Veröffentlicht in Bergisches, Zeitgeschichte

Bilddokumentationen als Beiträge zur Geschichtsschreibung am Beispiel Bergisches Land 1999 bis 2009

Bilder erzeugen Erinnerungen oder Einsichten, im besten Fall Erinnerungskultur – für die, die dabei waren und für die, die nicht dabei waren. Das ist die Aufgabe von Dokumentarfotografie als Teil der Geschichtsschreibung.

Meine Fotos hier zeigen, dass diese sozialen Entwicklungen überhaupt geschehen sind und dies bewußte Entscheidungen der Politik waren: Verarmung und Sozialabbau bei den Fleissigen und Arbeitsamen bis ins Alter. „Bilddokumentationen als Beiträge zur Geschichtsschreibung am Beispiel Bergisches Land 1999 bis 2009“ weiterlesen

Veröffentlicht in Zeitgeschichte

Zeitgeist im Wandel

Ich möchte mit diesem Artikel auf einige Texte aufmerksam machen, die die mentalen und sozialen Veränderungen in unserer Gesellschaft in Worte fassen.

Viellecht helfen Sie Ihnen, im Kopf und vor Ort die Blicke zu schärfen, um dies zu sehen.

 

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Nach der Wende: Die langsame Abschaffung der Industriegesellschaft und der Aufbau der Dienergesellschaft

Deutschland ist auf dem Weg vom Land der Denker zum Land der Diener zu werden. Dienen für kleines Geld in Sozialberufen und dienen für etwas mehr Geld als Architekt oder Ingenieur. Aber die wenigen deutschen Ingenieure werden langsam von den Massen asiatischer und indischer intelligenter Diener abgelöst. Das sehen wir gerade.

Man könnte auch sagen, Deutschland ist auf dem Weg von der Hardwaregesellschaft zu einer Softwaregesellschaft zu werden. In meiner persönlichen Lebenszeit ist mir dies vor allem an den Entwicklungen nach der Wende 1989 deutlich geworden. Bis dahin dominierte die Industrie fast überall.

Doch dann ging es los:

  • Zunächst wurden systematisch ostdeutsche Industriekombinate und Produktionsbetriebe zerschlagen und geschlossen. Ich habe damals selbst erlebt wie westdeutsche Unternehmen systematisch ostdeutsche Konkurrenz „übernahmen“ um sie zu schließen. Da die DDR viele Produkte für Westdeutschland produzierte ging es meistens nicht um Wettbewebsfähigkeit der ostdeutschen Unternehmen sondern um das Ausschalten ostdeutscher Konkurrenz, um die eigene Wettbewerbsfähigkeit zu stärken. Im Ergebnis wurde der Osten fast komplett deindustrialisiert.
  • Der Aufbau in Ostdeutschland erfolgte dann durch die Verlagerung westdeutscher Unternehmen nach Ostdeutschland mit staatlicher Förderung. Parallel dazu wurde das Sozialsystem umgebaut. Alle bisherigen guten sozialen Sicherungen wurden gekappt, um mit Billigarbeit und Niedriglöhnen durch Zeitarbeit und Befristungen die Menschen in neue entfremdete Arbeit zu zwingen.
  • Da zeitgleich immer mehr produzierende Industrie in das Ausland verlagert wurde, waren die neuen Arbeitsplätze dort, wo keine produzierende Industrie mehr war: im Dienstleistungssektor von der Altenpflege über das Sicherheitsgewerbe bis zum Service. Das geht so bis heute.

Dies alles geschah unter der Ideologie des Neoliberalismus. Dieser sagt vor allem, daß die Mächtigen möglichst alles ohne Regeln und Fesseln machen dürfen und dann wird alles gut.

Das Ergebnis sehen wir.

Wir leben in dieser neuen Zeit, die darauf wartet, daß ihr nie die Luft ausgeht.

In dieser Zeit sind neue Menschen geboren worden, die glauben, diese Situation sei normal. Es ist ihre erlebte Normalität, aber für eine Demokratie wie ich sie kenne ist dies nicht normal sondern abnormal. Wenn man aber das Abnormale für normal hält, ist das Normale abnormal.

Die Würde des Menschen wird sogar vom Bundesverfassungsgericht unter den Tisch fallen gelassen wie man am Beispiel Hartz 4 sieht, wo schon längst klar und eindeutig hätte eingeschritten werden müssen.

Unsere Demokratie beruht auf dem Grundgesetz und dieses sagt eindeutig, daß eine echte soziale Absicherung die Voraussetzung für demokratische Teilhabe ist und kein würdeloses Verarmungssystem für fleißige Inländer, das für nie hier gearbeitete Zugezogene sich als Segen entpuppt, weil sie hier mit vielen Kindern mehr erhalten ohne Arbeit als in ihren Heimatländern mit Arbeit. Dafür werden Menschen, die hier gearbeitet haben, erst in Armut gezwungen bevor ihnen geholfen wird. Näheres dazu hier.

Und so ergibt sich auch, daß wir hier aktuell parallele Generationen von Menschen haben, die völlig unterschiedlich denken gelernt haben. Die jüngeren Menschen denken eher nur noch gegenwartsbezogen, weil man ihnen die Zukunft durch Zeitarbeit und Drohungen wie lebenslanges Arbeiten mental und materiell nehmen will. Die Älteren ab 45 kennen noch die Welt, wie sie sein kann, wenn weniger die Gier und mehr die Vernunft regiert.

Veränderungen wären leicht möglich, wenn man den Reichen so viel wegnimmt wie den Arbeitenden und den Armen jeden Monat.

Und die Ideologie geht ja weiter. Während in den nordischen Ländern selbstverständlich über 60 Prozent vom Einkommen für den Sozialstaat ausgegeben werden und man davon auch profitiert, schreit man hier schon, wenn die Rentenversicherung auf 25% steigen würde. Warum man dann keine Spekulationssteuer umsetzt und Vermögen höher besteuert, mindestens so hoch wie Arbeitslohn, zeigt, daß es sich um dieselben Menschen handelt, die Armut lieber haben als etwas abzugeben obwohl dann diese Gesellschaft viel besser für die Bürger wäre und gerechter und sozialer. Aber in den nordischen Ländern gibt es auch keine so asozialen Regeln wie Hartz4 mit der Verarmungsregel für Lebensältere und es gibt im Alter eine umfassende Versorgung für jeden, egal wie viel man vorher verdient hat.

Das geht alles und ist sogar legal und gewollt.

Aber wer will das schon?

So machen die Menschen ihre Geschichte selbst, auch wenn sie nichts machen.

Macht wohl nichts?