Veröffentlicht in Bergisches, Essay, Zeitgeschichte

Damals Sonderheft: Aufstieg und Wandel des Ruhrgebiets und die vergessenen Randzonen

Der Bildband zum Ruhrgebiet aus der Damals Redaktion ist ein gelungenes Werk. Zusammen mit dem Ruhr Museum Essen ist es gelungen durch viele Fotos Aufstieg und Wandel dieser Region darzustellen. Das schwarze Gold, Eisen und Stahl und seine Nutzung wurden das Kennzeichen dieser Region.

Es ist die Region, die die wirtschaftliche Entwicklung der ganzen BRD nachhaltig beeinflußte und damit fotografisch natürlich ein Garten der Motive für industrielle Motive und die Menschen darin.

Aber hier wurde auch immer politisch im Auge behalten, was mit den Menschen passiert und vor allem wurde auch immer etwas für die Menschen getan. Auch die Hochschulen und die Politik versuchen mental durch eine offene Auseinandersetzung den Wandel im Ruhrgebiet zu verstehen.

Das zeigt z.B. die aktuelle Ausstellung Umbrüche  Industrie – Landschaft – Wandel, die historisch und geografisch die Region umfaßt.

Und so zeigt das Damals-Heft sehr genau, wie der Mythos Ruhrgebiet nun aufrechterhalten wird.

Zugleich wird hier aber auch deutlich wie „daneben“ der Mythos Bergisches Land ist und wie politisch, kulturell und so auch medial und fotografisch vergessen das Bergische Land behandelt wird.

Weder die Uni Wuppertal noch die Kulturinstitute in der Region noch sonst irgendwer hat bisher etwas Ähnliches wie für das Ruhrgebiet im Bergischen Land organisiert. An der Uni Wuppertal ist man nicht mal in der Lage gewesen eine Promotion zum Thema Strukturwandel zu betreuen und zu fördern, wenn es nicht um Gender geht …

Damals erzählten mir die Landtagsabgeordneten Gregull und Meinecke in Remscheid, sie könnten nichts für den Strukturwandel tun und die Bundestagsabgeordneten für den Wahlkreis Remscheid/Solingen waren ja fast nur mit der Agenda2010 beschäftigt und der Einführung der Rente ab 67 für die, die entlassen wurden.

Wuppertal kochte sein eigenes Süppchen und im Ergebnis ist es hier bis heute so: Wuppertal klagt aktuell gegen das DOC in Remscheid und der OB von Remscheid wohnt in Wuppertal und Remscheid ist und bleibt abgehängt. Solingen ist eher für sich mit Anbindung an Düsseldorf und so ist der Mythos Bergisches Land  – wenn überhaupt – eher eine touristische Einteilung zwischen Wermelskirchen und Gummersbach.

Im Damals Sonderheft gibt es eine Karte, die sehr gut zeigt, wo die Vergessenen beginnen:

Ich habe die Zone der Erinnerungslosigkeit rot eingezeichnet. Sicherlich wird in Wuppertal an Friedrich Engels erinnert und an die Judenverfolgung und in Remscheid werden die Unternehmerfamilien mit einem eigenen Museum verehrt und in Solingen die Klingenindustrie.

Aber die letzten 50 Jahre kommen weder mental noch visuell und schon gar nicht politisch und kulturell gefördert so vor wie im Ruhrgebiet.

Daher will ich zumindest visuell und textlich an die Region der Vergessenen erinnern.

Hier sehen Sie ein Foto aus Remscheid, das den Strukturwandel fast einzigartig zeigt:

Auf dem Foto ist alles zu sehen vom 19. bis ins 21. Jahrhundert. Es endet auf dem Parkplatz eines Einkaufszentrums.

Und ich möchte natürlich auf meinen Artikel

Soziale Kämpfe im Ruhrgebiet und im Bergischen Land zwischen 1987 und 2010

verweisen, der die Vergessenen aus der Randzone Remscheid und Umgebung wenigstens für einen Moment in den Mittelpunkt des Geschehens stellt, damit sie nicht auch vergessen im Pferdestall enden sondern mitten im digitalen Geschehen sind.

Denn es gab und gibt ja vielschichtige Beziehungen zwischen den abgegrenzten Verwaltungseinheiten. Ich will nur an Opel Bochum erinnern, deren Zulieferer zu einem erheblichen Teil aus dem Bergischen Land kamen. Als dann bei Opel Einsparungen anstanden mußten vor den Opelanern erst mal die Zulieferer „bluten“.

Das ist zwar heute auch Geschichte, gehört aber zur historischen Wahrheit.

Damit möchte ich an dieser Stelle enden und noch einmal darauf verweisen, daß sich das Damals Sonderheft sehr lohnt.

 

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