Veröffentlicht in Alle, Heute

Die Elenden von Anna Mayr

Gut gemacht, gut geschrieben und gut zu lesen. So könnte man Stil und Inhalt des Buches zusammenfassen.

„Warum unsere Gesellschaft Arbeitslose verachtet und sie dennoch braucht“ lautet der Untertitel deses Buches.

Nun also die Kinder.

Als der Kampf gegen Hartz 4 und die Agenda 2010 begann und in den Jahren danach schrieben vor allem die, die es verhindern wollten, über das, was passieren wird.

Und jetzt schreiben die Kinder der Eltern, die politisch gewollt darin aufwachsen mußten. „Die Elenden von Anna Mayr“ weiterlesen

Veröffentlicht in Alle, Essay, Zeitgeschichte

Die Dokumentation sozialer Wunden – Dokumentarfotografie in Deutschland regional fokussiert

Dokumentarfotografie ist ein weites Feld.

Für mich geht es im Kern darum sozial reale und oft regional oder überregional relevante Ereignisse und Situationen  festzuhalten, die später in der Summe  Entwicklungen zeigen. Was relevant war, kann man nur aus dem beurteilen, was man weiß und sieht. Deshalb ist das Dokumentieren so wichtig – Belegbarkeit setzt Dokumentierbarkeit voraus. Und soziale Ereignisse und Abläufe sind mit Fotos z.T. gut dokumentierbar. „Die Dokumentation sozialer Wunden – Dokumentarfotografie in Deutschland regional fokussiert“ weiterlesen

Veröffentlicht in Bergisches, Zeitgeschichte

Angst statt Arbeit – Soziale Kämpfe in der Region Remscheid und Solingen 1999 bis 2009

Dokumentarfotografie hilft dabei, Geschichte „aufzuschreiben“ und soziale Situationen zu zeigen.

Diese Fotos von mir zeigen soziale Kämpfe und soziales Leben rund um Remscheid und Solingen von 1999 bis 2009. Es ist die Zeit des Sozialabbaus, politisch gewollt, durch SPD und Grüne beschleunigt und durch die EU gefördert. Angst statt Arbeit und immer weniger gute Arbeit waren an der Tagesordnung.

Wie wir heute leben müssen, ist die Folge davon und hier sieht man, wie die kleinen Leute, die Staatsbürger, sich wehren und von der Politik komplett im Stich gelassen wurden. „Angst statt Arbeit – Soziale Kämpfe in der Region Remscheid und Solingen 1999 bis 2009“ weiterlesen

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Ungerechtigkeit und Rache

Als Barrington Moore 1982 sein Buch über Ungerechtigkeit veröffentlichte, war es ein Thema, das teilweise in Europa gelöst schien.

Doch dies war trügerisch.

Was verletzt Menschen tatsächlich?

Mit dieser Frage fängt er an. Seine Antwort ist eindeutig:

„Werden physische Bedürfnisse nicht befriedigt, so ist das offensichtlich schädlich. Grob nach der Reihe ihrer Wichtigkeit aufgezählt, betreffen diese Bedürfnisse: Luft, Wasser, Nahrung, Schlaf, Obdach im Sinne von Schutz gegen extreme Hitze und Kälte, sexuelle Befriedigung. Werden diese Bedürfnisse nicht gestillt, bedeutet das für jeden Menschen leiden….. Abgesehen von diesen .. Bedürfnissen würden Psychologen und Anthropologen vermutlich darin übereinstimmen, daß auch ein Mangel an Liebe und Anerkennung seitens anderer Menschen das Individuum schädigt.“

Nachdem er dann die Gesellschaft als sozialen Ort unserer Zeit definiert, fragt er sich, wie Ungerechtigkeit entstehen kann.

Weil in jeder Gesellschaft Macht, Arbeitsteilung und die Verteilung von Gütern geregelt werden müssen zwischen Zwang und Tausch, entstehen soziale Regeln.

Diese sind wesentlich für die Stabilität einer Ordnung.

Wenn diese Regeln nun gebrochen werden, entsteht das Gefühl, daß Unrecht geschieht.

Deshalb kann man auch keine Gesetze machen wie die Rente mit 67, die den Älteren davor, die mit 55 ausscheiden konnten mit ungekürzten Renten und Pensionen, alles gönnen und den Jüngeren, die mit 67 in Rente müssen, vieles nehmen und sie zugleich doppelt belasten.

Dann hätten die Älteren vor gut zehn Jahren sofort ihre bestehenden Pensionen halbieren und z.T. auch Renten kürzen müssen, um die Belastung der Jüngeren nicht zu groß werden zu lassen oder eine neue Art der Rente einführen müssen. Weil sie es aber nicht getan haben, spüren und wissen die Jüngeren, die noch keine Rente erhalten, daß sie betrogen wurden.

