Veröffentlicht in Alle, Bergisches

Zeuge Waldeck. Das erfundene Leben des Rolf vom Busch von Viola Meike und Sarah Baldy

Das Leben schreibt die besten Geschichten. Rolf vom Busch aus Remscheid war ein Mann, der als Sexualmörder verurteilt wurde, weil er seinem Sexpartner die Kehle durchschnitt und die Hoden abtrennte. Dafür wurde er später „entmannt“.

Damit nicht genug behauptete er, mit Hitler im Hotel Kaiserhof Sex gehabt zu haben. „Zeuge Waldeck. Das erfundene Leben des Rolf vom Busch von Viola Meike und Sarah Baldy“ weiterlesen

Veröffentlicht in Alle, Bergisches, Essay

Bergisches Protokoll oder hinter dem medialen und digitalen Nebel ist immer noch die Klassengesellschaft

Nach dem Ende des Sozialismus galt Marx als überholt, weil Menschen nun mal den Widerspruch leben – obwohl auch die Umstände mitentscheiden.

Marx steht u.a. für folgende Aussage: „Die Kritik der Religion endet mit der Lehre, daß der Mensch das höchste Wesen für den Menschen sei, also mit dem kategorischen Imperativ, alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist. Verhältnisse, die man nicht besser schildern kann als durch den Ausruf eines Franzosen bei einer projektierten Hundesteuer: Arme Hunde! Man will euch wie Menschen behandeln! “

Und Freiheit? „Bergisches Protokoll oder hinter dem medialen und digitalen Nebel ist immer noch die Klassengesellschaft“ weiterlesen

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Von Wupperseiten zu Wupperlens – ein visuelles Bergisches Geschichtsbuch

Sichtbares und Gesehenes festzuhalten ist die Aufgabe eines selbsternannten visuellen Chronisten. Der ständige Wandel der äußeren Umstände ist Kennzeichen unserer sichtbaren sozialen Welt. Die unsichtbare Welt mit ihren Herrschaftsstrukturen wird dabei teilweise sichtbar. „Von Wupperseiten zu Wupperlens – ein visuelles Bergisches Geschichtsbuch“ weiterlesen

Veröffentlicht in Bergisches, Zeitgeschichte

Zwischen Lidl und Lost Place – Orte der Fotografie zwischen Dokumentarfotografie und Instagram

Strukturwandel und sozialer Wandel sind vielfach sehr schön an veränderten sozialen Gebrauchsweisen der Fotografie zu sehen.

Eine Möglichkeit Strukturwandel fotografisch zu dokumentieren besteht darin Orte von sozialem Geschehen zu unterschiedlichen Zeitpunkten zu besuchen. „Zwischen Lidl und Lost Place – Orte der Fotografie zwischen Dokumentarfotografie und Instagram“ weiterlesen

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Digitale Bilddokumentationen Soziale Kämpfe in der Region Remscheid Solingen 1999 bis 2009

Bilder erzeugen Vorstellungen oder führen zu Einsichten und ergeben im besten Fall Erinnerungskultur – für die, die dabei waren und für die, die nicht dabei waren. Das ist die Aufgabe von Dokumentarfotografie als Teil der Geschichtsschreibung. „Digitale Bilddokumentationen Soziale Kämpfe in der Region Remscheid Solingen 1999 bis 2009“ weiterlesen

Veröffentlicht in Bergisches, Zeitgeschichte

Bilddokumentationen als Beiträge zur Geschichtsschreibung am Beispiel Bergisches Land 1999 bis 2009

Bilder erzeugen Erinnerungen oder Einsichten, im besten Fall Erinnerungskultur – für die, die dabei waren und für die, die nicht dabei waren. Das ist die Aufgabe von Dokumentarfotografie als Teil der Geschichtsschreibung.

Meine Fotos hier zeigen, dass diese sozialen Entwicklungen überhaupt geschehen sind und dies bewußte Entscheidungen der Politik waren: Verarmung und Sozialabbau bei den Fleissigen und Arbeitsamen bis ins Alter. „Bilddokumentationen als Beiträge zur Geschichtsschreibung am Beispiel Bergisches Land 1999 bis 2009“ weiterlesen

Veröffentlicht in Bergisches, Zeitgeschichte

Angst statt Arbeit – Soziale Kämpfe in der Region Remscheid und Solingen 1999 bis 2009

Dokumentarfotografie hilft dabei, Geschichte „aufzuschreiben“ und soziale Situationen zu zeigen.

Diese Fotos von mir zeigen soziale Kämpfe und soziales Leben rund um Remscheid und Solingen von 1999 bis 2009. Es ist die Zeit des Sozialabbaus, politisch gewollt, durch SPD und Grüne beschleunigt und durch die EU gefördert. Angst statt Arbeit und immer weniger gute Arbeit waren an der Tagesordnung.

Wie wir heute leben müssen, ist die Folge davon und hier sieht man, wie die kleinen Leute, die Staatsbürger, sich wehren und von der Politik komplett im Stich gelassen wurden. „Angst statt Arbeit – Soziale Kämpfe in der Region Remscheid und Solingen 1999 bis 2009“ weiterlesen

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Sichtbarkeit und Bewußtsein – Das neue Antlitz der Zeit in Remscheid als Beispiel für die Zeit nach der Industrie

In Remscheid im Bergischen Land sind nach und nach sehr viele mittelständische Industriebetriebe verschwunden. Davon nicht betroffene Teile der Bevölkerung haben dies meistens nur am Rand registriert. Ich nenne stellvertretend drei Beispiele: „Sichtbarkeit und Bewußtsein – Das neue Antlitz der Zeit in Remscheid als Beispiel für die Zeit nach der Industrie“ weiterlesen

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Das Ende des Industriezeitalters visualisiert an einem kleinen Beispiel – Honsberg Lamb in Remscheid

Es war Maschinenbau und es war High Tech. Aber es reichte nicht, weil andere Interessen eine Rolle spielten. Und so verschwand das Unternehmen Honsberg Lamb in Remscheid am Hasten.

