Veröffentlicht in Neuzeit

Was wird zu Gerhard Schröder im Geschichtsbuch stehen?

Ausgerechnet die SPD und die Grünen haben unter dem Kanzler Gerhard Schröder und dem Vizekanzler Joschka Fischer die Armut in Deutschland mit Hartz 4 wieder eingeführt.

Die Agenda 2010, die maßgeblich von Frank-Walter Steinmeier und Peter Hartz bearbeitet wurde, machte aus ehrlichen und fleissigen Menschen arme Menschen, sobald sie etwas länger arbeitslos wurden.

Während Gerhard Schröder als „Genosse der Bosse“ galt, fühlten sich seine Wähler von ihm verraten. So erfüllte sich der Wahlspruch, der schon in der Weimarer Republik rumgeisterte: „Wer hat uns verraten – die Sozialdemokraten.“

Selbst zehn Jahre nach Einführung von Hartz 4 und der Verelendung großer Teile der Bevölkerung waren die Sozialdemokraten und die Grünen nicht bereit, ihre Fehler rückgängig zu machen. Lieber Wahlen verlieren als die Zukunft gewinnen schien das Motto zu sein.

Die SPD und die Grünen kämpften eher offensiv für die Homoehe und die ungesteuerte Einwanderung statt die einheimische Bevölkerung von Hartz 4 zu befreien.

Die Einführung und die Umsetzung von Hartz 4 und der Agenda 2010 ist der späte Sieg der alten Eliten aus der Nazizeit.

Die Agenda 2010 ist die Manifestation der Nazilogik.

Weiter gedacht bedeutet dies, daß die Einführung von Hartz 4 als Nazilogik in Reinform dazu führt, daß die Saat der alten Eliten aufgegangen ist: nun werden neue Nazis gezüchtet durch Hartz 4.

Neoliberales Handeln führt zur neuen Rechten.

Hartz 4 wird vom Restmüll der Nazizeit zum Saatgut, das sozial langsam aufgeht.

Habe ich was vergessen?

Text 1.1

Veröffentlicht in Altertum

Augustinus, Genie und Heiliger von Klaus Rosen

Es ist ein wissenschaftliches Buch, das dem Kenner der Materie viel Freude bereiten wird.

Mit viel Tiefe und reichem Detailwissen wandert der Autor Klaus Rosen mit seinen Lesern durch das Werk  von Augustinus.

Wir lernen den Menschen durch sein Werk kennen und die Probleme, die ihn beschäftigten. Trinität, Repetitio, Frieden, Krieg, Gottesstaat – Klaus Rosen zeigt uns immer wieder, wie umfangreich die Auseinandersetzung von Augustinus mit der Kirche und der Welt war.

Der Verlag schreibt richtigerweise: „Indem er den Einfluss der antiken Gesellschaft, der Religionsgesetzte, Augustinus’ Auseinandersetzung mit dem Arianismus oder die Auswirkungen der Eroberung seines Bischofssitzes durch die Vandalen zeigt, fügt Rosen unserem Augustinus-Bild zahlreiche neue Aspekte hinzu.“

Angefangen beim „Studentenleben“ bis zum Tod wird uns das Werk in seiner biografischen Entwicklung vorgestellt.

Es ist im Philipp von Zabern Verlag erschienen.

Wer Mitglied in der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft ist, erhält es preisreduziert.

 

Veröffentlicht in Alle, Bergisches, Zeitgeschichte

Die neue Mauer – Paywalls als Ende der Lesbarkeit

Foto: Michael Mahlke
Foto: Michael Mahlke

25 Jahre nach dem Ende der Mauer kommen die digitalen Mauern.

Immer mehr mauern sich ein. Jede Woche teilt eine neue Zeitung mit, daß sie nun eine Paywall hochzieht und Artikel zukünftig bezahlt werden müssen. Die Begründung ist immer gleich: Wir haben investiert und wir müssen davon leben.

Blicken wir doch mal genauer darauf.

Früher verdienten Zeitungen mit Anzeigen. Die Leser waren wichtig, daher waren Zeitungen eher billig und Anzeigen eher teuer. Die meisten Inhalte der Zeitungen waren Nachrichten. Hinzu kamen Kommentare. Lokal wurde über Sport, Todesfälle und lokale Ereignisse berichtet. Die meisten Leser suchten die Todesanzeigen und die Angebote.

Nun sind den Zeitungen die Nachrichten abhanden gekommen. Die gibt es bei den mit der GEZ-Steuer bezahlten Medien für alle und die gibt es sonst auch fast überall kostenlos.

Daher versuchen sich immer mehr lokale Zeitungen mit immer mehr lokalen Ereignissen. Alles was früher nicht erwähnenswert war wird nun zu einer Nachricht – solange es politisch passt. Es gibt unendliche Fotostrecken von fast allem und jedem.

Wen interessiert das, wer wird dafür zahlen? Sie sprechen von hochwertigem Content aber das ist es nicht. Das wären die kritischen Blogs, die hinterfragen. Aber die gibt es kaum.

Stattdessen bleibt oft draussen, was nicht passt, so als ob sie noch ihr Meinungsmonopol haben – zumindest erlebe ich das vor Ort immer wieder.

Und die Anzeigen?

Die sollen die Leser ja auch weiter lesen. Aber erst sollen sie dafür bezahlen, daß sie dann bezahlte Anzeigen sehen.

Also nicht bezahlen, um sie nicht zu sehen sondern bezahlen, um dann auch noch Anzeigen zu sehen.

Nur bei Print ist es umgekehrt.

Da werden die Anzeigen völlig kostenlos in die Briefkästen gesteckt. Dafür gibt es zwar keinen Journalismus sondern nur die Artikel, die es sonst auch schon gab, aber die gibt es dafür umsonst.

Und nun kommen wir zum Internet.

Das Internet lebt(e) vom Verlinken. Wenn ich etwas las, wollte ich die Quelle angeben und darauf verweisen. Das geht dann natürlich nicht mehr.

Selbst wenn man alle Webseiten bezahlen würde, hätte der Link keinen Sinn, weil die Leser meines Artikels ja nicht dort drauf könnten.

Das ist neu und reduziert die Fähigkeit des Internets und vor allem die saubere Arbeit, die man eigentlich leisten will. Es geht einfach nicht mehr.

Quellenangaben und Verlinkungen enden an der Paywall. Damit werden die Zeitungen selbst ja auch nicht mehr verbreitet und öffentlich diskutiert.

Umgekehrt führt dies zu einem wachsenden Bedeutungsverlust von immer mehr Medien. Wer sie nicht liest, weil er bezahlen muß, der kann auch nicht mehr beeinflusst werden.

Aber auch das ist nur die halbe Wirklichkeit.

Denn wer weiter kostenlos online bleibt auch mit gutem Content, der wird weiter seine Leser finden.

Es wird sicherlich Menschen geben die bezahlen. Aber so gut wie niemand wird weiter so in der Breite suchen und Zeit investieren. Und wer bei google nicht mehr vorkommt, der wird auch in den Suchergebnissen nicht mehr vorkommen als Ort an dem man relevant verweisen kann.

So sind die Propagandisten aller Richtungen nun neuen Herausforderungen ausgesetzt.