Das Unrechtsbewußtsein in unserer Kultur kann man sehr gut an zwei Ereignissen sehen: die Einführung von Hartz 4 durch Gerhard Schröder und die Rettung von Zockerbanken und Hedgefonds mit dem Geld der Steuerzahler durch Angela Merkel.

Beide stehen für die gleiche Art der Politik mit FDP, Grünen, SPD und CDU/CSU. Alle haben die neoliberale Ideologie verinnerlicht, regional angepaßt und politisch umgesetzt.

Sie haben dafür gesorgt, daß die Ehrlichen und Fleissigen die Dummen sind und bestraft werden und die Abzocker und Betrüger quasi machen können, was sie wollen. Sie haben die Werte dieser Gesellschaft umgedreht. Und als Krönung gibt es jetzt „Migrantengeld“ für jeden, der hier ohne Ansprüche auftaucht und mit dem Zauberwort Asyl unbegrenzt lebenslang leistungslos Sozialleistungen erhält. Eine Ohrfeige für alle die, die dieses System getragen haben und tragen.

Was dann passieren kann, hat Barrington Moore sehr schön geschildert:

„Der Schrei nach Rache – hier unterdrückt, dort ermutigt und aufwendig formuliert – hallt durch einen ungeheuren Teil der menschlichen Erfahrung. Rache bedeutet Vergeltung. Ferner bedeutet es eine Wiederherstellung menschlicher Würde oder menschlicher Werte, nachdem diese verletzt oder geschädigt wurden. Beides sind grundlegende Gefühle, die hinter moralischer Empörung und dem Gefühl der Ungerechtigkeit stehen. Rache ist ein Weg, die Dinge wieder ins Lot zu bringen, und selbstverständlich ist dieser Weg nie völlig erfolgreich, denn eine völlige Wiedergutmachung für einmal erfolgte Verletzungen gibt es nicht. Rache mag die primitivste Form moralischer Empörung sein. Aber wenn auch primitiv, so ist sie doch eine höchst zeitgenössische Erscheinung.“

Das schrieb er 1982.

Heute wissen wir durch die Hirnforschung, daß Rache in unserer Biologie, unseren Genen, angelegt ist.

Es muß sich also keiner über das wundern, was hier noch kommen kann, wenn es so weitergeht.

Betrachten Sie diese Zeilen als Beitrag zur Politischen Bildung in unserer Demokratie.

Veröffentlicht in Essay

Arbeit führt wieder zu Elend – wenn man aus der Geschichte nichts lernt

„Aber wessen Dasein Arbeit heißt, dessen Ende ist immer Elend.“

Das schrieb Erich Grisar 1932 und wir dachten in der Bundesrepublik, daß wir diesen Zustand überwunden hätten. Doch dann kam die Sozialdemokratie und führte gemeinsam mit den Grünen unter dem Jubel von CDU und FDP die Armut wieder ein. „Arbeit führt wieder zu Elend – wenn man aus der Geschichte nichts lernt“ weiterlesen

Veröffentlicht in Zeitgeschichte

Verfolgung zwischen gestern und heute

In dem Buch über das Sonderrecht für Juden im NS-Staat ist folgende Verordnung zu finden von 1939 über den Arbeitseinsatz von Juden:

„Bei der ärztlichen Untersuchung der körperlichen Eignung von Juden für den Arbeitseinsatz ist in einigen Bezirken anscheinend ein zu strenger Maßstab angelegt worden (sein Ergebnis: erheblicher Prozentsatz körperlich ungeeigneter Juden). Die Juden sind deshalb auf ihre Einsatzfähigkeit für körperliche Arbeiten erneut zu überprüfen.“

Das ist auch wissenschaftlich aufgearbeitet und erinnert sehr an mögliche Zusammenhänge mit dem Medizinischen Dienst bei der Arbeitsagentur und dem Jobcenter zur weiteren Verwendung auf dem Arbeitsmarkt und an die Begutachtung bei der Erwerbsminderungsrente.

Verfolgung ist also vielfältig und kann auf verschiedene Weise geschehen.

Wer schon mal mit Sozialversicherungen, Gutachtern oder dem Medizinischen Dienst bei Schwerbehinderung oder Rente zu tun hatte, der versteht wahrscheinlich, was ich meine. Ärzte richten sich nach den Definitionen und Vorgaben (wie im Dritten Reich) und die alte Behördenlogik kommt voll zum Einsatz:

Der abstrakte Verweis in der Rentenversicherung ist so ein Fall:

Die Konsequenz beschreibt Köhler-Rama: „Nach früherem Recht konnte ein Rentenanspruch bereits bei einem kurz unter „vollschichtig“, z. B. sieben Stunden umfassenden Leistungsvermögen entstehen, wenn der Teilzeitarbeitsmarkt verschlossen war (konkrete Betrachtungsweise). Die „Opfergrenze“ ist damit von „vollschichtig“ auf sechs Stunden täglich herabgesenkt worden.“

Es geht hier also darum, Menschen zu Opfern zu machen im Staatsauftrag.

