„Ich hatte so eine schöne Jugend. Ich mußte zu Hause nicht waschen und nicht putzen. Das Essen wurde für mich gekocht und wir konnten in Urlaub fahren. Jetzt bin ich Mitte zwanzig und soll selbst putzen und kochen? Nein Danke, da würde ich mich ja verschlechtern.“
Solche Gespräche habe ich nun schon öfter gehört. Oder ein anderer Fall.
Nie Hausarbeit gemacht oder ernsthafte Lebenserfahrungen außer zu Hause und direkt nach dem Abitur auf der Gesamtschule zur Universität, um Lehrer zu werden. Da waren sie 18. Jetzt sind sie 24 und Lehrer in der Schule. Was für LehrerInnen sind das und was vermitteln sie? Genau das, was sie wissen und an Erfahrungen und Einstellungen gesammelt haben.
Das ist die neue Gegenwart und die neue soziale Wirklichkeit, die Deutschland vereinnahmt.
Soziale Defizite in der grundlegenden Lebenspraxis sind eben kein alleiniges Phänomen demenzkranker Menschen, die am Lebensende ihren Alltag nicht mehr strukturieren können. Das setzt schon in der Beurteilung voraus, daß dies vorher gelernt und über viele Jahre umgesetzt worden wäre. Heute ist es anders.
Heute ist es bei vielen jungen Menschen oft (nicht immer) so, daß unabhängig vom Ausbildungsgrad nicht einmal mehr die grundlegegenden sozialen Arbeitsweisen ausgeprägt und eingeübt wurden, die für eine eigentständige Lebensplanung erforderlich wären.
Das breitet sich aus.
Und nun?
Nun weiß ich, welche Dienstleistungen wachsen und warum es so schwer ist, eine Küche zu benutzen. Man muß sie ja hinterher sauber machen.
Das Soziale boomt, weil fast nichts mehr von dem, was vor 30 Jahren noch selbstverständlich im sozialen Wachsen war, heute eingeübt wird.
Von wem auch? Wenn Lehrer so sind wie hier beschrieben – und davon kenne ich nun einige – dann wird das Ergebnis die logische Fortsetzung dieser Sozialisation sein.
Damit ist aber kein Staat mehr zu machen.
Und die Demokratie hat sich deshalb auch so entwickelt wie sie sich entwickelt hat.
Die Demokratie wird zu einem Dienstleister. Da paßt natürlich Dienst an der Waffe und am Volk im Zivildienst nicht mehr.
Aber wer dient hier wem und wofür?
So ist man als Zeitgenosse dabei und kann es sogar analysieren, aber ändern kann man es nicht – lediglich sich selbst in ein Verhältnis zur Zeit und diesen Beobachtungen stellen.
Die neue Elite schickt daher ihre Kinder auf Eliteschulen und die Sozialdemokraten und Grünen machen mit ihrer Bildungspolitik so weiter. Denn die meisten sind ja Lehrer geworden und dann in die Politik gegangen.
Rückblickend war das Bildungssystem in der DDR in der Summe besser. Aber da lernte man ja schon in der Schule auch die Hausarbeit und mußte sich in Gruppen einbringen.
So ist manches heute anders aber nicht besser.