Wo erreiche ich viele?

Da wo es kostenlos ist und viele sind. Bei Facebook, bei Google, bei Twitter. Ich würde sagen, kostenlos wird damit noch attraktiver.

Darüber wird bestimmt noch zu schreiben sein.

Aber später erst!

Veröffentlicht in Alle, Altertum

Steinzeitastronauten. Felsbildrätsel der Alpenwelt

Geschichte ist das, was früher geschehen ist. Zeitgeist in der Geschichtsschreibung ist das, was uns davon interessiert.

„Drei Voraussetzungen bilden die Grundlage aller Forschung: Freiheit des Denkens, Gabe der Beobachtung, Sinn für Zusammenhänge. Dem möchte ich noch eine vierte hinzufügen: die Überwindung des Zeitgeistes. Wir müssen die Felsbildkunst nicht nur mit den Argumenten von vorgestern interpretieren, sondern auch mit den Fragen unserer Gegenwart.“ „Steinzeitastronauten. Felsbildrätsel der Alpenwelt“ weiterlesen

Veröffentlicht in Alle, Zeitgeschichte

Die Symbolik des Raums als Element der visuellen Geschichtsschreibung

Der gesenkte Kopf

Grenzenlos werden Daten erhoben und grenzenlos werden immer mehr Bereiche unserer Gesellschaft digitalisiert. Kinder wachsen mit Handys auf und ohne Schultafel und Füller. Einige Länder schaffen schon die Schreibschrift ab, in Deutschland sollen Bücher durch Tablet-Computer ersetzt werden. Die Produktion von digitaler Kommunikation und die Rezeption von digitaler Kommunikation nimmt immer mehr zu. „Die Symbolik des Raums als Element der visuellen Geschichtsschreibung“ weiterlesen

Veröffentlicht in Neuzeit, Zeitgeschichte

Neue Themen für fotografische Dokumentationen

In einem Film von Heinz Büttler aus dem Jahr 2003 über Henri Cartier-Bresson weist Arthur Miller darauf hin, daß Amerika ein Land äußerster Gegensätze ist.

Dabei zeigt er Fotos von Cartier-Bresson aus den Jahren zwischen ca. 1950 bis 1970, die aus der amerikanischen Provinz ebenso stammen wie aus Harlem in New York.

Das war in Deutschland so nicht der Fall.

Das kommt erst politisch gewollt seit Hartz 4 und der neuen Politik nach der Wiedervereinigung. „Neue Themen für fotografische Dokumentationen“ weiterlesen

Veröffentlicht in Alle, Zeitgeschichte

Digital Archivieren?

Die Deutsche Nationalbibliothek ist verpflichtet alle digitalen Publikationen zu archivieren.

Dazu gehören auch Webseiten und Blogs.

Sie macht es aber nicht.

Wie auch?

Daher ist das mit dem digitalen Archiv so eine Sache.

Im Gesetz wird von Medienwerken gesprochen.

Wo fangen diese an?

Sind Facebook-Beiträge und Gruppen in Facebook auch Medienbeiträge?

Die kann man schon technisch gar nicht archivieren und dann der Öffentlichkeit zugänglich machen ohne Umwege und ohne die Frage zu beantworten, wer da was verletzt oder auch nicht.

Selbst beim Archivieren geht es weiter.

Was gestern noch galt ist heute schon alt.

Als vor 15 Jahren archive.org Webseiten sammelte, war je nach Territorium die Frage nach dem Urheberrecht noch genau so abenteuerlich unbeantwortet wie heute.

Archive org mit seiner wayback maschine sammelte aber Webseiten.

Heute gibt es noch viel mehr Webseiten. Und archive.org sammelt.

Aber wer kontrolliert stellt fest, daß die mit dem Sammeln nicht hinterherkommen.

Und soziale Netzwerke sammeln sie so gut wie gar nicht.

Und andere Webseiten sammeln sie versteckt?

Archive.org ist vielleicht bald selbst schon Geschichte, weil sie die Webseiten gesammelt haben und immer mehr außerhalb von Webseiten in klassischer Form passiert und neue Webseitentechniken zudem das Erfassen auch gar nicht mehr so möglich machen.

Früher hast du einen Text auf einer Webseite geschrieben. Heute holt ein Programm aus einer Datenbank erst Text beim Anzeigen der Webseite, die „dynamisch“ erstellt wird. Und je nach Sprache und Cookies sind die Webseiten auch noch verschieden.

Es ist eben so eine Sache, wenn man den Fluß dokumentieren will.

Die genaueste Landkarte ist so groß wie das Land, das dargestellt werden soll.

Insofern ist die Frage des digitalen Archivierens ungelöst.

Bleibt die Chance der eigenen Fürsorge auf altmodischen Webseiten und der Bitte an archive.org und es bleibt die Chance des Druckens auf Papier.

Und dann braucht es noch die, die später danach suchen und es lesen.

Das ist dann auch noch unbeantwortet.

 

Veröffentlicht in Bergisches, Essay, Zeitgeschichte

Die verlorenen Bibliotheken und das Körnchen literarisches Gold

Sind die Bücher die Welt? Will ich eine Welt ohne Bücher?

Ich bin mit Büchern aufgewachsen. Ich habe immer gelesen. Das half mir alle äußeren Stürme zu überstehen.

Sehr dankbar bin ich zwei Buchhändlern. Beide hatten kleine Buchhandlungen in Remscheid und beide zeigten mir die Literatur, die es auf der Schule nicht gab. Dort gab es weder Abert Camus noch Gustav Regler – hier schon.

Und später?

Seltsamerweise fand ich die besten Bücher immer in der Ramschkiste. „Die verlorenen Bibliotheken und das Körnchen literarisches Gold“ weiterlesen

Veröffentlicht in Buch, Neuzeit

Die Salonieren und die Salons in Wien von Helga Peham

Ein Salon bildet sich um eine gebildete, geistreiche Frau, die Salonière.

So beginnt das Buch von Helga Peham.

200 Jahre Geschichte einer besonderen Institution lautet der Untertitel.

Er entführt uns in eines der interessantesten Themen der Kulturgeschichte der Stadt Wien.

Folgerichtig erzählt sie dann das Leben der bekanntesten Salonièren von Wien.

Charlotte von Greiner, Fanny von Arnstein, Karoline Pichler, Henriette Pereira, Josephine von Wertheimstein, Rosa von Gerold, Berta Zuckerkandl, Alma Mahler-Werfel und Anna Mahler, Marie Lang, Lina Loos, Gina Kraus, Grete Wiesenthal, Eugenie Schwarzwald lauten die Namen, die heute keiner mehr kennt.

Die Nazis machten auch diese soziale Kultur kaputt und nach dem 2. Weltkrieg gab es keine Menschen mehr, die daran anknüpften.

Es ist ein Buch über Frauen. Es ist aber auch ein Buch über Männer, weil Männer und ihr Reichtum die Voraussetzung für diese Art des Treffens waren.

Geschichten über Liebe und Politik füllen so ein Buch, das dennoch historisch sachlich informiert und einen guten Beitrag zur Sozialgeschichte der Stadt Wien liefert.