Foto 1 – vor der letzten Betriebsversammlung

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Honsberg Lamb vor der letzten Betriebsversammlung Foto: M. Mahlke

Foto 2 – Honsberg Lamb vor dem Abriss – Stolz zeigt die Firma ihr Gesicht

 Honsberg Lamb stolze Architektur einer großen Firma - Foto: M. Mahlke
Honsberg Lamb stolze Architektur einer großen Firma – Foto: M. Mahlke

Foto 3 – vor dem Werkstor

 Am Werkstor von Honsberg Lamb - Foto: M. Mahlke
Am Werkstor von Honsberg Lamb – Foto: M. Mahlke

Foto 4 – vor der Gebäudefront

 Honsberg Lamb - Blick auf die Gebäude - Foto: M. Mahlke
Honsberg Lamb – Blick auf die Gebäude – Foto: M. Mahlke

Foto 5 – Honsberg Lamb – Vor dem Verschwinden

Honsberg Lamb nach dem Abriss - Foto: M. Mahlke
Honsberg Lamb nach dem Abriss – Foto: M. Mahlke

Foto 6 – vor dem Vergessen

Hier war Honsberg Lamb - Foto: M. Mahlke
Hier war Honsberg Lamb – Foto: M. Mahlke

Dieses Unternehmen prägte viele Jahre den Maschinenbau in der Automobilindustrie mit und die Region. Die Gebäude waren stumme Zeugen dramatischer Entwicklungen und einer sozialen Lanschaft, die lange bestand.

Bald sind die Gebäude als Erinnerngspunkte ebenso vergessen wie die sozialen Ereignisse.

Und die Politik hat die Menschen schon länger vergessen.

So verschwindet das Industriezeitalter und wird abgelöst durch die nachindustrielle Gesellschaft oder Industrie 4.0 oder wie es auch heißen mag. Gewinne und Risiken wurden dabei durch die Regierungen der letzten 25 Jahre verteilt: oben die Gewinne – unten die Risiken.

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Mythen der Industriekultur – der Mythos im Ruhrgebiet und der im Bergischen Land

„Die Frühjahrsausgabe des Forum Geschichtskultur Ruhr, vormals Forum Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur, setzt sich mit seinem Themenschwerpunkt „Kulturhauptstadt historisch“ mit den Projekten der Museen, Archive, Vereine und Initiativen im Kulturhauptstadt 2010 auseinander. Zahlreiche Akteure kommen im vorliegenden Heft mit ihren „Bilanzierungen“ zu Wort.

Zwar sei der Wandel des Ruhrgebietes zur Metropole Ruhr herausgestrichen worden, so Achim Prossek in seinem Beitrag zur Bedeutung von Geschichte im Jahr der Kulturhauptstadt, dabei sei aber der „Strukturwandel … als Erfolgsgeschichte verkauft [worden], ohne nach den mit ihm einhergehenden Verletzungen, Verlusten und Kompensationen zu fragen“. Bedient werden sollte der Mythos Ruhr, an dessen historisch-kritischer Dekonstruktion kein hervorragendes Interesse bestand.

Doch haben in Mythen verfestigte Muster der Deutung von Geschichte es an sich, dass sie in Phasen beschleunigten gesellschaftlichen Wandels ihre Bindungs- und Orientierungskraft für die Gegenwart verlieren. In diesen Kontext sind Dieter Nellens Überlegungen zur Konturierung des Begriffs „Industriekultur“ in der regionalen Geschichtspolitik zu stellen, da nach der Zeit von RUHR.2010 mit diesem Kernbegriff der Ruhrgebietsidentität das So-geworden-sein weiterhin zu klären und für die Zukunft entwicklungsfähig zu gestalten ist.“

Das sind starke und gute Worte, die ich auf der Webseite des Forum Geschichtskultur fand.

Daraus leite ich die Frage ab, gibt es einen solchen Mythos auch im Bergischen Land?

Die älteste Industrieregion Europas oder eine der ältestens Handelsregionen?

War es überhaupt eine Region?

  • Wuppertal mit der Wupper im Tal und der Textilindustrie,
  • Solingen mit der Schneidwarenindustrie,
  • Remscheid mit der Werkzeugindustrie

Später wurden Bergische Kotten mit Wasserkraft abgelöst von Maschinenhallen und der Maschinenbau wurde Bestandteil aller Städte.

Und daneben gibt es ja noch das Bergische Land ab Wermelskirchen bis hinter Gummersbach. Diese Region will mit den bergischen drei Städten nichts zu tun haben.

Und es gehört auch zur Wahrheit, daß die Regierungspräsidentin von Köln zwar über Remscheid regiert, aber von Remscheid aus kein Zug nach Köln fährt.

So gehört es zu den Glücksfällen dieser Region, daß Susanne Abeck zusammen mit Studierenden ein Buch herausgegeben hat, welches diesen industriellen Flecken einen Rahmen gibt, der Blicke auf die Vergangenheit und die Gegenwart ermöglicht.

Es ist ein Highlight der Region.

Das Buch von Susanne Abeck (Hrsg.): heimat handwerk industrie. Museumshandbuch Bergisches Land ist im klartext-verlag erschienen.

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Wie schreibt der Verlag?

