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Von Erinnerung keine Spur? Suchmaschinen und Geschichts bewusstsein

Wie ist es mit dem Geschichtsbewußtsein heute bestellt? Gibt es überhaupt Geschichtsbewußtsein?

Geschichtsbewußtsein entsteht durch das Wissen um das, was früher geschehen ist und warum die Dinge heute so sind wie sie sind.

Es ist noch gar nicht lange her, da schrieben Historiker dazu Bücher und erklärten, wie es wozu kommen konnte. Das stimmte natürlich nur soweit wie die Historiker Unterlagen hatten und überhaupt etwas in den Unterlagen zu finden war.

Die Lücke gehört also zum Bewusstsein ebenso wie die Propaganda.

Das ist aber nicht schlimm, wenn man es weiß.

Ich schreibe hier viel über Wissen.

Wer wissen will, wohin er geht, muß wissen, woher er kommt. Der Satz ist etwas bekannter.

Er zeigt aber auch das Geheimnis von Bewußtsein.

Und genau an dieser Stelle sind wir nun.

Heute entsteht Bewußtsein über Suchmaschinen, weil jeder dort „nachschlägt“.

Eine Suchmaschine ist aber kein Nachschlagewerk. Eine Suchmaschine kann zu einem Nachschlagewerk führen wie z.B. wikipedia.

Aber das reicht nicht. Nehmen wir google als Beispiel.

Google will Werbung verkaufen. Deshalb bietet man dort eine Suchmaschine, die Webseiten durchsucht, um den Nutzern der Suchmaschine Ergebnisse zu liefern, die mit Werbung verknüpft werden können.

Die Firma stellt die Suchergebnisse heraus, die mit ihren Werbepartnern am besten verknüpfbar sind.

Zugleich gibt es Webseiten, die nicht von google gespeichert werden können und es gibt Webseiten, die irgendwann gelöscht wurden.

Da ich selbst publiziere, erlebe ich immer wieder wie Verlinkungen plötzlich weg sind oder wie z.B. bei den öffentlich-rechtlichen Medien in Deutschland nach sieben Tagen vieles gelöscht wird. Auch Gutes.

Damit verschwinden wichtige Inhalte einfach. Sie sind somit durch Suchmaschinen nicht mehr auffindbar, selbst wenn es gewollt wäre.

Hinzu kommt, daß die Auswahlkriterien für Suchergebnisse ebenfalls zweckbestimmt sind.

Aus all diesen Gründen sind Suchmaschinen kein Ersatz für Bücher oder Texte, die Zusammenhänge zeigen.

Gut ist, wenn es Texte gibt, die Zusammenhänge zeigen, diese online verfügbar sind und diese von Suchmaschinen vorne in den Suchergebnissen gezeigt werden.

Das ist aber eher weniger der Fall.

Da unser Alltagsverhalten – und damit unser Denken und Handeln – aber zunehmend von der alleinigen Nutzung einer oder mehrerer Suchmaschinen geprägt ist, verändert sich so auch das Geschichtsbewußtsein. Es ist geprägt vom gegenwärtig in Suchmaschinen verfügbaren Wissen und dem schnellen Abruf.

Mir ist noch nicht klar, welche sozialen Folgen das hat, aber klar wird sein, daß immer mehr Handlungen suchmaschinenorientiert erfolgen und auch das Denken dadurch mehr geprägt wird.

Insofern sind Suchmaschinen eine soziale und natürlich auch politisch prägende Macht weil sie Methoden vorgeben an Wissen zu gelangen.

Das muß übrigens nicht nur schlecht sein aber es ist anders als früher und kann auch manipulativ sein, weil Suchmaschinen auch Interessenprodukte sind und kein Eigenleben führen sondern ökonomische und politische Machtinstrumente sind.

Insofern gehört die Suchmaschine und ihr Einfluß heute ins Zentrum der Frage nach dem Geschichtsbewußtsein und der Gegenwartsorientierung.

 

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