Die Salons waren Treffpunkte und Kommunikationsknoten in einer besonderen Art. Hier trafen sich Menschen und erlebten die Gegensätzlichkeit im Miteinander.

Peham gelingt es, geistreiche Porträts zu malen und zugleich ein Panorama der Stadt Wien und ihres kulturellen Zeitgeistes zu entwerfen.

Die Begegnung mit vielen Schriftstellern des 20. Jhrdts. im Salon zeigt, wie wichtig persönliche Kontakte für den Aufstieg waren – neben dem richtigen Milieu.

Wien ist eben eine besondere Stadt gewesen und dies war einer ihrer hervorstechendsten kulturellen Charakterzüge – neben den Kaffeehäusern.

Gut gemacht Frau Peham!

Das Buch ist bei styria erschienen.

Die Salonieren und die Salons in Wien. 200 Jahre Geschichte einer besonderen Institution von Dr. Helga Peham
ISBN: 978-3-222-13448-7

 

Veröffentlicht in Alle, Essay, Neuzeit

Sex reicht nicht – Globalisierung und Großmachtpolitik

Digitalisierung, Globalisierung und Neoliberalisierung sind die drei neuen Elemente einer Welt, die die Macht neu verteilt.

Sie ist genau so ungerecht wie früher und die Profiteure sind nur teilweise anders.

  • Die Digitalisierung hat dazu geführt, immer mehr Informationen überall schnell verbreiten zu können.
  • Die Globalisierung mit dem Zerstören von Schutzschranken hat dazu geführt, daß immer mehr Länder immer größere soziale Probleme haben.
  • Die Neoliberalisierung hat dazu geführt, daß die asozialsten Eigenschaften der Menschen auch in den Demokratien, die gekoppelt sind mit Menschenrechten, gesetzlich Vorrang vor sozialem Schutz erhalten.

Arbeit wird billig wie Dreck, wenige haben immer mehr, immer mehr haben immer weniger und die Zerstörung der Menschenrechte in den Verfassungen durch neoliberale Arbeitsgesetze wie Zeitarbeit, Niedriglöhne und fehlender Schutz bei Krankheit und Armut im Alter führen dazu, daß die Menschen sich vom Staat verabschieden und bei den Religionen oder woanders(?) ankommen.

Hinzu kommen die neuen alten Spiele der Großmächte, besser der alten und der neuen Großmächte.

Demokratie war immer nur für das eigene Land, drumherum war die Diktatur Teil des Systems. Das geschieht heute wieder nur sind außer Amerika und Russland auch China und Indien dabei.

Als die USA sich weigerten, Russland in Libyen nach Gaddafi einen Einflußbereich zu lassen, war dies der wohl größte Fehler einer alternden Großmacht.

Dieser Großmacht stehen nun neue Großmächte gegenüber. Beide haben keine Demokratiemodelle sondern Wohlstandmodelle. Putin regiert als Halbdiktator und die Partei in China regiert als Parteidiktatur. Beide brauchen weder Hedgefonds noch von Mckinsey oder Roland Berger (oder wie sie heissen) infiltrierte europäische oder deutsche neoliberale Politikratschläge.

Deren Interessen sind elitebestimmt unter anderen Voraussetzungen mit denselben Zielen: mehr für mich.

Und dennoch ist dies nur die halbe Wahrheit. Denn ein halber Diktator ist ehrlicher als eine Demokratie mit wenig Einfluss der Wähler und viel Einfluss der Berater und Beamten. Insofern ist die Frage der Demokratie eine Frage der Umsetzung des Wählerwillens.

Wenn in Deutschland eine 5 Prozent Partei, die FPD, über Jahrzehnte mehr Einfluss hat als die Oppositionsparteien mit 30 Prozent, dann ist dies genau so verlogen. Und wenn Beratungsgesellschaften es schaffen, den Wählerwillen auszuschalten und ihren Klientenwillen durchzusetzen, dann hat das mit Demokratie nichts mehr zu tun.

Das zeigt das Scheitern des Repräsentationsprinzip in der Demokratie, nicht der Demokratie.

Daran könnte man viel ändern.

Die Schweiz ist das einzige Vorbild, das bleibt. Demokratie bedeutet, die Menschen können durch Volksentscheide immer wieder das demokratische System erneuern und klar steuern – nicht über Nacht aber langfristig. Ein kluges Modell.

Und natürlich eine freie Presse und geschützte Meinungsfreiheit. Solange sie einigermassen frei ist. Wenn ihre Besitzer aber die neuen Hugenbergs in neoliberalen Zeiten sind, dann hiflt sie auch nicht. Deshalb ist es wichtig, eine freie Presse zu haben – gerade in schweren Zeiten.

Und nun?

Nun leben wir wieder einmal in einer geschichtsträchtigen Zeit und können sagen wir sind dabei gewesen.

Dieses mal ist es aber nicht die Französische Revolution und Goethes Campagne in Frankreich.

Dieses Mal ist es eine neue Welt, die entsteht und die noch keine Antwort auf die Fragen hat, die man ihr seit 30 Jahren stellt. Aber aus deutsch-europäischer Sicht wird es langsam ernst.

Denn unser Wohlstand ist in diesem zusammenbrechenden System rund um Europa mit materieller Wertelosigkeit als Lebensmuster nicht aufrecht zu erhalten.

Statt Banken zu retten sollten Politiker, die noch etwas Zukunft wollen, nun die Demokratien in Europa retten. Denn sie selbst wären doch die ersten Schlachtopfer.

Dazu gehören Gesetze, die endlich wieder Wohlstand, Ausbildung und Arbeit für alle ermöglichen. Es ist die einfache Rückkehr zur Absicherung bei Arbeitslosigkeit und im Alter und neu sollte der Anspruch auf Ausbildung und gemeinwohlorientierte Arbeit für Arbeitslose sein, sozialversichert und anständig bezahlt.

Das löst Integrationsprobleme, gibt der Jugend Zukunft und Einbindung in die Demokratie und ermöglicht eine lebendige Alternative zu religiösem Fanatismus und Diktaturmodellen. Die Fackel der Freiheit würde leuchten auf dem Boden der sozialen Sicherheit und der Beteiligung auf Augenhöhe.

Das bedeutet aber auch die Abschaffung der bösartigen und perversen Hartz 4 Gesetze, die Menschen durch das Aufzehren ihrer Ersparnisse in Armut treiben, Kinderkriegen belohnen und Arbeit unter dem Existenzminimum erzwingen, wenn man keine Kinder kriegt.

Das ist der Geist, der auch gutmütige Menschen zu Fanatikern machen wird.

Das kann man aus der Geschichte lernen. Das ist auch möglich.

Aber es wird nur gehen, wenn man denen etwas wegnimmt, die aktuell von der Situation profitieren.

Gerechtigkeit kommt nicht von selbst und das Zähmen der internationalen Konzerne und des internationalen Finanzsystems ist die einzige Möglichkeit, um nicht im absoluten subkutanen Kriegszustand zerrieben zu werden.

Wenn immer mehr Länder Interkontinentalraketen haben um sich mit Atomsprengköpfen zu zerstören, dann ist die Bedrohung groß aber sinnlos.