Das Bergische Land mit seinen reizvollen Höhenzügen lädt nicht nur zum Spazierengehen und Durchatmen ein, sondern macht mit seinen knapp 60 Historischen Museen und Sammlungen auch Lust auf eine Geschichtstour. Beeindruckend ist die Vielfalt an Geschichts- und Erinnerungsorten, die von großen Industriemuseen über Regional- und Stadtmuseen hin zu zahlreichen Privatsammlungen reicht.
Zudem wartet die Museumslandschaft des Bergischen Landes mit einigen Superlativen auf: die erste Fabrik des europäischen Festlandes, die deutschlandweit größten Spezialmuseen zu Papier und Werkzeug und die weltweit größte Sammlung historischer Bestecke können hier besichtigt werden. Hinzu kommen die Menschen vor Ort, die, häufig ehrenamtlich tätig, den Museumsbesuch zu einer echten Begegnung mit der Geschichte des Bergischen Landes machen.

Im Ruhrgebiet versucht man den Mythos der einheitlichen Region als Metropole Ruhr #metropoleruhr weiterhin aufrecht zu erhalten.

Im Bergischen Land ist kein soziales oder strukturelles städteübergreifendes Band vorhanden, weder im ÖPNV noch bei Verwaltungsstrukturen. Systematisch wurschtelt jeder vor sich hin. Das Bergische Land ist ein Beispiel für die Rückkehr des deutschen Flickenteppichs aus der Zeit vor Napoleon. Es fehlen nur die Schranken. Statt Verwaltungsstrukturen und einen ÖPNV zu schaffen, der z.B. einen Großraum der bergischen Städte schafft mit der Möglichkeit für alle Bürger gut und günstig überall hin zu kommen, mauert sich jede Stadt durch eigene Fahrkarten und Gebühren eher ein. Miteinander und bürgernah sehen anders aus.

So kann die Gegenwart wie die Vergangenheit sein. Wenn es einen Mythos vom Bergischen Land gibt, dann ist es der vom Flickenteppich – und der lebt weiter.

Nachtrag: Wie alles umgebogen wird, um an Fördergelder zu kommen, kann man nun hier sehr schön lesen. Jetzt gibt es die „Metropolregion“.

 

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Remscheid – Aktives Stadtmarketing mit einem Nazisymbol, das u.a. für Massenmord, Judenverfolgung und Auschwitz steht

Ich kenne keine andere Stadt, die aktiv ein Denkmal aus der Nazizeit und Nazisymbol als Symbol und Vorlage für das Stadtmarketing ab 2014 bis heute (2016) nimmt und so völlig den historischen Zusammenhang ignoriert.

Zudem finde ich es bemerkenswert, daß ein Nazisymbol, welches u.a. für Auschwitz steht, einfach so als Vorlage genommen werden darf. Wer sonst Nazisymbole nutzt, bekommt echte Probleme. Berührt hier die Geschichte die Gegenwart?
Man nimmt ein von Nazis gemachtes Symbol als neues lokalpatriotisches Schlüsselsymbol für Remscheid.

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2019 weist der Remscheider General Anzeiger darauf hin, daß die Einweihung des Löwen am 1. Mai 1939 zum Dank an den Führer die größte Kundgebung war, die je in Remscheid stattfand.

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Von der Liberationroute zur Naziroute zwischen Midden-Limburg und Remscheid

Wie unterschiedlich doch der Umgang mit Geschichte sein kann!

In Midden-Limburg in den Niederlanden wird aktiv Geschichte gezeigt und darüber gesprochen, was vor ein paar Jahrzehnten passiert ist.

Foto: Michael Mahlke
Foto: Michael Mahlke

Ganz anders in Remscheid in Deutschland, nicht einmal eine Autostunde entfernt. Dort wird das größte Nazidenkmal der Stadt genutzt, um aktive Stadtwerbung zu betreiben. Die Geschichte wird von offizieller Seite nicht einmal erwähnt geschweige denn ordentlich aufgearbeitet und so am Denkmal kenntlich gemacht wie in den Niederlanden.

Daher habe ich nun eine Tafel gemacht, die mit wenigen Worten erklärt wie beschämend Remscheid mit diesem Teil seiner Geschichte umgeht und wie ahistorisch dieser Akt der politischen Klasse dieser Stadt ist.

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So werden hoffentlich direkt die Zusammenhänge und die Versäumnisse klar. Remscheid wirbt mit einem Nazidenkmal als Vorlage und überall in der Stadt. So berührt die Vergangenheit die Gegenwart – und dies im Angesicht von Projekten wie der Liberation Route Europe. Aber alle öffentlich geäußerten Vorschläge, dieses Thema hier ebenso sachlich und instruktiv anzupacken, wurden ignoriert.

Deutschland vor Ort 2016.

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Wenn Geschichte die Gegenwart berührt und das Recht die Kraft verliert

Der Remscheider Nazilöwe (das Denkmal aus der Nazizeit als Symbol für den Führerkult), welcher zentrale Vorlage der aktuellen Kampagne des Stadtmarketings für Remscheid ist, wurde nun schon vielfach beschrieben und aufgearbeitet.

Die Tatsachen sind klar.

Dennoch werden sie z.T. bestritten wie man in Kommentaren zu diesem Thema lesen kann. Und es wird weiter so getan als ob dies alles keine Rolle spielt. Auch Kommentare z.B. von mir werden nicht publiziert, wenn sie nicht passen. Aber da jeder das Recht hat, auf seinem Blog oder Forum zu tun, was man will mit den Beiträgen anderer, ist dies eben so. Man muß es nur im Hinterkopf behalten!

Man kann dies alles dokumentieren. um zu zeigen, wie hier die Geschichte die Gegenwart berührt und wie damit umgegangen wird.

