Veröffentlicht in Essay, Europa, Zeitgeschichte

Kann man aus der Geschichte lernen?

Man könnte und man kann. Eigentlich geht es dabei ja um die Politik, die die Interessen der Menschen vertreten soll.

Das Grundgesetz ist so ein Fall. Da hat man gelernt. Weil man wußte, dass zu viel Macht zu Missbrauch führt hat man die Macht aufgeteilt. So zähmte man den menschlichen Charakter und schützte die Menschen.

Damals war ich 16 und Dr. Siegfried Middelhaufe war 80. Er erzählte mir aus seiner Zeit beim Land NRW. Er erzählte von den Nazis, der Organisation ODESSA und den vielen Dingen, die er nie belegen konnte.

Heute sind wir einige Jahre weiter. Und nun lese ich, daß er mit allen Vermutungen Recht hatte.

Oder Bernt Engelmann. Er erzählte mir von den Verquickungen zwischen Verwaltung, Militär und Nationalsozialisten und sagte mir immer wieder, wenn du noch die Bücher von Kurt Pritzkoleit bekommen kannst, dann verwahre sie. Da steht alles drin.

Ich habe in meinem Studium mit einem Schwerpunkt Zeitgeschichte und Drittes Reich noch erlebt, wie vieles an Unterlagen einfach nicht da war.

Aber der Spiegel hatte es auch schon 1956 geahnt.

Als Enzensberger in der anderen Bibliothek OMGUS, die Ermittlungen gegen die Deutsche Bank, veröffentlichte, da merkte ich, was selbst im Studium fehlte.

Daraus kann man lernen, dass die Eliten von heute oft aus dieser Zeit stammen und die Demokratie dazu dient, deren Reichtum über Generationen zu schützen.

Aber damit nicht genug.

Spätestens seit den neuen Skandalen um Immobilien, Libor, faule Kredite etc. wissen wir, dass auch eine Demokratie nicht schützt vor der grenzenlosen Gier und Skrupellosigkeit.

Demokratie ist eben nicht Demokratie. Es kommt auch darauf an, was drin ist.

Nur Gesetze können so etwas eindämmen, wenn ihr Übertreten zu echten Strafen führt.

Aber die teilweise Verquickung von Politik, Banken, Beamtentum und Wirtschaft hat sich mittlerweile auf eine neue Stufe weiterentwickelt.

Europa ist das Projekt, das vom Europa der Vaterländer zu einem Europa jenseits der europäischen Demokratien werden soll, gesteuert von sog. Sachzwängen einer Ideologie, die sich selbst widerlegt hat wie Andreas Wiersching nachgewiesen hat.

Und nun?

Nun haben wir aus der Geschichte gelernt und dies aufgeschrieben. Brecht wußte schon, daß erst das Fressen und dann die Moral kommt. Später wurde fixiert, daß Erkenntnis und Interesse verschieden sind.

So kann man nicht nur aus der Geschichte lernen sondern auch den menschlichen Charakter kennenlernen, um zu verstehen, warum das Lernen aus der Geschichte kaum funktioniert.