Die Teilverseuchung der Welt ist nach Tschernobyl und Fukushime schon da und nicht begrenzbar.

Selbst Krieg als Lösung scheidet aus, weil man Strahlung nicht bekämpfen kann, weder religiös noch finanziell.

Es wird nicht so weitergehen, wenn es so weitergeht.

„Oberstes Ziel ist das Überleben, gefolgt von Sex.” So der Psychoanalytiker Paul Verhaeghe.

Ficken reicht aber nicht mehr, um uns über den Stand der Tiere zu erheben.

Das kann nur eine Lösung sein, wenn man nicht mehr weiter weiß.

Es wird nicht reichen, wenn wir mehr wollen und die Höhle des neuen Neandertalers gegen eine gemeinsame soziale Welt eintauschen möchten.

Dann brauchen wir eine Rückbesinnung auf das, was gut war.

Soziale Sicherheit, Anerkennung von Völkern und Kulturen und ihren Eigenheiten, klare Regeln für klare Leistungen und Werte, die wir leben wollen.

Es ist auch eine Erfahrung, daß erst nach einem Krieg Banken und industrien und Medienkonzerne vergesellschaftet oder zerschlagen werden, weil man sieht, was sie angerichtet haben.

Nun gut, jetzt haben wir den Salat.

Ich habe 30 Jahre erlebt, daß Menschen eben nicht im Vorfeld so handeln, damit Katastrophen nicht eintreten, sondern das Gegenteil der Fall ist.

Mein Engagement für Aufklärung über 30 Jahre ist gescheitert und deshalb kann ich so frei darüber schreiben, weil ich mich endlich jenseits der Illusionen bewege.

Das tut nicht so weh wie gedacht aber es ist doch schmerzhaft. Ich hätte mir eine bessere Welt gewünscht und deshalb habe ich hier noch mal aufgeschrieben, wie einfach es wäre, dorthin zu kommen.

Be happy!

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Die Front der kleinen Leute: Das Auge des Arbeiters und die Arbeiterfotografie

Die Arbeiterfotografie ist gestorben, die Probleme sind geblieben, dachte ich so bei mir.

Die Konzeption und die Ausstellung „Das Auge des Arbeiters“ sind sehr beeindruckend.

Die städtischen Kunstsammlungen Zwickau sind bzw. waren ein beeindruckender Rahmen für diese Ausstellung. Zwickau ist eben ein besonderer Ort, der immer wieder besonderes zu bieten hat.

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Hat es überhaupt seit der deutschen Einheit eine so gute Ausstellung zur Geschichte der Arbeiterfotografie gegeben?

Was hier mit Sachverstand und Glück und dem Willen zur digitalen Dokumentation als Teil der deutschen Geschichte dargestellt wurde, wird zumindest in die Annalen der guten Ausstellungen eingehen.

Die Ausstellung „Das Auge des Arbeiters“ war sehr beeindruckend. Ich fragte eine Dame nach ihren Eindrücken. Sie sagte mir, sie hätte rausgehen müssen, weil die Eindrücke zu stark waren. Daraus entwickelte sich ein sehr langes und fruchtbares Gespräch.

Gerade die Kombination mit den Gemälden der jungen Wilden zeigt paralleles Leben in einem gleichen Zeitabschnitt ohne miteinander vernetzt zu sein.

Die Ausstellung zeigt auch, wie sehr sich die Menschen mit Industriearbeit und Arbeitslosigkeit beschäftigten und wie die Armut und die Hoffnungslosigkeit das Gesicht der kleinen Leute prägte.

Beeindruckende thematische Anordnungen, starke Fotos in schwarzweiss, Themen, die bis heute wirken – alles dies zeigt diese einzigartige Ausstellung.

Wohl durchdachte Themenblöcke geben dem Besucher Einblicke in einen Bereich einer längst vergangenen Zeit.

Foto: Michael Mahlke
Foto: Michael Mahlke

Ich war fasziniert von den Fotos, die von 1929 bis 1992 reichten.

Der Alltag und die Einzelschicksale, politische Kämpfe und ihre Folgen sind die Themen, die damals wie heute vorhanden sind aber heute von den meisten Menschen anders wahrgenommen werden.

1992 hört es in der Ausstellung fotografisch auf. Eine vielleicht sehr reale Sichtweise.

Denn die Selbstdarstellung der Arbeiterklasse wurde um 1930 zu einer Form der gesellschaftlichen Emanzipation.

Das Klassenbewußtsein, das „Wir“, ist heute weg: die gemeinsame Wohnwelt, Arbeitswelt und Sozialwelt.

Das Selfie als reine Ich-Wahrnehmung ist da.

Objektiv sind die sozialen Unterschiede aber vorhanden und sogar wieder stärker geworden.

„Klassenunterschiede“ gibt es noch, wenn auch anders ausgedrückt und ohne gemeinsames Bewusstsein als materiell vorhandene soziale Unterschiede von Schichten, Lebensverhältnissen, Chancen.

Die Ausstellung „Das Auge des Arbeiters“ ermöglicht gerade durch ihre klare Darstellung dessen, was die Künstler und Arbeiterfotografen um 1930 fotografierten, zeichneten und malten einen wunderbaren Spiegel der Geschichte, der die Gegenwart umso deutlicher werden läßt.

Früher war die Industriearbeiterschaft die stärkste Gruppe von Menschen, die zugleich ein produktiver Teil des Gemeinwesens war. Heute sind immer weniger Menschen für diese Arbeit erforderlich und zugleich leben immer mehr Menschen unterschiedlichster Kulturen mit verschiedenen Sprachen ohne Arbeit unter der Aufsicht der Jobcenter.

Die ungelösten Probleme der Zuwanderung, immer mehr Ältere ohne Arbeit und vor der Verarmung, entmutigende Widersprüche der Politik. Die Welt ist heute nicht besser: Errungenschaften wurden errungen und heute wieder verloren.

Spätestens bei der Frage, wie man heute Armut fotografiert, kommt man bei denselben Themen und fast identischen Fotos an.

Diese müssen aber durch andere Gesetze, neue technische Möglichkeiten und neue Vorgaben auch fotografisch neu beantwortet werden.

Die Ausstellung ermöglicht daher im besten Sinne Blicke zurück.

So sehen wir, was sich geändert hat und was geblieben ist.

Flugblatt-Collage Michael Mahlke
Flugblatt-Collage Michael Mahlke

Die Schminke ist anders, aber darunter sieht es noch genau so aus.

Die vielen neuen zivilisatorischen bunten Errungenschaften verdecken die Themen der Isolation, der technischen Kälte und der Kontaktarmut, die zu Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit und Trostlosigkeit führen.

Aber wer will schon die Wirklichkeit sehen und vor allem sich darüber klar werden, daß es schon einmal ähnlich bei uns war und die Zeit danach nicht alles besser werden ließ!

Denn genau dies zeigen die Fotos auch – wenn auch ungewollt.

Man merkt an den letzten Sätzen, daß ich die Ausstellung als sehr aktuell und sehr anregend für den Blick auf unsere Gesellschaft empfinde.

Zu der Ausstellung gibt es ein Buch mit einer solchen Fülle an guten Fotos und Aufsätzen, daß dieses Buch sicherlich zukünftig ein Fundament für dieses Thema sein wird.

