Ich möchte mit diesem Text eigene Eindrücke und Erfahrungen reflektieren. Viele andere Dinge zu diesem Thema im Bereich Geschichte vor Ort, Geschichte von unten etc. sind schon früher von anderen aufgeschrieben worden.
Wichtigkeit und Grenzen lokaler Geschichtsschreibung
Nichts von Ludger Lütkehaus
Da hat ein Professor vor einigen Jahrzehnten ein Buch geschrieben, das 2022 in einer neuen Auflage von 2014 noch bei zweitausendeins verkauft wird.
Also habe ich mir “Nichts” gekauft und gelesen.
Ich und meine Geschichtsschreibung in Wort und Bild
Heute kann man Geschichtsschreibung in Wort und Bild umsetzen. Die Fotos zeichnen Momente und Elemente in Situationen auf und die Worte ordnen ein.
Und dann ist ein Zeitraum irgendwann vorbei und eine neue Zeit beginnt.
Neue Globalgeschichte
“Eine Chronik der Menschheit von Lucy bis Greta” lautet der Untertitel.
Geschichtsschreibung verändert sich und populär zu schreiben, ohne dabei das Wesentliche zu vergessen, ist eine große Kunst. Hier haben sich einige Fachleute mit Erfolg zusammengesetzt und ein Buch für eine neue Zeit gemacht.
Napoleons Welt, Ein Zeitalter in Bildern von Ute Planert
“Vom Ende des Alten Reiches zur Neuordnung Europas: wie Napoleon die Welt veränderte” ist eine treffende Beschreibung für den Rahmen des Buches.
Sie nannten es Arbeit. Eine andere Geschichte der Menschheit von James Suzman
“Auch Michelle gilt meine Liebe und mein Dank – für alles, nicht zuletzt für deine magische Gabe, einige der sperrigen Ideen dieses Buches in eine wunderbare Bildsprache zu übersetzen.”
Diese Worte aus dem Anhang geben die Richtung dieses Buches vor.
Die Geschichte der Fotografie von Paul Lowe
„Da es in diesem Buch um Fotografie und nicht um Geschichte geht, wurden viele berühmte Bilder nicht aufgenommen, die uns weniger über das Medium als über die Situation erzählen.“ Mit diesem Ansatz hat Paul Lowe ein Buch erstellt, das uns nun wirklich viel über die Fotografie und ihre Geschichte erzählt.
Es entstand ein Buch das textlich und visuell eine wahre Wonne ist.
Zeuge Waldeck. Das erfundene Leben des Rolf vom Busch von Viola Meike und Sarah Baldy
Das Leben schreibt die besten Geschichten. Rolf vom Busch aus Remscheid war ein Mann, der als Sexualmörder verurteilt wurde, weil er seinem Sexpartner die Kehle durchschnitt und die Hoden abtrennte. Dafür wurde er später “entmannt”.
Damit nicht genug behauptete er, mit Hitler im Hotel Kaiserhof Sex gehabt zu haben.
Vietnam – ein Krieg in Bildern von Berthold Petzinna / Renatus Schenkel (Hg)
Bildforschung konkret auf feinste Weise wird uns in diesem Buch aus dem Mitteldeutschen Verlag präsentiert. Wenn man wissen will, wie man heute über Fotografie forschen kann, dann sollte man dieses Buch lesen.
Bilder einer Diktatur. Zur Visual History des “Dritten Reiches” von Gerhard Paul
“Das faschistische Bild erweist sich als dominant gegenüber dem Bild des Faschismus” Mit diesem Zitat von Georg Seeßlen problematisiert Gerhard Paul in der Einleitung seines großartigen Buches “Bilder einer Diktatur” das Problem unserer Bilder im Kopf und der Realität der Welt. Denn die Bilder der Nazizeit, die wir im Kopf haben, sind oft von Nazis gemacht wurden und zeigen, was wir sehen und behalten sollen.
Wenn eine neue Epoche beginnt
“Dieses Mal beginnt jedoch nicht nur ein neuer 20-jähriger Zyklus, sondern auch einer, der die Welt für die nächsten zwei Jahrhunderte prägen wird.
Michel Onfray, Wir brauchen keinen Gott
“Das Alte Testament kommt auf rund 3500 Seiten, das Neue Testament auf rund 900 Seiten und der Koran auf rund 750 Seiten… Alle drei grundlegenden Bücher sind voller Widersprüche. Jede Aussage wird oft noch im gleichen Atemzug wieder zurückgenommen… Jude, Christ oder Muslim – jeder schöpft nach seinem Belieben aus der Thora, den Evangelien oder dem Koran und findet dort nach Bedarf, was er braucht….
Die Russenbäume von Naumburg
Die DDR ist schon mehr als 30 Jahre vorbei und die russische Besatzung auch. Langsam verlieren sich auch die Zeichen der Menschen aus dieser Zeit.
In Naumburg an der Saale gab es eine große militärische Siedlung, die schon zu Zeiten der Wehrmacht existierte und dann von den russischen Soldaten genutzt wurde. Naumburg war schon früher Garnisonsstadt.
Die Kaiser und die Säulen ihrer Macht
“Karl der Große ließ sich bei Hof als König David ansprechen.”
Hätten Sie es gewußt?
Ein opulenter Bild- und Textband ist erschienen, der sicherlich als Referenzwerk dienen wird. Er ist gut geschrieben und spannend und beschreibt unsere Geschichte mitten in Europa neu.
