„Erstens: Wie jeder weiß, sind Vorhersagen extrem schwierig und liegen oft daneben. Nicht selten mit katastrophalen Folgen – wie im Jahr 1914, als Staatsmänner und Soldaten einen kurzen und leichten Krieg vorhersagten („Ihr werdet zu Hause sein, bevor die Blätter von den Bäumen fallen“, sagte der Kaiser zu seinen Soldaten), sich aber im bis dahin größten und tödlichsten bewaffneten Konflikt der Geschichte wiederfanden.
Und zweitens sind die Methoden, die wir heute verwenden – Fragebögen unter Experten (die sogenannte Delphi-Methode), mathematische Modelle, künstliche Intelligenz usw. – nicht besser als die, die die Menschen vor Tausenden von Jahren verwendeten. Dazu gehören die Astrologie (Babylon), das Manipulieren von Schafgarbenstängeln (China), das Beobachten von Vögeln und das Befragen von Orakeln (Griechenland), das Lesen der Eingeweide von Opfertieren (Rom), das Deuten von Träumen (in allen bekannten Zivilisationen) und so weiter.
Ich bin Historiker, und die Leser werden mir hoffentlich nachsehen, dass ich mich auf historische Methoden stütze, vor allem auf Analogien auf der einen und Trends auf der anderen Seite.“
Martin van Creveld, welt.de 25.2.2022