Foto: Michael Mahlke
Foto: Michael Mahlke

Die Ausstellung „Das Auge des Arbeiters“ zeigt starke sozialdokumentarische Fotografie und ist zugleich der beste Spiegel, um die Sinne zu schärfen für die Themen und Fotos, die heute fehlen.

Sie werden auch nicht mit Klassenbewußtsein entstehen, weil es diese Art des Zusammenhalts nicht mehr gibt.

Sie können aber entstehen aus sozialem Engagement und politischem Denken, das sich der Tradition engagierter Fotografie verpflichtet fühlt ohne ideologisch zu sein.

Das wäre dann das Neue in der Gegenwart.

Diese Ausstellung setzt konzeptionelle und fotografische Maßstäbe als Dokumentation und als Spiegel der Gegenwart durch den Blick in die Vergangenheit.

Man begibt sich nach der Ausstellung auf die Suche nach Motiven der neuen fotografischen Front von Armut und Verzweiflung in einer reichen Gesellschaft, die kalte Herzen und dicke Konten als Voraussetzung von Erfolg definiert wie eh und jeh.

Wer nach der Ausstellung den Schritt in die Gegenwart wagen will, der muß sich nur die Filme von Michael Glawogger anschauen und schon landet er/sie dort, wo die Ausstellung aufhört: in der aktuellen Darstellung des Mühsals der Arbeit und bei Verhältnissen, die Menschen ohne politisches Bewusstsein und ohne politische Aktivität mitverantworten. Man landet also mitten in der Politik, der Frage von Gesellschaft und dem Wert von Demokratie und den Voraussetzungen dafür.

Das Auge des Arbeiters wird in Zwickau, Köln und Dresden gezeigt.

Wer die Chance hat, sollte nicht verpassen, sie zu besuchen.

 

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Viele, viele bunte Nazis? – Der Bergische Löwe und das Geschichtsbewusstsein in Remscheid

 Anmerkungen zum Thema Öffentlicher Raum als Heimat

„Das Vertraute und Wiedererkennbare, das physisch Fassbare, an das Erinnerungen geknüpft werden und welches Gefühle auszulösen vermag: In unserem „kollektiven Gedächtnis“ sind sie, so der Philosoph Maurice Halbwachs, unverzichtbar.“

Dieser Gedanke von Robert Kaltenbrunner passt gut auf das Beispiel von Remscheid und die Remscheider Löwenparade 2014 und was dabei schief gehen kann, wenn man in historischer Unkenntnis bzw. Verkennung handelt.

Denn es kommt auf die richtige Zuordnung und die historische Wahrheit an.

Als im Jahr 1939 das Löwendenkmal auf dem Remscheider Rathausplatz eingeweiht wurde, war es ein nationalsozialistisches Kampfsymbol. Das sollte auch der Löwe zum Ausdruck bringen.

Zur Einweihung am 1. Mai versammelten sich 27.000 NSDAP Mitglieder aus Remscheid auf dem Rathausplatz. Das Foto ist auf dem Cover des Buches abgebildet.

Remscheid in der Zeit des Nationalsozialismus herausgegeben von Michael Mahlke
Remscheid in der Zeit des Nationalsozialismus herausgegeben von Michael Mahlke

Nun bietet die Architektur in Remscheid zunehmend keine Orientierung mehr.

„Denn alles was Stadtplanung bewirkt, bringe irgendwelchen Leuten Vorteile und anderen Nachteile. Damit aber müsse man „umgehen“. Und die Architektur übernimmt als räumliches System noch immer Ordnungsaufgaben innerhalb der Gesellschaft. Nur muss man sich dessen neu bewusst werden… Denn was sich seit 1945 urbanistisch durchsetzte – und nach wie vor gilt -, ist eine aus dem Funktionalismus abgeleitete Analyse- und Planungstechnik.

Sie ermöglichte und beförderte die Herausbildung unserer heutigen Siedlungsstruktur. Und das einzelne Haus wurde zum Bestandteil der Megamaschine Stadt, die durch ihre vielfältigen Ver- und Entsorgungstechnologien den Haushalt von zahlreichen Arbeiten entlastete, aber um den Preis einer immer stärkeren Belastung der natürlichen Umwelt.“

So Robert Kaltenbrunner in seinem Text zum Thema Raum und Heimat weiter.

Obwohl der Text ohne Kenntnis und Wissen von Remscheid geschrieben wurde, spiegelt sich faszinierenderweise genau dieser Funktionalismus in Remscheid sehr stark wieder.

Foto/Grafik: Michael Mahlke
Foto/Grafik: Michael Mahlke

Das ist aber noch nicht alles. Der Aspekt des Bewahrens ist dabei gerade in einem besonderen Spektakel zu sehen.

Ein Denkmal auf dem Rathausplatz wird als „Vorbild“ genutzt, um Bewahren und Identität zu bilden. Gerade die Symbolik ist dabei ja entscheidend.

Man nimmt ein von Nazis gemachtes Symbol als neues lokalpatriotisches Schlüsselsymbol für Remscheid.

In völliger Unkenntis oder Verkennung der geschichtlichen Bedeutung (Stadtarchiv ?) wurde hier eine Aktion geplant, die sich ohne Fachwissen oder echte Recherche als Event nach außen darstellen soll.

Wenn man sich überlegt, wie sonst ein erheblicher Teil der Öffentlichkeitsarbeit in Remscheid betrieben wird und welche Agenturen hier tätig sind, ist dies sehr bemerkenswert.

Als ob das nicht genug wäre, wurden schon im letzten Kommunalwahlkampf Löwen genutzt, um einen neuen Lokalpatriotismus aufzubauen. Die Bezüge zum Rathausdenkmal waren unübersehbar.

Die neue Remscheider Löwenparade 75 Jahre nach der ersten Löwenparade ist das Ergebnis dieses nicht vorhandenen historischen Bewusstseins.

Da es vor dem Rathaus steht und dies so geschehen ist, hat wahrscheinlich im Rathaus (und im Stadtrat?) niemand etwas davon gewusst?!

Plakativ symbolisiert “ der mißbrauchte Bergische Löwe“ genau den Zusammenhang. Gisela Schmoeckel hat dies in ihrem verlinkten Artikel wunderbar sachlich dargestellt.

Auf dem hier zu sehenden Plakat „Stolz auf Remscheid“ der SPD aus dem Kommunalwahlkampf 2014 sehen Sie übrigens beide Löwen. Der große Löwe erinnert sofort an das Rathausdenkmal der Nazis („Stolz auf Remscheid“!). Der Löwe auf der offiziellen gelben Plakette der Stadt zeigt den Bergischen Löwen, der aufrecht steht, so wie es Gisela Schmoeckel beschrieben hat.

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Wie massiv damit geworben wurde und wie umfänglich das war, sieht man hier ganz gut.