Ein Nazidenkmal das „die Bewohner unserer Stadt allezeit an die Großtaten des Führers und Reichskanzlers Adolf Hitler“ erinnern soll, so die Worte im rga zur Einweihung 1939,  darf in Remscheid angemalt aktuell hundertfach(?) verbreitet werden?

Bedeutet dies, daß Denkmäler der Nazis nun also wieder nachgemacht und verbreitet werden dürfen?

So haben die Nazis von damals es geschafft, daß dieses Denkmal heute überall verbreitet wird und an zentralen Stellen von Remscheid zu sehen ist.

Der Zyniker würde vielleicht denken, was lange währt wird endlich gut. Ich denke da lieber nicht dran.

Bei Hakenkreuzschmierereien schreit man in Remscheid, hier macht man mit?

Da kann man sich nur wundern.

Nur ein paar Kilometer von hier hinter der niederländischen Grenze unterrichtet man die Bevölkerung bis heute darüber, wie blutig und aufopferungsvoll die Kämpfe waren, um Europa und die Niederlande von diesen Massenmördern zu befreien. Und hier wird ein Denkmal dieser Massenmörder vervielfältigt und verteilt.

(Und Aufklärung findet überhaupt nicht statt. Man stelle sich vor der Stadtrat von Remscheid hätte beschlossen auf einer Tafel (wie in den Niederlanden) mit Fotos zu zeigen, daß dieses Denkmal 1939 gebaut und eingeweiht wurde, um an die Großtaten des Führers zu erinnern. Und dann wäre der Vorschlag gekommen, dieses Denkmal nun hundertfach zu vervielfältigen und überall in Remscheid aufzustellen – es wäre sehr interessant sich vorzustellen, was dann passiert (oder auch nicht) passiert wäre…)

Nun denn.

Ich möchte dieses Thema für mich hier nicht weiter verfolgen.

Ich habe im Rahmen der Meinungsfreiheit mehrfach meine Meinung gesagt.

Ich halte es mit Martin Niemöller.

Und ich denke weiter, weil Diktaturen kein Monopol von Nazis sind sondern auch links und in der neoliberalen Mitte entstehen:

Denn eine neue Art der Diktatur kann auch aus Parteien erwachsen,

Was hält sie davon ab auch gegen andere Gesetze zu verstoßen?

 

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Niemand kann sagen, er habe es nicht gewußt

Einige große Probleme von heute wären vermeidbar gewesen. Ich habe selbst 25 Jahre aufgeklärt und stelle fest, das hat die Mächtigen und Ohnmächtigen fast nicht interessiert. Offenkundig ist der Glaube über der Natur zu stehen größer als die Einsicht nur ein Teil davon zu sein.

Die Pyramiden sind ein Symbol für den Allmachtsgedanken und den Versuch der Überwindung des Todes. Andere Menschen zu töten gibt das Gefühl, Macht über den Tod zu haben.

So irreal ist die Realität.

Heute erleben wir neue Phänomene der menschlichen Psyche in sozialen Zusammenhängen.

Still wird die Demokratie abgeschafft und es gibt eine interessante Annäherung zwischen Demokratie und Diktatur.

Die Demokratie ist die Volksherrschaft. Diese hat mindestens drei wesentliche Teile, die Volksarmee, die Volksbefragung und die Volksabsicherung.

Diese drei Elemente werden und wurden gerade in Deutschland abgeschafft. Der Wehrdienst wurde abgeschafft, die Volksbefragungen gibt es gar nicht und die soziale Sicherheit als Voraussetzung für echte Demokratie ist seit der Agenda 2010 zerstört worden.

Aber die neuen Menschen wollen vielfach auch lieber etwas Konsum statt Konflikte. Kann man verstehen, gibt aber den Mächtigen die Macht.

Mit TTIP wird nun die nächste Phase umgesetzt. Die staatliche Souveränität wird abgeschafft und Konzerne regieren. Was TTIP nicht regelt wird dann durch die Parlamente an Europa abgegeben. Da sprechen sie von der Übertragung staatlicher Souveränität an die EU. Man gibt also die Macht des Volkes an eine nicht legitimierte Bürokratie ab?

Mit einem weiteren Blick wird noch eins deutlich. China steuert die Massen mit Konsum und ohne Demokratie. Und Europa verläßt mit der EU gerade die Demokratie und versucht die Massen mit Konsum zu steuern. Interessant, nicht wahr?

Und die Menschheit? Die erlebt gerade das, was ich und andere seit Mitte der 70er Jahre voraussagen. Die Umweltzerstörung und die Murkserei mit Diktatoren und die fehlende soziale Sicherheit für die Menschen führen zu diesen asozialen Bewegungen, die mit Religion alles begründen und mit modernen Waffen alles zerstören.

Die Neoliberalen, die uns das alles eingebrockt haben in Deutschland, haben sich in die Schweiz abgesetzt!

Und wir erleben nun, wie absolut unfähige Politiker so tun als ob das Grundgesetz für die ganze Welt gelten würde. Das Grundgesetz ist Ausdruck einer Gesellschaft, die nach diesen Regeln und Grundsätzen leben will. Das oberste Ziel ist der Erhalt des eigenen Landes und der Schutz der eigenen Bevölkerung. Im Rahmen dieser Grenzen kann dann auch politisches Asyl gewährt werden. Und dafür gibt es klare Regeln. Die werden aber heute schon nicht mehr eingehalten. Und so wird dieser Staat anderen Staaten und Interessen überlassen und keiner, der Macht hat, wehrt sich.

Wie es weitergeht?

So wie immer in der Geschichte. Es wird Kriege, Konflikte und soziale Spannungen geben und vieles wird zusammenbrechen.

