben (wie hier), ist der Aufwand ziemlich hoch.

Hinzu kommen die vielen einzelnen und guten Blogbeiträge  an unendlich vielen Stellen im Netz und wer mehrere Sprachen kann, der hat noch viel mehr Auswahl, wobei google und bing immer die Vorauswahl treffen.

Von Videos ganz zu schweigen ….

So ist der Fachmann derjenige, der von immer weniger immer mehr weiß, bis er von nichts alles weiß:

„Habe nun, ach! Philosophie,
Juristerei und Medizin,
Und leider auch Theologie
Durchaus studiert, mit heißem Bemühn.
Da steh ich nun, ich armer Tor!
Und bin so klug als wie zuvor;
Heiße Magister, heiße Doktor gar …“

Es bleibt beim Einblick und der Einsicht: Habe Mut dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!