Wie man mit der Vergangenheit besser hätte umgehen können, formuliert sehr konstruktiv Christian Peiseler:

„Einfach ein Denkmal zu kopieren, das die Nationalsozialisten für ihre Herrenmenschen-Ideologie missbraucht haben, ist doch irgendwie recht simpel und einfallslos. Mit ein paar feinen Ideen hätte sich bestimmt leicht ein anderer Prototyp des Bergischen Löwen formen lassen, einer der freundlicher, weltoffener und gewitzter ist. “

Aber genau so ist es bisher nicht geschehen.

Dabei wachsen nun natürlich Fragen, die man hätte vermeiden können: Damals kamen 27.000 NSDAP-Mitglieder. Wie viele Menschen kommen heute? Wie viele davon sind …? Was werden sie zeigen? Kreatives Miteinander auf der Grundlage eines Nazi-gemachten Symbols? Viele, viele bunte Nazis? Der Beginn der Wiederkehr in anderer Form?

Gegenwart hat viel mit Geschichte zu tun. Wer wissen will, wohin er geht, muß wissen, woher er kommt. Hier wäre auch der Punkt gekommen, an dem über die niedrige Wahlbeteiligung (30%) bei der letzten Bürgermeisterwahl gesprochen werden müßte und ich fragen würde, ob es in Remscheid überhaupt politische Bildung gibt und wer dafür verantwortlich ist?

Denn es geht nicht um Löwen an sich sondern um diesen Löwen als Symbol für Ausgrenzung, Verfolgung, Krieg (wohin blickt er wohl?) und vieles mehr. Aber das spare ich mir.

Das Schlimmste wäre allerdings das Totschweigen. Das geht nicht mehr, weil es hier und woanders schon steht und darüber kein Gras wachsen würde sondern dies alles vielfach dokumentiert und publiziert würde.

Es ist in jedem Fall eine Konfrontation mit der Geschichte, die anders hätte stattfinden können und müssen, kreativer, historischer, weiterführender und politisch bewußter – auch in Schulen und im Stadtrat. So wurde daraus ein Lehrstück für fehlendes Geschichtsbewusstsein und historische Ignoranz:

Die lokale NS-Geschichte wurde in jedem Fall im öffentlichen Bewusstsein nicht aufgearbeitet trotz vorhandener Informationen (sogar online) und nun kommt sie hoch.

Nachtrag im Oktober:

Als ob dies alles nicht reichen würde. Die Wirklichkeit schlägt jede Phantasie. Nun wurden diese Löwen zusätzlich noch an den Verkehrsknotenpunkten in Remscheid aufgestellt.

Mehr dazu hier.

Als ob dies nicht genug ist hat die Verwaltung auch beschlossen, daß dieser „Kotzbrocken in Löwenform“ dauerhaft als Marketingobjekt überall aufgestellt  bleiben soll.

Und manche Kommentare bestätigen diesen Artikel hier so eindrucksvoll, daß sich jeder weitere Kommentar erübrigt. Ob es sich dabei eher um fehlendes Geschichtsbewusstsein oder das Relativieren historischer Wahrheit oder das Verleugnen historischer Tatsachen handelt und welches Interesse dahinter steht, wer weiß!

Text 1.3

Wenn die Zeitachse aus Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft keine sichere Orientierung mehr bietet, sucht man den Fortschritt im Bewahren.

Robert Kaltenbrunner

Fortschritt?

Veröffentlicht in Bergisches, Zeitgeschichte

Remscheid in der Zeit des Nationalsozialismus – Rückblick auf ein Buch und seine Wirkung

Als ich 1995 im RGA-Buchverlag das Buch “Remscheid in der Zeit des Nationalsozialismus” herausgab hatte ich als Herausgeber und Mitautor eine arbeitsreiche Zeit hinter mir. Es gelang mir, über zwei Jahre hinweg 13 Autorinnen und Autoren zu gewinnen und zu koordinieren, so dass wir als Ergebnis einen Sammelband herausbringen konnten mit dem Titel “Remscheid in der Zeit des Nationalsozialismus.”

Das war nicht einfach, weil es schwierig und undankbar war und das Honorar bei 500 DM pro Beitrag lag, die als freiberufliche Einnahme versteuert wurde und danach ca. 280 DM blieben. Da jeder viele Stunden im Archiv sitzen mußte und dies alles sehr zäh war, hat im Ergebnis damals jeder draufgezahlt.

Aber darum ging es uns damals nicht. Aufklärung, Idealismus und Dokumentation waren das Dreieck der Motivation, um aus der Geschichte zu lernen und gegen das Vergessen zu schreiben.

Autorinnen und Autoren waren David Thompson, Michael Mahlke, Urs Diederichs, Karl-Manfred Halbach, Ulrich Kalhöfer, Marco Gaese, Frieder Backhaus, Hans Jürgen Roth, Jochen Bilstein, Ilse Faeskorn, Armin Breidenbach, Olaf Wunder und Ralf Schönbach. Es war in meiner Erinnerung das erste Mal, daß alle politischen Richtungen und Glaubensbekenntnisse so in einem Buch dargestellt werden konnten und auch zwischen den Beteiligten möglich waren.

Damals lernte ich, wie wichtig es ist, Autoren zu betreuen, immer wieder nachzufragen, Gespräche zu führen, bei Motivationsstop (gerade in solchen Themen) das Herz neu zu wecken und dann dies alles zu einem guten Ende zu führen.

Das Vorwort im Buch erinnert an die Personen, die alle noch mit dabei waren.

Und dann war das Buch fertig und ich war stolz, daß wir gemeinsam einen wichtigen Beitrag zur Lokalgeschichte der Menschen geliefert haben.

Es ging natürlich auch darum, die Verfolgten und aufrechten Demokraten zu nennen und auch darüber zu schreiben, wie die Banaliät des Bösen aussieht und welcher Abgrund von Gemeinheit und Feigheit sich auftut, wenn erst einmal die gesetzlichen und moralischen Schleusen geöffnet werden.

Das ist eine Parallele zur aktuellen Ideologie des Neoliberalismus, der auf das Schlechte im Menschen setzt, aber das ist eine andere Geschichte.

Bleiben wir bei dem Buch.

Bemerkenswert war, daß es auf das Buch fast keine echte Resonanz gab. Die ehemaligen Nazis und Mitläufer schwiegen es tot und die anderen waren entweder schon tot oder wollten fast alle nichts mehr davon wissen.

Das nennt sich Rezeptionsgeschichte.

Ich erhielt einige böse Anrufe, weil das Thema eben nicht angesprochen werden sollte, aber öffentlich wollte niemand diskutieren.

So steckt dieses Buch bis heute als unangenehmer Brocken in der Remscheider Geschichte fest und läßt sich nicht verleugnen. Aber eine echte Aufarbeitung fand kaum statt. Ich kann mich nicht an drei Lehrer erinnern oder an das Schulverwaltungsamt, die mal gesagt hätten, wir laden die Autoren ein, wir machen für alle Schulen Sitzungen und greifen dieses Thema auf.

Nur dort wo einzelne Lehrer sich engagierten, gab es kleine Denkanstösse.

In der Folgezeit habe ich mehrfach erlebt, daß dieses Buch selbst ein Fall für Geschichtsverleugnung wurde.

Mehrfach wurde ich einfach entfernt in Datenbanken und bei den Buchangaben. Ich war plötzlich kein Herausgeber mehr, kam bei den Autoren nicht vor und mußte sogar einige Male massiv nachlegen, damit diese Hinterhältigkeiten ausgemerzt wurden.

