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Geschichte ist Gegenwart

„Gottschalk nimmt mit Verwunderung wahr, dass eine Sängerin mit 19 Jahren „eine richtig gute Stimme, wie mir Experten versicherten“, haben kann, obwohl sie womöglich nicht weiß, wer Peter Maffay ist. Die (Achtung, Teufelswort!) „Influencer-Girls“ Lena und Lisa sind so charmant, schlagfertig und lässig, dass „Thommy“ – zum ersten Mal livehaftig mit seinen Vorurteilen konfrontiert – seine Meinung um 180 Grad wendet.

„Wetten, dass..?“, also Thomas Gottschalks Wirken, ist zu einer Institution des ständigen Abgleichs zwischen einem angeblich besseren Gestern und einem grundsätzlich in Zweifel zu ziehenden Heute gereift. John Malkovich mag teilweise konsterniert gewesen sein, aber er hat sehr viel über Deutschland lernen können. Über die Stärken, diesen Abgleich zuzulassen, aber auch darüber, was noch fehlt.

Im Zweifelsfall ist die Zukunft spannender als das Gestern
Ein spangenbezopfter Klimaaktivist aus dem wegzubaggernden Lützerath ging mit einer ziemlich coolen und überraschenden Wette an den Start. Obwohl alle auf der Bühne die ganze Zeit herumhysterisierten, dass er seinen Trick doch bitte nach getaner Arbeit verraten möge, hörte dann der etwas wissenschaftlichen (aber erstaunlich simplen) Erklärung niemand mehr zu. Auch dass er im Gewinnfall seine 50.000 Euro an eine Initiative zum Erhalt seines Dorfes spenden wollte, war keine Nachfrage wert.

Das Publikum aber war auf Zack. Sie wählten den Aktivisten und Lützerath mit großem Vorsprung auf Platz eins und zum Wettkönig. Deutschland 2022. Im Zweifelsfall ist die Zukunft spannender als das Gestern, auch wenn damals mehr Lametta gewesen zu sein schien. Aber am schwachen Auftritt von Robbie Williams merkte man: Nostalgie ist ein schönes, wärmendes Gefühl. Aber sie hat keine Qualität.

In diesem Spannungsfeld bewegt sich mittlerweile „Wetten, dass..?“, die große und beste und wichtigste und einzige Deutschland-Show.“

Dies schreibt der Autor Peter Huth in einem Artikel auf welt.de zur Fernsehsendung Wetten dass.

Was muß man wissen, um auf der Welt zu sein?

Es braucht Weltwissen, also Alltagswissen aus der Welt, in der ich bin.

Wenn ich schon eine Weile auf der Welt bin, dann weiß ich, was früher war. Aber ob es für Heute wichtig ist, ist eine andere Frage.

Warum die einen herrschen und die anderen dienen, kann man nur aus der Vergangenheit beantworten, ohne dies damit zu legitimieren.

Aber Ungerechtigkeit und Gerechtigkeit sind immer im Jetzt zu leben und zu spüren.