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Lebenszeit und Geschichte

Mir fällt auf, daß es keine Weiterentwicklung des „Weltgeistes“ gibt. Die neu geborenen Menschen treten in die Welt und werden mit vielen Gedanken, Ideen und Erziehungsstilen konfrontiert. Daraus wird ihr Charakter geformt.  Es ist ein Kreislauf in neuen Kleidern.Sie ahmen nach und werden so zu einem Teil der Welt. Viele nehmen dies für die ganze Welt. Im Rahmen politischer und sozialer Sozialisierung wird dies dann erweitert.

Weil die biologischen Gegebenheiten mit Physis und Psyche aber geblieben sind, ist die technische Entwicklung oft kein Fortschritt für Psyche und Physis.

Die eigene Lebenszeit ist letztlich die Grundgröße, die alles andere mitbestimmt. Die Bewältigung des Alltags wird dabei der eigentliche Lebensrhythmus und darüber hinaus zu denken ist die Herausforderung.

Deshalb klappt es auch kaum mit Solidarität und schon gar nicht mit Empathie, es sei denn aus Egoismus und nicht aus Altruismus. Mir ist dies aufgefallen, weil ich so viele Kämpfe verloren habe und es die meisten anderen gar nicht interessiert.

Wer jünger ist entdeckt die Welt, die gerade ist und sich (sein Ich) und nicht die Welt, die ich noch im Kopf habe.

Meine Kämpfe sind für andere uninteressant.

Daher ist die Geschichte auch nichts anderes als die Begegnung mit Geschichten von dem, was irgendwann irgendwo war.

Der Aufstieg des kleinen Mannes ist bei uns das Berufsbeamtentum und damit werden wieder die herrschenden Verhältnisse und die Herrschenden, die die Regierenden bestimmen, abgesichert und so bestimmt das Sein das Bewußtsein.

Über diese Erkenntnisse muß ich nun länger nachdenken, um herauszufinden, ob mich dies weiterbringt oder ob Wissen nichts bringt weil Erkenntnis und Interesse differieren.

Zumindest bedeutet dies mehr im Jetzt und weniger im Früher zu sein und es bedeutet das tägliche Treffen mit Camus:

„Das Elend hinderte mich, zu glauben, daß alles unter der Sonne und in der Geschichte gut sei; die Sonne lehrte mich, daß die Geschichte nicht alles ist.“