Das wäre vermeidbar gewesen, wenn man sich an die eigenen Gesetze gehalten hätte und die Demokratie nicht ihrer drei Grundpfeiler beraubt hätte.

Sage also niemand, er hätte es nicht gewußt.

 

1.1

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Die neue Mauer – Paywalls als Ende der Lesbarkeit

Foto: Michael Mahlke
Foto: Michael Mahlke

25 Jahre nach dem Ende der Mauer kommen die digitalen Mauern.

Immer mehr mauern sich ein. Jede Woche teilt eine neue Zeitung mit, daß sie nun eine Paywall hochzieht und Artikel zukünftig bezahlt werden müssen. Die Begründung ist immer gleich: Wir haben investiert und wir müssen davon leben.

Blicken wir doch mal genauer darauf.

Früher verdienten Zeitungen mit Anzeigen. Die Leser waren wichtig, daher waren Zeitungen eher billig und Anzeigen eher teuer. Die meisten Inhalte der Zeitungen waren Nachrichten. Hinzu kamen Kommentare. Lokal wurde über Sport, Todesfälle und lokale Ereignisse berichtet. Die meisten Leser suchten die Todesanzeigen und die Angebote.

Nun sind den Zeitungen die Nachrichten abhanden gekommen. Die gibt es bei den mit der GEZ-Steuer bezahlten Medien für alle und die gibt es sonst auch fast überall kostenlos.

Daher versuchen sich immer mehr lokale Zeitungen mit immer mehr lokalen Ereignissen. Alles was früher nicht erwähnenswert war wird nun zu einer Nachricht – solange es politisch passt. Es gibt unendliche Fotostrecken von fast allem und jedem.

Wen interessiert das, wer wird dafür zahlen? Sie sprechen von hochwertigem Content aber das ist es nicht. Das wären die kritischen Blogs, die hinterfragen. Aber die gibt es kaum.

Stattdessen bleibt oft draussen, was nicht passt, so als ob sie noch ihr Meinungsmonopol haben – zumindest erlebe ich das vor Ort immer wieder.

Und die Anzeigen?

Die sollen die Leser ja auch weiter lesen. Aber erst sollen sie dafür bezahlen, daß sie dann bezahlte Anzeigen sehen.

Also nicht bezahlen, um sie nicht zu sehen sondern bezahlen, um dann auch noch Anzeigen zu sehen.

Nur bei Print ist es umgekehrt.

Da werden die Anzeigen völlig kostenlos in die Briefkästen gesteckt. Dafür gibt es zwar keinen Journalismus sondern nur die Artikel, die es sonst auch schon gab, aber die gibt es dafür umsonst.

Und nun kommen wir zum Internet.

Das Internet lebt(e) vom Verlinken. Wenn ich etwas las, wollte ich die Quelle angeben und darauf verweisen. Das geht dann natürlich nicht mehr.

Selbst wenn man alle Webseiten bezahlen würde, hätte der Link keinen Sinn, weil die Leser meines Artikels ja nicht dort drauf könnten.

Das ist neu und reduziert die Fähigkeit des Internets und vor allem die saubere Arbeit, die man eigentlich leisten will. Es geht einfach nicht mehr.

Quellenangaben und Verlinkungen enden an der Paywall. Damit werden die Zeitungen selbst ja auch nicht mehr verbreitet und öffentlich diskutiert.

Umgekehrt führt dies zu einem wachsenden Bedeutungsverlust von immer mehr Medien. Wer sie nicht liest, weil er bezahlen muß, der kann auch nicht mehr beeinflusst werden.

Aber auch das ist nur die halbe Wirklichkeit.

Denn wer weiter kostenlos online bleibt auch mit gutem Content, der wird weiter seine Leser finden.

Es wird sicherlich Menschen geben die bezahlen. Aber so gut wie niemand wird weiter so in der Breite suchen und Zeit investieren. Und wer bei google nicht mehr vorkommt, der wird auch in den Suchergebnissen nicht mehr vorkommen als Ort an dem man relevant verweisen kann.

So sind die Propagandisten aller Richtungen nun neuen Herausforderungen ausgesetzt.

Wo erreiche ich viele?

Da wo es kostenlos ist und viele sind. Bei Facebook, bei Google, bei Twitter. Ich würde sagen, kostenlos wird damit noch attraktiver.

Darüber wird bestimmt noch zu schreiben sein.

Aber später erst!

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Die verlorenen Bibliotheken und das Körnchen literarisches Gold

Sind die Bücher die Welt? Will ich eine Welt ohne Bücher?

Ich bin mit Büchern aufgewachsen. Ich habe immer gelesen. Das half mir alle äußeren Stürme zu überstehen.

Sehr dankbar bin ich zwei Buchhändlern. Beide hatten kleine Buchhandlungen in Remscheid und beide zeigten mir die Literatur, die es auf der Schule nicht gab. Dort gab es weder Abert Camus noch Gustav Regler – hier schon.

Und später?

Seltsamerweise fand ich die besten Bücher immer in der Ramschkiste. „Die verlorenen Bibliotheken und das Körnchen literarisches Gold“ weiterlesen

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Viele, viele bunte Nazis? – Der Bergische Löwe und das Geschichtsbewusstsein in Remscheid

 Anmerkungen zum Thema Öffentlicher Raum als Heimat

„Das Vertraute und Wiedererkennbare, das physisch Fassbare, an das Erinnerungen geknüpft werden und welches Gefühle auszulösen vermag: In unserem „kollektiven Gedächtnis“ sind sie, so der Philosoph Maurice Halbwachs, unverzichtbar.“

Dieser Gedanke von Robert Kaltenbrunner passt gut auf das Beispiel von Remscheid und die Remscheider Löwenparade 2014 und was dabei schief gehen kann, wenn man in historischer Unkenntnis bzw. Verkennung handelt.