Selbst Naziopfer und Stalingradopfer würden heute wahrscheinlich noch zurück auf den Arbeitsmarkt geschickt, weil die Begutachtungsregelungen im Kopf und auf Papier z.T. immer noch so sind in ihrer Logik wie die Logik damals.

„In keinem anderen Land der OECD werden soviele Menschen mit (aufgrund von familiären Pflichten oder gesundheitlichen Belastungen) eingeschränkter Erwerbsfähigkeit als arbeitsfähig definiert“, schreiben die Autoren Anke Hassel und Christof Schiller in ihrem Buch „Der Fall Hartz IV“,  so die taz in einem Fazit.

Das Sonderrecht für Arbeitssuchende im Hartz 4 – Staat ist auch so ein Fall, der gerade in Deutschland aktuell ist.

Das gipfelt im staatlich gestalteten Altersrassismus bis zum Psychoterror für die geburtenstarken Jahrgänge.

Wenn man den Blick nicht senkt, dann sieht man die Schatten von damals im Handeln von heute.

Paradoxerweise sind die neuen Rechten die Anhänger des Neoliberalismus wie er in der Agenda 2010 zu finden ist (CDU, SPD, Linke, Grüne, FDP).

Veröffentlicht in Bergisches

Wenn Geschichte die Gegenwart berührt und das Recht die Kraft verliert

Der Remscheider Nazilöwe (das Denkmal aus der Nazizeit als Symbol für den Führerkult), welcher zentrale Vorlage der aktuellen Kampagne des Stadtmarketings für Remscheid ist, wurde nun schon vielfach beschrieben und aufgearbeitet.

Die Tatsachen sind klar.

Dennoch werden sie z.T. bestritten wie man in Kommentaren zu diesem Thema lesen kann. Und es wird weiter so getan als ob dies alles keine Rolle spielt. Auch Kommentare z.B. von mir werden nicht publiziert, wenn sie nicht passen. Aber da jeder das Recht hat, auf seinem Blog oder Forum zu tun, was man will mit den Beiträgen anderer, ist dies eben so. Man muß es nur im Hinterkopf behalten!

Man kann dies alles dokumentieren. um zu zeigen, wie hier die Geschichte die Gegenwart berührt und wie damit umgegangen wird.

Ein Nazidenkmal das „die Bewohner unserer Stadt allezeit an die Großtaten des Führers und Reichskanzlers Adolf Hitler“ erinnern soll, so die Worte im rga zur Einweihung 1939,  darf in Remscheid angemalt aktuell hundertfach(?) verbreitet werden?

Bedeutet dies, daß Denkmäler der Nazis nun also wieder nachgemacht und verbreitet werden dürfen?

So haben die Nazis von damals es geschafft, daß dieses Denkmal heute überall verbreitet wird und an zentralen Stellen von Remscheid zu sehen ist.

Der Zyniker würde vielleicht denken, was lange währt wird endlich gut. Ich denke da lieber nicht dran.

Bei Hakenkreuzschmierereien schreit man in Remscheid, hier macht man mit?

Da kann man sich nur wundern.

Nur ein paar Kilometer von hier hinter der niederländischen Grenze unterrichtet man die Bevölkerung bis heute darüber, wie blutig und aufopferungsvoll die Kämpfe waren, um Europa und die Niederlande von diesen Massenmördern zu befreien. Und hier wird ein Denkmal dieser Massenmörder vervielfältigt und verteilt.

(Und Aufklärung findet überhaupt nicht statt. Man stelle sich vor der Stadtrat von Remscheid hätte beschlossen auf einer Tafel (wie in den Niederlanden) mit Fotos zu zeigen, daß dieses Denkmal 1939 gebaut und eingeweiht wurde, um an die Großtaten des Führers zu erinnern. Und dann wäre der Vorschlag gekommen, dieses Denkmal nun hundertfach zu vervielfältigen und überall in Remscheid aufzustellen – es wäre sehr interessant sich vorzustellen, was dann passiert (oder auch nicht) passiert wäre…)

Nun denn.

Ich möchte dieses Thema für mich hier nicht weiter verfolgen.

Ich habe im Rahmen der Meinungsfreiheit mehrfach meine Meinung gesagt.

Ich halte es mit Martin Niemöller.

Und ich denke weiter, weil Diktaturen kein Monopol von Nazis sind sondern auch links und in der neoliberalen Mitte entstehen:

Denn eine neue Art der Diktatur kann auch aus Parteien erwachsen,

Was hält sie davon ab auch gegen andere Gesetze zu verstoßen?