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Deutschland in 101 Ereignissen. Ein Reiseführer von Bernd Imgrund

Das Buch macht Lust auf Geschichte. Ein Reiseführer durch die Geschichte in Deutschland mit Karte, kurzen Texten und Lust zum Bummeln. Das hat der Theiss Verlag zusammen mit Bernd Imgrund geschafft. Dem Autor ist es gelungen, Geschichte als Begegnung zu schreiben. „Deutschland in 101 Ereignissen. Ein Reiseführer von Bernd Imgrund“ weiterlesen

Veröffentlicht in Neuzeit, Zeitgeschichte

Das Höcker Album – Auschwitz durch die Linse der SS

Ein Fotoalbum zeigt die Banalität des Bösen.

Dieses Originaldokument zeigt auf vielen Fotografien wie der Alltag der Wachmannschaften und Soldaten außerhalb des Konzentrationslagers Auschwitz war. Er war offenbar schön.

Schon die alten Griechen wußten, wir blicken in die Gesichter von Menschen und darunter stecken die Seelen von wilden Tieren oder grausamen Bestien – wenn man sie nur läßt.

Und wenn der berufliche Aufstieg mit Vergasen, Denunzieren und dem Verwalten dieses Quälens und Tötens von Staats wegen verbunden ist, dann macht das vielen nichts wie man in diesem Buch sieht.

Dieses Buch gibt der Banalität des Bösen nicht nur ein Gesicht sondern zeigt die Gesichter vieler Deutscher, die sich ohne Probleme darin wiederfanden. Mengele und andere KZ-Ärzte sehen wir im Bild freundlich beieinander stehen, nachdem sie Menschen schrecklich folterten und ermordeten.

Wir leben heute mit den Folgen und haben mit dem Grundgesetz ein großes Geschenk erhalten. Wer sich über diese Verfassung hinwegsetzt, läßt solche Taten wieder zu.

Wenn man den Anfängen wehren will, bedeutet dies aber, eben nicht alles zuzulassen sondern zuerst dafür zu sorgen, daß die Demokratie als Schutzraum erhalten bleibt.

Wer dann den Sozialstaat abschafft und die Grenzen niederreißt, zerstört die Demokratie und läßt zu, daß diese Verhältnisse  zurückkehren können.

2007 erhielt das United States Holocaust Memorial Museum von einem ehemaligen Lieutenant Colonel der U.S. Army ein Fotoalbum, das dieser 1946 in Frankfurt ›gefunden‹ hatte. Das Album entpuppte sich schnell als Sensation. Denn es gehörte Karl Höcker, Adjutant des letzten Lagerkommandanten von Auschwitz, Richard Baer.
Die 116 Bilder zeigen SS-Personal und Besucher: bei der Jagd, bei Schießübungen, bei Freizeitaktivitäten – parallel zum Massenmord in Auschwitz zwischen Juni 1944 und Januar 1945. Abgebildet sind u. a. Richard Baer, Rudolf Höß, Josef Kramer, Franz Hößler, Otto Moll und Josef Mengele. Die Bilder geben ganz neue Hinweise auf Verbindungen und Seilschaften der SS-Größen. Und sie zeigen Verantwortliche und Ausführende des Massenmords, die hier erstmals identifizierbar werden. Der vorliegende Band publiziert das Höcker-Album vollständig auf Deutsch. Beiträge von neun internationalen Autoren erschließen das Album im Kontext der Zeit wie auch den Fall Höcker.

Die Hälfte des Buches ist mit sehr substanziellen Beiträgen gefüllt, die uns detailliert über das KZ-Leben und die nationalsozialistischen Strukturen informieren.

„Die Menschen sind unterwürfige Wesen“, schrieb Thomas Mann wenige Jahre, bevor die Auschwitzer Gaskammern ihre Tätigkeit aufnahmen, „von dem Bedürfnis geleitet, mit den Verhältnissen und Ereignissen, mit der Macht in innerer Übereinstimmung zu leben.“ Genau das taten die Deportierten in Auschwitz, wenn sie Befehle befolgten und die Selektion über sich ergehen ließen.“

Diese Worte schreibt Robert Jan van Pelt über die verkommene Welt im Vernichtungslager Auschwitz und Birkenau in dem Buch. Und wer sich mit den Texten auf das Fotoalbum „eingestimmt“ hat, spürt beim Anblick dieser Fotos die spezielle Mischung, die hier den Tod und den Alltag vermischen.

Ich empfinde dieses Buch als die andere Hälfte des Auschwitz-Albums von Lili Meier, weil wir hier noch einmal die Mörder privat danach treffen, unsere deutschen Landsleute. So sind ungeschönte Blicke möglich.

Mit Fotos sehen wir hier, wozu wir (Menschen) fähig sind, wenn man uns nur läßt. Macht wird nur durch Gegenmacht begrenzt und Massenmord ist nicht nur bei den Nazis Alltag gewesen sondern zieht sich immer weiter durch die Vergangenheit und Gegenwart.

Die Antwort darauf ist eine wehrhafte Demokratie mit klaren Werten, klaren Forderungen und klaren Grenzen.