Denn es kommt auf die richtige Zuordnung und die historische Wahrheit an.

Als im Jahr 1939 das Löwendenkmal auf dem Remscheider Rathausplatz eingeweiht wurde, war es ein nationalsozialistisches Kampfsymbol. Das sollte auch der Löwe zum Ausdruck bringen.

Zur Einweihung am 1. Mai versammelten sich 27.000 NSDAP Mitglieder aus Remscheid auf dem Rathausplatz. Das Foto ist auf dem Cover des Buches abgebildet.

Remscheid in der Zeit des Nationalsozialismus herausgegeben von Michael Mahlke
Remscheid in der Zeit des Nationalsozialismus herausgegeben von Michael Mahlke

Nun bietet die Architektur in Remscheid zunehmend keine Orientierung mehr.

„Denn alles was Stadtplanung bewirkt, bringe irgendwelchen Leuten Vorteile und anderen Nachteile. Damit aber müsse man „umgehen“. Und die Architektur übernimmt als räumliches System noch immer Ordnungsaufgaben innerhalb der Gesellschaft. Nur muss man sich dessen neu bewusst werden… Denn was sich seit 1945 urbanistisch durchsetzte – und nach wie vor gilt -, ist eine aus dem Funktionalismus abgeleitete Analyse- und Planungstechnik.

Sie ermöglichte und beförderte die Herausbildung unserer heutigen Siedlungsstruktur. Und das einzelne Haus wurde zum Bestandteil der Megamaschine Stadt, die durch ihre vielfältigen Ver- und Entsorgungstechnologien den Haushalt von zahlreichen Arbeiten entlastete, aber um den Preis einer immer stärkeren Belastung der natürlichen Umwelt.“

So Robert Kaltenbrunner in seinem Text zum Thema Raum und Heimat weiter.

Obwohl der Text ohne Kenntnis und Wissen von Remscheid geschrieben wurde, spiegelt sich faszinierenderweise genau dieser Funktionalismus in Remscheid sehr stark wieder.

Foto/Grafik: Michael Mahlke
Foto/Grafik: Michael Mahlke

Das ist aber noch nicht alles. Der Aspekt des Bewahrens ist dabei gerade in einem besonderen Spektakel zu sehen.

Ein Denkmal auf dem Rathausplatz wird als „Vorbild“ genutzt, um Bewahren und Identität zu bilden. Gerade die Symbolik ist dabei ja entscheidend.

Man nimmt ein von Nazis gemachtes Symbol als neues lokalpatriotisches Schlüsselsymbol für Remscheid.

In völliger Unkenntis oder Verkennung der geschichtlichen Bedeutung (Stadtarchiv ?) wurde hier eine Aktion geplant, die sich ohne Fachwissen oder echte Recherche als Event nach außen darstellen soll.

Wenn man sich überlegt, wie sonst ein erheblicher Teil der Öffentlichkeitsarbeit in Remscheid betrieben wird und welche Agenturen hier tätig sind, ist dies sehr bemerkenswert.

Als ob das nicht genug wäre, wurden schon im letzten Kommunalwahlkampf Löwen genutzt, um einen neuen Lokalpatriotismus aufzubauen. Die Bezüge zum Rathausdenkmal waren unübersehbar.

Die neue Remscheider Löwenparade 75 Jahre nach der ersten Löwenparade ist das Ergebnis dieses nicht vorhandenen historischen Bewusstseins.

Da es vor dem Rathaus steht und dies so geschehen ist, hat wahrscheinlich im Rathaus (und im Stadtrat?) niemand etwas davon gewusst?!

Plakativ symbolisiert “ der mißbrauchte Bergische Löwe“ genau den Zusammenhang. Gisela Schmoeckel hat dies in ihrem verlinkten Artikel wunderbar sachlich dargestellt.

Auf dem hier zu sehenden Plakat „Stolz auf Remscheid“ der SPD aus dem Kommunalwahlkampf 2014 sehen Sie übrigens beide Löwen. Der große Löwe erinnert sofort an das Rathausdenkmal der Nazis („Stolz auf Remscheid“!). Der Löwe auf der offiziellen gelben Plakette der Stadt zeigt den Bergischen Löwen, der aufrecht steht, so wie es Gisela Schmoeckel beschrieben hat.

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Wie massiv damit geworben wurde und wie umfänglich das war, sieht man hier ganz gut.

Wie man mit der Vergangenheit besser hätte umgehen können, formuliert sehr konstruktiv Christian Peiseler:

„Einfach ein Denkmal zu kopieren, das die Nationalsozialisten für ihre Herrenmenschen-Ideologie missbraucht haben, ist doch irgendwie recht simpel und einfallslos. Mit ein paar feinen Ideen hätte sich bestimmt leicht ein anderer Prototyp des Bergischen Löwen formen lassen, einer der freundlicher, weltoffener und gewitzter ist. “

Aber genau so ist es bisher nicht geschehen.

Dabei wachsen nun natürlich Fragen, die man hätte vermeiden können: Damals kamen 27.000 NSDAP-Mitglieder. Wie viele Menschen kommen heute? Wie viele davon sind …? Was werden sie zeigen? Kreatives Miteinander auf der Grundlage eines Nazi-gemachten Symbols? Viele, viele bunte Nazis? Der Beginn der Wiederkehr in anderer Form?

Gegenwart hat viel mit Geschichte zu tun. Wer wissen will, wohin er geht, muß wissen, woher er kommt. Hier wäre auch der Punkt gekommen, an dem über die niedrige Wahlbeteiligung (30%) bei der letzten Bürgermeisterwahl gesprochen werden müßte und ich fragen würde, ob es in Remscheid überhaupt politische Bildung gibt und wer dafür verantwortlich ist?

