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Populationen der Steinzeit

Die Populationen der Steinzeit lebten gesünder als die meisten Völker, die ihnen nachfolgten: Zur Zeit der Römer gab es mehr Krankheit in der Welt als je zuvor, und selbst im England des früheren neunzehnten Jahrhunderts dürfte die Lebenserwartung von Kindern kaum höher gewesen sein als schon vor 20000 Jahren.

Überdies arbeiteten die Steinzeitjäger weniger Stunden als chinesische und ägyptische Bauern von heute – oder als Fabrikarbeiter des 20. Jahrhunderts es trotz ihrer Gewerkschaften tun. Und was Annehmlichkeiten wie gutes Essen, Unterhaltung, künstlerische Vergnügungen betrifft, genossen die frühen Jäger und Sammler einen Luxus, wie ihn sich heute allenfalls die Reichsten leisten können. Für den zweitägigen Genuß des Wertes, der Bäumen, Seen und reiner Luft zugeschrieben wird, arbeitet der zeitgenössische Angestellte fünf Tage. Heute schuften ganze Familien dreißig Jahre und sparen für das Privileg, beim Blick aus dem Fenster auf ein paar Quadratmeter Rasen schauen zu können.

Aus: Marvin Harris, Kannibalen und Könige. Die Wachstumsgrenzen der Hochkulturen