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Arbeit führt wieder zu Elend – wenn man aus der Geschichte nichts lernt

„Aber wessen Dasein Arbeit heißt, dessen Ende ist immer Elend.“

Das schrieb Erich Grisar 1932 und wir dachten in der Bundesrepublik, daß wir diesen Zustand überwunden hätten. Doch dann kam die Sozialdemokratie und führte gemeinsam mit den Grünen unter dem Jubel von CDU und FDP die Armut wieder ein. „Arbeit führt wieder zu Elend – wenn man aus der Geschichte nichts lernt“ weiterlesen

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Wir sind das Volk – Die historische Dimension der griechischen Abstimmung

Als die DDR-Bürger gegen den Sozialismus opponierten und die DDR mit der Parole „Wir sind das Volk“ wegdemonstrierten, hofften sie auf bessere Verhältnisse im BRD-Kapitalismus.

Dieser war damals eine soziale Marktwirtschaft. Nach dem Sieg des Kapitalismus wurde daraus eine asoziale Oligopolwirtschaft, die den Menschen zunehmend die sozialen Lebensgrundlagen nahm und sie lieber sterben ließ als ihnen sozial zu helfen. Die EU wurde für diese neoliberale Saat ein wunderbarer Nährboden.

Jetzt haben die griechischen Bürger gegen diesen Kapitalismus opponiert. Das ist die Stunde der Europäer gewesen.

Die Griechen haben die Demokratie erfunden und nicht die Bürokratie. Die EU hat die Bürokratie als Demokratieersatz eingeführt und verkauft das als europäische Demokratie. Das ist aber nicht Demokratie sondern jenseits davon. Solange nicht alle Menschen frei in Europa über eine EU abgestimmt haben, ist die EU nicht demokratisch. Und eine demokratische EU als Bundesstaat schon gar nicht. Sie würde höchstens zu einem Staatenbund im Sinne eines Europa der Nationalstaaten mit gemeinsamen Grundlagen und Prinzipien. Das ist aber ein anderes Thema für einen anderen Artikel.

Am 5.7.2015  war ein historischer Tag, weil er zeigt, daß Europa mehr braucht als Bürokratie. Es war der Tag des Volkes, genau so stark wie damals in der DDR.

Europa braucht mehr Demokratie und weniger Bürokratie.

Und für alle, die noch im Kopf haben, daß die Griechen ja so viel Geld erhalten haben. Stimmt nicht!

Wie war das denn in groben Linien?

Die Banken, darunter die großen deutschen Banken, liehen nach der Euro-Einführung Griechenland Geld obwohl sie wußten, daß die Griechen das Geld nicht zurückzahlen können. Das waren Bankenrisiken. Weil aber die Rendite so hoch war zockten sie rum. Zusammen mit den Zockern in den USA, die dort mit faulen Hauskrediten rummachten, verzockten sie sich alle zusammen.

Das brach 2008 alles in sich zusammen. Dann bürgten die Staaten für die Banken, indem sie die Rückzahlung von neuem Geld garantierten, das dann den Banken geschenkt wurde. Steinbrück und Merkel sagten diese Art der Bankenrettung sei „alternativlos“.

Diese „Hilfspakete“, angeblich für Griechenland, ähnlich für Spanien, Portugal etc. gaben den Banken ihr verzocktes Geld zurück, ohne die bei anderen angerichteten Schäden zu berücksichtigen und eine Rückzahlung zu vereinbaren.

Bei Griechenland war es so: Von dem ganzen Geld erhielt Griechenland fast nichts und die Banken fast alles. Und um dem Ganzen die Krone aufzusetzen wurden die Menschen in Griechenland um fast alles gebracht, was für ein menschenwürdiges Leben wichtig ist: Gesundheitsversorgung, Rente zum Leben etc.

Die Banken müßten eigentlich das Geld den Völkern zurückgeben, stattdessen verleihen sie es in der Krise nun an die Staaten und erhalten dafür auch noch Zinsen.

Und die EZB macht mit. Die Banken erhalten Geld quasi zum Nulltarif, können ihre faulen Papiere an die EZB verkaufen und verleihen das Geld zu Wucherpreisen an die Armen in ganz Europa.

Und Schäuble geht noch weiter. Er hilft mit, daß die Reichen ihr Geld sicher anlegen können falls es zu einem Börsencrash kommt und verkauft indirekt Deutschland mit den Investitionsfonds für Straßen etc. Dabei ist das eigentlich allein das Geld der Steuerzahler.

Heribert Prantl hat dies so ausgedrückt: „Es ist doch so: Wenn die Familie Huber schlecht wirtschaftet, kommt der Gerichtsvollzieher. Wenn die Firma Maier schlecht wirtschaftet, kommt der Konkursrichter. Wenn aber eine Großbank schlecht wirtschaftet – dann kommen die Spitzenpolitiker mit dem Milliarden-Geldsack.“

 

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Von Erinnerungsträgern zu Trägern der Erinnerung – Fotos erzählen Alltagsgeschichte zwischen Pontlevoy und Alfeld

Geschichtsschreibung hat nicht nur etwas mit Schreiben zu tun. Gerade bei Fragen des Lebens sagt ein Bild oft mehr als tausend Worte.