Denn es geht nicht um Löwen an sich sondern um diesen Löwen als Symbol für Ausgrenzung, Verfolgung, Krieg (wohin blickt er wohl?) und vieles mehr. Aber das spare ich mir.

Das Schlimmste wäre allerdings das Totschweigen. Das geht nicht mehr, weil es hier und woanders schon steht und darüber kein Gras wachsen würde sondern dies alles vielfach dokumentiert und publiziert würde.

Es ist in jedem Fall eine Konfrontation mit der Geschichte, die anders hätte stattfinden können und müssen, kreativer, historischer, weiterführender und politisch bewußter – auch in Schulen und im Stadtrat. So wurde daraus ein Lehrstück für fehlendes Geschichtsbewusstsein und historische Ignoranz:

Die lokale NS-Geschichte wurde in jedem Fall im öffentlichen Bewusstsein nicht aufgearbeitet trotz vorhandener Informationen (sogar online) und nun kommt sie hoch.

Nachtrag im Oktober:

Als ob dies alles nicht reichen würde. Die Wirklichkeit schlägt jede Phantasie. Nun wurden diese Löwen zusätzlich noch an den Verkehrsknotenpunkten in Remscheid aufgestellt.

Mehr dazu hier.

Als ob dies nicht genug ist hat die Verwaltung auch beschlossen, daß dieser „Kotzbrocken in Löwenform“ dauerhaft als Marketingobjekt überall aufgestellt  bleiben soll.

Und manche Kommentare bestätigen diesen Artikel hier so eindrucksvoll, daß sich jeder weitere Kommentar erübrigt. Ob es sich dabei eher um fehlendes Geschichtsbewusstsein oder das Relativieren historischer Wahrheit oder das Verleugnen historischer Tatsachen handelt und welches Interesse dahinter steht, wer weiß!

Text 1.3

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Remscheid in der Zeit des Nationalsozialismus – Rückblick auf ein Buch und seine Wirkung

Als ich 1995 im RGA-Buchverlag das Buch “Remscheid in der Zeit des Nationalsozialismus” herausgab hatte ich als Herausgeber und Mitautor eine arbeitsreiche Zeit hinter mir. Es gelang mir, über zwei Jahre hinweg 13 Autorinnen und Autoren zu gewinnen und zu koordinieren, so dass wir als Ergebnis einen Sammelband herausbringen konnten mit dem Titel “Remscheid in der Zeit des Nationalsozialismus.”

Das war nicht einfach, weil es schwierig und undankbar war und das Honorar bei 500 DM pro Beitrag lag, die als freiberufliche Einnahme versteuert wurde und danach ca. 280 DM blieben. Da jeder viele Stunden im Archiv sitzen mußte und dies alles sehr zäh war, hat im Ergebnis damals jeder draufgezahlt.

Aber darum ging es uns damals nicht. Aufklärung, Idealismus und Dokumentation waren das Dreieck der Motivation, um aus der Geschichte zu lernen und gegen das Vergessen zu schreiben.

Autorinnen und Autoren waren David Thompson, Michael Mahlke, Urs Diederichs, Karl-Manfred Halbach, Ulrich Kalhöfer, Marco Gaese, Frieder Backhaus, Hans Jürgen Roth, Jochen Bilstein, Ilse Faeskorn, Armin Breidenbach, Olaf Wunder und Ralf Schönbach. Es war in meiner Erinnerung das erste Mal, daß alle politischen Richtungen und Glaubensbekenntnisse so in einem Buch dargestellt werden konnten und auch zwischen den Beteiligten möglich waren.

Damals lernte ich, wie wichtig es ist, Autoren zu betreuen, immer wieder nachzufragen, Gespräche zu führen, bei Motivationsstop (gerade in solchen Themen) das Herz neu zu wecken und dann dies alles zu einem guten Ende zu führen.

Das Vorwort im Buch erinnert an die Personen, die alle noch mit dabei waren.

Und dann war das Buch fertig und ich war stolz, daß wir gemeinsam einen wichtigen Beitrag zur Lokalgeschichte der Menschen geliefert haben.

Es ging natürlich auch darum, die Verfolgten und aufrechten Demokraten zu nennen und auch darüber zu schreiben, wie die Banaliät des Bösen aussieht und welcher Abgrund von Gemeinheit und Feigheit sich auftut, wenn erst einmal die gesetzlichen und moralischen Schleusen geöffnet werden.

Das ist eine Parallele zur aktuellen Ideologie des Neoliberalismus, der auf das Schlechte im Menschen setzt, aber das ist eine andere Geschichte.

Bleiben wir bei dem Buch.

Bemerkenswert war, daß es auf das Buch fast keine echte Resonanz gab. Die ehemaligen Nazis und Mitläufer schwiegen es tot und die anderen waren entweder schon tot oder wollten fast alle nichts mehr davon wissen.

Das nennt sich Rezeptionsgeschichte.

Ich erhielt einige böse Anrufe, weil das Thema eben nicht angesprochen werden sollte, aber öffentlich wollte niemand diskutieren.

So steckt dieses Buch bis heute als unangenehmer Brocken in der Remscheider Geschichte fest und läßt sich nicht verleugnen. Aber eine echte Aufarbeitung fand kaum statt. Ich kann mich nicht an drei Lehrer erinnern oder an das Schulverwaltungsamt, die mal gesagt hätten, wir laden die Autoren ein, wir machen für alle Schulen Sitzungen und greifen dieses Thema auf.