Das interessiert zwar kaum noch, ist aber dennoch diese Sätze wert, weil es zeigt, daß die Wirklichkeit und die Geschichte bis heute (!) eher verleugnet als angenommen werden.

In ein paar Monaten ist es zwanzig Jahre her, seitdem dieses Buch erschienen ist. In meiner Erinnerung waren es damals 2.000 Exemplare – so wenig Exemplare wie kein Buch zuvor, das ich publiziert habe. Da es immer noch zu haben ist, sind also in 20 Jahren keine 2000 Exemplare verkauft worden. Auch das sagt viel über den Wert von Geschichte und den Umgang mit Wunden aus, zumal damals.

Wenn ich es aufschlage stelle ich fest, daß es ein Buch von bleibendem Wert ist. Wir haben damals richtig gehandelt. Es hat Substanz und ist mit dem Mut zur Lücke entstanden. Es wird Zeit, daß die Lücken geschlossen werden, bevor alles unauffindbar wird.

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Fotos als historische Quellen zwischen Information und Wissen

„Informationen werden mitgeteilt, Wissen erwirbt man durch Bildung.“ Diesen Satz habe ich schon oft zitiert aber er muß immer wieder ins Gedächtnis.

Die Informationen sind da – auch zum Umgang mit Fotos.

Wie schreibt die Bundeszentrale zur politischen Bildung?

„Fotografien sind jedenfalls für die Ereignisgeschichte die besten Quellen. Nehmen wir das Beispiel einer Demonstration: Wir können sehen, dass sie überhaupt stattgefunden hat, welche Ziele sie hatte (wenn Plakate oder Spruchbänder erkennbar sind), welche (vielleicht anderweitig schon bekannten) Personen dabei waren, wo sie sich aufhielten, wie zahlreich die Menge, wie ihre Stimmung war. Vorsichtig müssen wir freilich sein, wenn wir Deutungen und Verallgemeinerungen vornehmen wollen. Denn ein einzelnes Bild zeigt immer nur einen Einzelfall. Um beurteilen zu können, ob er repräsentativ ist, müssen wir entweder über mehrere ähnliche bildliche Darstellungen oder über zusätzliche Informationen verfügen. Wenn Fotos aus dem Jahre 1914 kriegsbegeisterte Freiwillige zeigen, folgt daraus nicht zwangsläufig, dass alle begeistert waren; die Forschung hat in jüngerer Zeit entsprechende Relativierungen vorgenommen. Wer nicht begeistert war, blieb zu Hause – davon gibt es keine Bilder. Bildquellen können also in diesem Fall kein vollständiges Bild der historischen Situation vermitteln.“

So wunderbar die Webseiten der Bundeszentrale sind – so wenig haben sie Relevanz.

Die tägliche Medienwahrnehmung der Menschen ist geprägt durch die Informationskanäle, die im Handy, manchmal in der Zeitung und im Fernsehen zu finden sind. Ja sicher auch im Internet.

Aber insgesamt sind es starke vorgegebene Einstiegswege, die meistens den Rest der Wahrnehmung prägen.

Und es sind eben Informationskanäle.

Man ist informiert.

Mehr nicht.

Erst wenn ich mich tiefer mit diesen Informationen beschäftige, kann daraus Wissen werden.

Wissen ist die Anwendung von Informationen und die Umsetzung.

Wenn Sie das nächste Mal ein Foto sehen und sich fragen,

  • was soll dieses Foto bei mir auslösen,
  • was löst es aus,
  • was springt ins Auge
  • von wem stammt das Foto
  • welche Interessen stecken dahinter

dann wenden Sie die Informationen an, die Sie aus den Informationen hier und bei der Bundeszentrale erhalten haben.

Dadurch wandeln sich die Informationen zu Wissen. Es ist die Verschmelzung von äußeren Reizen mit ihren inneren Wahrnehmungen, die durch Sehen, Fühlen und Denken zu einem Eindruck und einer Meinung führen.

Dadurch bilden Sie sich eine Meinung und nehmen nicht unkritisch hin, was angeboten wird.

Kritik kommt übrigens vom griechischen krinein und meint unterscheiden. Sie lernen also unterscheiden und nehmen die Dinge in ihrer Unterschiedlichkeit wahr.

 

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Fotografie und Geschichte von Jens Jäger

Geschichte altert nicht. Das gilt auch für dieses Buch. Zwei große Themen der Menschheit, die Geschichte als Erinnerungskultur und die Fotografie als visuell-mechanische Erfassung der Welt, werden hier besprochen.

Kann man eine Rezension über ein Buch schreiben, das Pionierarbeit leistet? Eigentlich eher nicht, es sei denn, man zeigt die Tiefe und Weite. Fabian Schwanzar hat dies getan und die Einordnung gefällt.

Der Verlag bietet einen Einblick in das Buch, der ebenfalls Lust auf mehr macht.

Wenn man nun den Weg in dieses Buch geht, dann verirrt man sich nicht.

Denn das Buch ist der Versuch, eine textliche Landkarte des Wissens über dieses Thema zu erstellen.

Die Landkarte ist gelungen, das Buch großartig und der Lesewert sehr hoch.

Natürlich geht es hier um Bücher, die aus wissenschaftlicher Sicht das Thema behandeln.

Besonders gefällt dabei der Versuch von Jens Jäger, die Verschiedenartigkeit der Wissenschaften mit einzubeziehen.

Was wissenschaftlich ist und war unterliegt dann doch erheblichen Schwankungen und ist immer sozial und kulturell geformt.

Jäger wird für mich besonders interessant, wenn er zur Realienkunde zurückkehrt und damit die gesammelten Luftblasen der fotografischen PR-Kultur auf den Boden der Wirklichkeit zurückführt.

Im Gegensatz zu den vielen Vielschreibern beginnt meine Sympathie für ihn aber schon bei dem Kapitel über die „Klassiker“ dieses Genre:

  • Walter Benjamin
  • Gisele Freund
  • Siegfried Kracauer
  • Susan Sontag
  • Robert Taft
  • Roland Barthes
  • Pierre Bordieu

Das war´s.

Damit sind alle wesentlichen gedanklichen Instrumente zur Verfügung gestellt, um das zu tun, was historische Bildforschung tun kann:

„Historische Bildforschung zielt nicht auf eine wesensmäßige Erfassung bestimmter Bildtypen, sonder auf die historischen Bedingtheiten und Bedeutungen der Bilder und ihrer Wahrnehmung.“

Die Klassiker sind dabei vielfach Texte mit eigenen Erfahrungen, Essays und Feuilleton. Interessanterweise sind sie noch nicht wegen fehlender Fußnoten verpönt, was auch einen Hinweis auf unsere heutige Situation und ihre historische Bedingtheit beinhaltet.

Die Frage ist nur, ob das, was heute als Klassiker ohne Fußnoten gilt in ähnlicher Form heute überhaupt zur Kenntnis genommen würde. So ist dieses Buch auch eine Auseinandersetzung mit der heutigen Wirklichkeit aus historischer Perspektive.

