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Sarajewo – Geschichtsschreibung als Dokumentarfotografie. Anmerkungen zu Ursula Meissner und Friedhelm Brebeck:

Ursula Meissner ist Fotografin. Ihr Thema sind Kriege und Konflikte. Dazu gehören auch starke Emotionen in starken Fotos. Sie versteht es, dies alles visuell einzufangen und auszudrücken. Manches von ihr ist so dokumentarisch und authentisch, daß es eine besondere Kunst (und Kunstform?) geworden ist. Heute ist sie eine der weltweit bekanntesten Kriegsfotografinnen.

Aber sie fotografiert weniger die Schlachten und die Schützen, sie fotografiert vor allem auch das, was danach passiert in einer Art, die aus Fotos visuelle Welten macht.

Das hat sie so bemerkenswert werden lassen.

Denn Krieg bedeutet Zerstörung, Gewalt und Leid. Dort setzt sie an aber dort hört sie nicht auf.

Es gelingt ihr die Hoffnung zu zeigen und das Gedenken, wenn es hoffnungslos war.

Daraus ist gemeinsam mit Friedhelm Brebeck ein Buch entstanden, das eindrucksvolle Texte mit dokumentierenden Fotografien verbindet.

Es ist das Buch über Sarajewo von 1992 bis 1996. So etwas kann man natürlich nur schreiben, wenn man auch länger dort war.

Und so entstand ein Buch über ein Ereignis vor Ort mit seinen Einschnitten im Leben der Menschen. Zugleich ist dieses Buch aber mehr.

Nun ist es gut 15 Jahre später ein beeindruckendes und bis heute lebendiges Dokument der Zeitgeschichte und berührt direkt die Gegenwart.

Denn es zeigt durch das Dokumentieren der Abläufe für uns heute die Folgen.

Wer wissen will welche Folgen Fanatismus, Machtspiele und religiöse Ausgrenzung haben und wer wissen will, warum und wie Haß entsteht, der findet durch die visuelle Aussagekraft und durch die Texte Erklärungen dafür, warum nach Mord und Zerstörung die Versöhnung so schwer ist.

Meissner und Brebeck haben damit etwas geschaffen, das sehr selten ist, weil es weiter wirkt.

Es ist zugleich aber auch ein Beleg dafür, daß Geschichtsschreibung heute, wenn sie mehr als eine Chronologie sein soll, neue Wege gehen muß.

Nur so können soziale Zusammenhänge und mentale Veränderungen und Einstellungen sichtbar und erklärbar werden.

Wenn Menschen nach Deutschland kommen, dann tragen sie oft die Bilder in ihrer Seele, die wir nicht sehen.

Ursula Meissner hat sie für diesen Krieg damals aufgenommen und Friedhelm Brebeck hat sie zu Papier gebracht.

Help my: Bilder vom belagerten Leben, Sarajevo 1992-1996

von Friedhelm Brebeck und Ursula Meissner

ISBN 3-930459-17-5

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