Die Ausgestaltung ist bei uns das Grundgesetz mit einem Sozialstaat, weil nur Staatsbürger, die sozial abgesichert sind, auch bereit sind, ihr Land zu verteidigen. Dazu gehören dann auch Grenzen und gelebte Werte. Sonst erleben wir wieder die Umwertung aller Werte und wieder die Vernichtung sog. „unwerten“ Lebens, so wie dies mit religiöser oder weltanschaulicher Begründung schon fast vor unserer Haustür geschieht.

Man kann nach einem solchen Buch nicht einfach ruhig bleiben.

Aber auch rein sachlich betrachtet liefert dieses Buch sehr gutes Anschauungsmaterial über Gesichter von Menschen, die alles tun, wenn man sie nur läßt. Es sind Gesichter, die wir auch heute noch oft genug sehen und die bis heute noch überall zu finden sind, egal ob in der Nachbarschaft, in der Politik oder in der Medizin.

Abschließend empfehle ich zur besseren Einordnung und Bewertung von persönlicher Wahrnehmung und historischer Einordnung diese Verlinkung.

 

Das Buch ist im Theiss Verlag erschienen.

Hrsg. von Christophe Busch, Stefan Hördler und
Robert Jan van Pelt.
Das Höcker-Album
Auschwitz durch die Linse der SS
Mit einem Vorwort von Michael Wildt.
Verlag Philipp von Zabern – WBG
2016. Etwa 336 S. mit ca.150 s/w Abb. Register,
geb. mit SU.
Gebundener Ladenpreis: € 49,95 [D]
ISBN 978-3-8053-4958-1

Veröffentlicht in Buch

Deutsche Geschichte in Bildern und Zeugnissen

Wenn es ein „offizielles“ Geschichtsbuch über Zeugnisse deutscher Geschichte gibt, dann ist es dieses Buch. Aktuell in der 3. Auflage ist im Theiss-Verlag bei der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft ein großformatiges und prächtiges Bilderbuch zur deutschen Geschichte erschienen.

Es zeigt viele Ausstellungstücke aus dem Deutschen Historischen Museum in Berlin.

Dieses Buch enthält einen Kernbestand deutscher Kulturgüter aus den verschiedenen Zeiten der deutschen Geschichte.

Es ist unter vielen Gesichtspunkten interessant. Ich möchte ganz kurz das Augenmerk auf das Visuelle legen.

Alle Zeugnisse deutscher Geschichte in diesem Buch sind abfotografiert und auf Fotos zu sehen.

Es sind aber kaum Fotos als Zeugnisse zu sehen.

Wir sehen neben Gegenständen vor allem gemalte Bilder.

Wenn wir bei Fotos oft von Bildern sprechen und dies begrifflich gleichsetzen, so ist dies hier völlig falsch.

„Deutsche Geschichte in Bildern und Zeugnissen“ bedeutet hier, daß es sich um abfotografierte Malerei bei den Bildern handelt und Fotografien als Zeugnisse einer bestimmten Zeitepoche nur sehr gering zu sehen sind.

So ist dieses Buch gefüllt mit Fotografien, die Bilder und Zeugnisse aus der deutschen Geschichte zeigen.

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Der Inhalt des Buches entspricht der Ausstellung. Da diese nur in Berlin zu sehen ist, bietet dieses Buch auch denen, die nicht nach Berlin kommen können, einen Einblick in Zeugnisse und Bilder deutscher Geschichte.

Es ist auch von der Aufteilung gut gemacht und macht sogar beim reinen Durchblättern Spaß.

Wenn Geschichte visuell erfahrbar gemacht werden soll, dann ist dies ein guter Ansatz.

Weil Geschichte ja auch immer von den Mächtigen geschrieben wird, ist dieses Buch natürlich auch Ausdruck vergangener Macht und vergangener Mächtiger. Weil das Volk sogar in Zeitungen nicht vorkam, ist auch die Auswahl eine Widerspiegelung damaliger und heutiger Machtverhältnisse.

Und wenn man genau hinschaut und die Frage stellt, was denn aus den letzten dreißig Jahren als Zeugnisse im Buch zu finden ist, dann wird es besonders spannend.

Ich sehe fast nur Konsumprodukte.

Insofern ist das Buch noch viel mehr als eine Sammlung von Zeugnissen und Dokumenten. Es ist auch Ausdruck des „offiziellen“ Geschichtsbewußtseins und damit in einigen Jahren selbst ein Zeugnis unserer Zeit.

Super!

Das Buch ist im Theiss-Verlag erschienen.

Deutsches Historisches Museum (Hrsg.)
Deutsche Geschichte in Bildern und Zeugnissen
ISBN: 9783806233025

Veröffentlicht in Altertum

Das Alte Rom. Leben und Alltag von Nancy H. Ramage und Andrew Ramage

Wie kann man Geschichte interessant machen ohne in Anekdoten abzugleiten? Die Autoren  des Buches „Das Alte Rom. Leben und Alltag“ Nancy und Andrew Ramage haben die Exponate im Britischen Museum, die in über 250 Jahren gesammelt wurden, genutzt, um damit Einblicke in die Welt der Römer zu geben.

Zugleich wählten sie den Weg, in essayhafter Form und damit sehr lesenswert alle wesentlichen Themen der damaligen Zeit darzustellen.
„Das Alte Rom. Leben und Alltag von Nancy H. Ramage und Andrew Ramage“ weiterlesen