Nur dort wo einzelne Lehrer sich engagierten, gab es kleine Denkanstösse.

In der Folgezeit habe ich mehrfach erlebt, daß dieses Buch selbst ein Fall für Geschichtsverleugnung wurde.

Mehrfach wurde ich einfach entfernt in Datenbanken und bei den Buchangaben. Ich war plötzlich kein Herausgeber mehr, kam bei den Autoren nicht vor und mußte sogar einige Male massiv nachlegen, damit diese Hinterhältigkeiten ausgemerzt wurden.

Das interessiert zwar kaum noch, ist aber dennoch diese Sätze wert, weil es zeigt, daß die Wirklichkeit und die Geschichte bis heute (!) eher verleugnet als angenommen werden.

In ein paar Monaten ist es zwanzig Jahre her, seitdem dieses Buch erschienen ist. In meiner Erinnerung waren es damals 2.000 Exemplare – so wenig Exemplare wie kein Buch zuvor, das ich publiziert habe. Da es immer noch zu haben ist, sind also in 20 Jahren keine 2000 Exemplare verkauft worden. Auch das sagt viel über den Wert von Geschichte und den Umgang mit Wunden aus, zumal damals.

Wenn ich es aufschlage stelle ich fest, daß es ein Buch von bleibendem Wert ist. Wir haben damals richtig gehandelt. Es hat Substanz und ist mit dem Mut zur Lücke entstanden. Es wird Zeit, daß die Lücken geschlossen werden, bevor alles unauffindbar wird.

Veröffentlicht in Bergisches, Zeitgeschichte

Erinnern an die Wirklichkeit? – Sozialer Wandel in Deutschland am Beispiel des Bergischen Landes

Visual history arbeitet mit Fotos. Diese Fotos sollen ebenso erzählen wie man es mit Worten kann. Aber Fotos können mehr aussagen, weil sie auch ohne Worte wirken.

Das Bergische Land ist eines der ältesten Industriegebiete in Europa. In den letzten 20 Jahren sind dort viele industrielle und menschliche Wunden geschlagen worden.

Aber weil wir in parallelen Gruppen innerhalb einer Gesellschaft leben, sind diese Entwicklungen an einigen Gruppen eher spurlos vorbei gegangen oder werden sogar verdrängt.

Um diese Entwicklungen festzuhalten habe ich die Form des Fotoessays gewählt.

Sie finden ihn hier.

 

Veröffentlicht in Alle, Bergisches, Zeitgeschichte

Der Wenzelnberg als Beispiel für die Erinnerungsarbeit und die Begegnung mit der Gegenwart

Foto: Michael Mahlke
Foto: Michael Mahlke

Voltaire brachte es auf den Punkt als er sagte, eigentlich sei Geschichte die Lüge auf die man sich geeinigt habe.

Und auch wir wissen heute oft nicht, was wie war. Aber wenn wir wissen, wo man uns belogen oder etwas vorenthalten hat, dann ist dies immer eine Sternstunde der Geschichtsschreibung, weil sie dokumentiert, was geschehen ist und die Frage stellt, worauf man zukünftig aufpassen sollte.

Es ist der Versuch, der Geschichte Handlungskompetenz in der Geschichtsschreibung zuzuweisen. Das ist allerdings durch die Geschichtslosigkeit der meisten Politiker und ihrer Entscheidungen dann meistens doch nicht möglich.

Und dennoch gibt es dabei Dinge, die wichtig sind, weil es neben der Geschichtsschreibung etwas gibt, an das sich Menschen erinnern als Zeitgenossen oder in der Nachwelt. Es sind Erlebnisse und Erzählungen davon und darüber.

„Was man als kollektives Gedächtnis bezeichnet, ist kein Erinnern, sondern ein Sicheinigen – darauf, daß dieses wichtig sein, daß sich eine Geschichte so und nicht anders zugetragen habe, samt den Bildern, mit deren Hilfe die Geschichte in unseren Köpfen befestigt wird…. Aber Fotos, die das Leiden und das Martyrium eines Volkes vor Augen führen, erinnern nicht bloß an Tod, Scheitern und Erniedrigung. Sie beschwören auch das Wunder des Überlebens. Wer den Fortbestand der Erinnerung sichern will, der hat es unweigerlich mit der Aufgabe zu tun, die Erinnerung ständig zu erneuern, ständig neue Erinnerungen zu schaffen – vor allem mit Hilfe eindrlicher Fotos. Die Menschen wollen ihre Erinnerungen besichtigen und auffrischen können.“

Diese Gedanken von Susan Sontag zeigen, da kommt die Fotografie ins Spiel. Fotos sind Bilder, die in die Köpfe kommen. Und Menschen erinnern sich mehr an Bilder als an Worte.

Bilder sagen manchmal mehr als tausend Worte. Und Bilder erzeugen Gefühle, erinnern daran, erneuern sie und erweitern das Gespürte.

Wie macht man dies sichtbar? Susan Sontag verweist in diesem Zusammenhang auf Gedenkmuseen als Erinnerungsstätten. Aber dort wo sie schon sind dürfen sie ebenfalls nicht vergessen werden.

Ein solcher Ort ist der Wenzelnberg mit der Wenzelnbergschlucht bei Langenfeld. Es ist ein Beispiel von sehr vielen.

Wie geht man damit fotografisch um?

1. Vergangenheit

Foto: Michael Mahlke
Foto: Michael Mahlke

2. Erinnerung

Foto: Michael Mahlke
Foto: Michael Mahlke

3. Gedenken

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4. Gegenwart – Flagge zeigen

Foto: Michael Mahlke
Foto: Michael Mahlke

5. Zukunft

Foto: Michael Mahlke
Foto: Michael Mahlke