Magnus Brechtken, Der Wert der Geschichte. Zehn Lektionen für die Gegenwart
“Wenn ein Busfahrer dieselbe Steuer zahlen musste wie der millionenschwere Unternehmer, war das in Ordnung, denn es stand dem Busfahrer ja frei, selbst Millionär zu werden! Hier liegt das Problem des Siegeszuges jener Vorstellungen, die seit den 1980er Jahren als Neoliberalismus bekannt sind und bis in unsere Gegenwart wirken. Die Dynamik des Wandels und die entsprechenden Folgen für die Lebenschancen des Einzelnen wurden regelmäßig ignoriert… Deshalb ist die ordnende Struktur von Staat, Gesellschaft und Solidargemeinschaft unverzichtbar.”
Diese Gedanken stehen auf Seite 218 des Buches von dem Historiker Magnus Brechtken.
300 Jahre Selfies
Nietzsche und die Folgen von Andreas Urs Sommer
Nietzsche hat sich ausprobiert, er war kein Einheitsdenker. Weil er vielfältig und experimentell schrieb, ist er für alles und jeden bis heute ein Vorbild geworden.
Candide oder die beste aller Welten von Voltaire
“Endlich hatte die Fehd’ ein Ende; die beiden Könige ließen das Te Deum in ihren Lagern anstimmen. Derweil […]
Die Elenden von Anna Mayr
Gut gemacht, gut geschrieben und gut zu lesen. So könnte man Stil und Inhalt des Buches zusammenfassen.
„Warum unsere Gesellschaft Arbeitslose verachtet und sie dennoch braucht“ lautet der Untertitel deses Buches.
Nun also die Kinder.
Als der Kampf gegen Hartz 4 und die Agenda 2010 begann und in den Jahren danach schrieben vor allem die, die es verhindern wollten, über das, was passieren wird.
Und jetzt schreiben die Kinder der Eltern, die politisch gewollt darin aufwachsen mußten.
Todesmarsch 1945 von Herbert Naumann
“Vom 13. April bis zum 9. Mai 1945 mussten 2400 Häftlinge der Außenstelle Leipzig des KZ Buchenwald einen über 500 Kilometer langen Marsch absolvieren, auf dem 2150 von ihnen ermordet wurden oder vor Erschöpfung starben. Der Fotograf Herbert Naumann hat nach jahrelangen Recherchen den Verlauf dieses Todesmarsches minutiös rekonstruieren können und dabei Berichte von Überlebenden und zeitgenössische Dokumente aufgespürt.
Persönliche Erinnerungskultur und die Rolle der Fotografie heute
Fragen
Wenn ein Haus leergeräumt wird, finden sich oft an den Wänden und in den Schubladen alte Fotos, die keiner mehr will. Diese Fotos hatten für die Besitzer aber einen persönlichen Erinnerungswert.
Wenn heute ein Unternehmen seine Geschichte aufarbeiten will, dann wird ein Historikerbüro beauftragt, das die vorgefundenen Materialien sichtet und daraus ein Buch, eine Webseite oder sonst etwas macht.
Wenn früher ein Foto ausreichte, um die gesamte Kindheit darzustellen und heute allein von dem Baby mehr digitale Fotos auf Handys existieren als je zuvor, was macht man dann damit in zehn Jahren?
Wenn Unternehmen heute zwar Videoüberwachung haben aber Produktion und Verlagerung just in time nur noch die Funktion betonen, welche Rolle spielt dabei dann die Erinnerung?
Diese vier W-Absätze mögen der Einstimmung dienen, um mich dem Thema zu nähern.
Vincent Jarousseau, Die Wurzeln des Zorns
Visual History in seiner besten Form ist in diesem Buch zu finden.
„Aus dem Alltag von Menschen, die in unserer Gesellschaft nicht mehr zählen“ lautet der Untertitel des Buches.
Hier hat ein Dokumentarfotograf ein Buch gemacht, das Fotos mit Grafiken und erzählenden Sprechblasen mischt, eine sogenannte Graphic Novel.
Es ist eine gute Mischung geworden, die das Thema über Fotos viel sichtbarer und einsehbarer macht als es ein Text allein könnte.
Das verfallene Haus des Islam von Ruud Koopmans
„Wie das Christentum hat auch der Islam in seiner Geschichte viele Gesichter gezeigt, von den schönsten Beispielen der Nächstenliebe bis hin zu den schrecklichsten Formen von Sklaverei und Völkermord. Das Einzige, was sie alle gemeinsam hatten, war, dass sich diejenigen, die diese Wohl- und Gräueltaten vollbrachten, ausnahmslos durch die Heiligen Schriften ihrer Religion legitimiert fühlten.“
Eberhard Klöppel, Das Mansfelder Land 1974–1989 Bildband
Ich habe hier eine außergewöhnlich gute Perle der Dokumentarfotografie gefunden. Der Fotograf Eberhard Klöppel hat im Mitteldeutschen Verlag […]
Finsterzeit von Alfonso Pecorelli
Wie schnell der „Virus der Unmenschlichkeit“ Menschen zu Bestien macht, zeigt die grafische Erzählung von Alfonso Pecorelli.
In wunderbaren Illustrationen von Pascal Scheidegger mit erzählenden Texten von Alfonso Pecorelli werden Aufstieg und Bösartigkeit des Nationalsozialismus geschildert.