Ich möchte hier auf zwei Bücher eingehen, die sehr unterschiedlich und doch sehr gleich sind.

Louis Clergeau war Uhrmacher und Fotograf in dem Ort Pontlevoy. Dort fotografierte er schon vor dem Ersten Weltkrieg und tat dies bis 1936.

So entstand das Bild vom Leben in einer Kleinstadt, dessen Momente der Fotograf festhielt und die seinen Blick und seine Auswahl wiedergeben.

Heute ist das Street Museum fester Bestandteil des Ortes, um die Geschichte zu zeigen und Besuchern auch visuell darzustellen, was dort ist und was dort war.

Fotografisch ist die „Strassenfotografie“ im weiteren Sinne von Louis Clergeau also ein Glücksfall für den Tourismus und für die Kultur- und Alltagsgeschichte des Ortes gewesen.

Geschichtsbewusstsein entsteht im Kopf oft erst durch die Chance, das zu sehen, was früher war.

Fotos ermöglichen dann in den jeweiligen Bereichen den Vergleich und ermöglichen auch Bewertungen.

  • War früher alles schlechter,
  • wie hat man das damals geregelt,
  • warum lebte man früher so?

Im Prinzip ist dies alles aber dem Zufall zu verdanken, der anhand der Lebensgeschichte eines Fotografen und seiner Tochter dem Ort dieses fotografische Gedächtnis zufallen ließ.

Und dem glücklichen Umstand, daß die Doofheit nicht siegte und dies alles entsorgte sondern die Trägheit die entscheidende Kraft war, die zum Glück das Bewusstsein wachsen ließ, sich damit doch näher zu beschäftigen.

Genau so ein Geschenk hat die Stadt Alfeld (Leine) erhalten. Im Buch „Eine Stadt auf Fotopapier“ wird das Leben in dieser Kleinstadt von 1947 bis 1994 gezeigt.

Zwei Fotografen, Vater und Sohn, hielten es fest.

Nach ihrem Tod waren die Fotos fast schon weg. Auch hier waren es mehr als glückliche Umstände: „Die ersten Abzüge segelten schon durch das offene Fenster in den Müllcontainer, da informierte jemand den Kreisheimatpfleger, der die Bilder rettete, auf dem Dachboden einlagerte und ordnete.“

Damit möchte ich an dieser Stelle das Denkmal für den unbekannten Informanten einfordern.

Nur diesem ist es zu verdanken, daß überhaupt eine sachkundige Person wie der Kreisheimatpfleger eingeschaltet wurde und wir heute überhaupt über Alfeld und Püscher schreiben können.

Digital wäre es damit wohl schon vorbei gewesen. Aber die Aufarbeitung mit Förderung ermöglichte es nun, diese fotografische Geschichtsschreibung zugänglich zu machen.

Man hat der Stadt dadurch einen Teil ihres Gedächtnisses zurückgegeben und der Nachwelt zugänglich gemacht. Und dies in sichtbarer Form.

Der Alltag bestimmt das Leben.

Wohnen, Kaufen, Feiern sind aber Ausdruck der Verhältnisse, in denen man steckt.

Und so sieht man in den Fotos das, was in Alfeld war – und ist?

Beide Bücher zeigen durch die festgehaltenen Blicke der Fotografen das Leben in der jeweiligen Stadt.

Fotografen schreiben die Geschichten fotografisch auf. Sie sind weder die Chronisten noch die Journalisten. Sie waren in diesem Fall die visuellen Geschichtsschreiber, die durch ihre Sicht festhielten was sie sahen und wo sie waren. Sie stellten die Motive der Fotos zusammen und hielten so den Zeitgeist fest.

Und auch für Alfeld ist die Sammlung Püscher offenkundig nun ein Hort der Kreativität geworden, der die gesamte Szene mit Heimatkunde, Lokalgeschichte und Nostalgie nach dem Alten belebte.

Geschichte  bietet also mehr als nur den Blick zurück. Sie ist Quelle für Tourismus und Identität, sie schafft Welten und ermöglicht Blicke auf Zusammenhänge. Sie hilft die Gegenwart zu verstehen und das Leben interessant zu machen.

Ich persönlich bin erstaunt wie „gleich“ französische und deutsche Portraits wirken bis tief ins 20. Jhrdt. hinein. Man betrachte bloß einmal Porträts von August Sander im Vergleich zu denen von Clergeau.

Das näher zu betrachten wäre aber einen anderen Artikel wert.

Damals gab es noch keine EU aber vielleicht mehr Europa im Sinne gemeinsamer Fundamente in Kultur und Religion jenseits der Wunden politischer Kriege als heute.