Jägers Buch ist als historische Einführung im Campus-Verlag erschienen. Es ist aber mehr als eine Einführung. Da hat der Verlag untertrieben. Das Buch ermöglicht einen echten Überblick, weil Jäger mit dem Mut zur Lücke geschrieben hat.

Aber er verleugnet es nicht sondern der Verlag und er haben durch die Möglichkeit der Verlinkung über die Webseite die Erweiterung angelegt und das Vertiefen zugänglich gemacht.

„Fotografie ist eine soziale Praxis und als solche kulturell bestimmt. Sie findet stets in gesellschaftlichen Kontexten statt und gewinnt ihre Bedeutung daher nicht aus sich selbst heraus sondern durch Zuschreibungen und Verwendungszusammenhänge.“

Das ist die Lupe mit der Jäger dann in seinem Buch die Themen, Ergebnisse und Problemfelder der Forschung darstellt, so wie sie sich ihm zeigen.

Wer sich für Fotografie und Geschichte interessiert und wissen will, wie man das Ganze wissenschaftlich sieht, der findet hier ein für das Thema erstaunlich leicht zu lesendes Buch, das sich eher durch klare Worte auszeichnet statt dem Fachsprachengewirr neuen Raum zu bieten. Ein Beispiel:

„Wie bei der Visual History bieten auch die Ansätze der Visual (Culture) Studies und viele Untersuchungen, die sich auf den visual oder pictorial turn berufen, kein geschlossenes methodisches System. Das gilt ebenso für die visuelle Anthropologie und Zugänge, die unter Bildwissenschaft oder auch der Historischen Bildforschung subsummiert werden. Der Bezug auf diese Strömungen gibt eher den Rahmen ab, in dem sich die Untersuchungen bewegen, und unterstreicht die Bedeutsamkeit, die visuellem Material beigemessen wird (manchmal allerdings mehr Bekenntnis als praktisch durchgeführt).“

So entknotet er die fachsprachlichen Phrasen und landet bei verständlichem Deutsch.

Das Buch ist im Campus-Verlag erschienen und noch zu haben.

 

 

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Von Erinnerungsträgern zu Trägern der Erinnerung – Fotos erzählen Alltagsgeschichte zwischen Pontlevoy und Alfeld

Geschichtsschreibung hat nicht nur etwas mit Schreiben zu tun. Gerade bei Fragen des Lebens sagt ein Bild oft mehr als tausend Worte.

Ich möchte hier auf zwei Bücher eingehen, die sehr unterschiedlich und doch sehr gleich sind.

Louis Clergeau war Uhrmacher und Fotograf in dem Ort Pontlevoy. Dort fotografierte er schon vor dem Ersten Weltkrieg und tat dies bis 1936.

So entstand das Bild vom Leben in einer Kleinstadt, dessen Momente der Fotograf festhielt und die seinen Blick und seine Auswahl wiedergeben.

Heute ist das Street Museum fester Bestandteil des Ortes, um die Geschichte zu zeigen und Besuchern auch visuell darzustellen, was dort ist und was dort war.

Fotografisch ist die „Strassenfotografie“ im weiteren Sinne von Louis Clergeau also ein Glücksfall für den Tourismus und für die Kultur- und Alltagsgeschichte des Ortes gewesen.

Geschichtsbewusstsein entsteht im Kopf oft erst durch die Chance, das zu sehen, was früher war.

Fotos ermöglichen dann in den jeweiligen Bereichen den Vergleich und ermöglichen auch Bewertungen.

  • War früher alles schlechter,
  • wie hat man das damals geregelt,
  • warum lebte man früher so?

Im Prinzip ist dies alles aber dem Zufall zu verdanken, der anhand der Lebensgeschichte eines Fotografen und seiner Tochter dem Ort dieses fotografische Gedächtnis zufallen ließ.

Und dem glücklichen Umstand, daß die Doofheit nicht siegte und dies alles entsorgte sondern die Trägheit die entscheidende Kraft war, die zum Glück das Bewusstsein wachsen ließ, sich damit doch näher zu beschäftigen.

Genau so ein Geschenk hat die Stadt Alfeld (Leine) erhalten. Im Buch „Eine Stadt auf Fotopapier“ wird das Leben in dieser Kleinstadt von 1947 bis 1994 gezeigt.

Zwei Fotografen, Vater und Sohn, hielten es fest.

Nach ihrem Tod waren die Fotos fast schon weg. Auch hier waren es mehr als glückliche Umstände: „Die ersten Abzüge segelten schon durch das offene Fenster in den Müllcontainer, da informierte jemand den Kreisheimatpfleger, der die Bilder rettete, auf dem Dachboden einlagerte und ordnete.“

Damit möchte ich an dieser Stelle das Denkmal für den unbekannten Informanten einfordern.

Nur diesem ist es zu verdanken, daß überhaupt eine sachkundige Person wie der Kreisheimatpfleger eingeschaltet wurde und wir heute überhaupt über Alfeld und Püscher schreiben können.

Digital wäre es damit wohl schon vorbei gewesen. Aber die Aufarbeitung mit Förderung ermöglichte es nun, diese fotografische Geschichtsschreibung zugänglich zu machen.

Man hat der Stadt dadurch einen Teil ihres Gedächtnisses zurückgegeben und der Nachwelt zugänglich gemacht. Und dies in sichtbarer Form.

Der Alltag bestimmt das Leben.

Wohnen, Kaufen, Feiern sind aber Ausdruck der Verhältnisse, in denen man steckt.

Und so sieht man in den Fotos das, was in Alfeld war – und ist?

Beide Bücher zeigen durch die festgehaltenen Blicke der Fotografen das Leben in der jeweiligen Stadt.

Fotografen schreiben die Geschichten fotografisch auf. Sie sind weder die Chronisten noch die Journalisten. Sie waren in diesem Fall die visuellen Geschichtsschreiber, die durch ihre Sicht festhielten was sie sahen und wo sie waren. Sie stellten die Motive der Fotos zusammen und hielten so den Zeitgeist fest.

Und auch für Alfeld ist die Sammlung Püscher offenkundig nun ein Hort der Kreativität geworden, der die gesamte Szene mit Heimatkunde, Lokalgeschichte und Nostalgie nach dem Alten belebte.

Geschichte  bietet also mehr als nur den Blick zurück. Sie ist Quelle für Tourismus und Identität, sie schafft Welten und ermöglicht Blicke auf Zusammenhänge. Sie hilft die Gegenwart zu verstehen und das Leben interessant zu machen.

Ich persönlich bin erstaunt wie „gleich“ französische und deutsche Portraits wirken bis tief ins 20. Jhrdt. hinein. Man betrachte bloß einmal Porträts von August Sander im Vergleich zu denen von Clergeau.

Das näher zu betrachten wäre aber einen anderen Artikel wert.

Damals gab es noch keine EU aber vielleicht mehr Europa im Sinne gemeinsamer Fundamente in Kultur und Religion jenseits der Wunden politischer Kriege als heute.

Veröffentlicht in Alle, Zeitgeschichte

Die Didaktik der Fotografie und die Geschichtsdidaktik – Geschichte(n) erzählen heute

Blickt man zurück, dann war Historix bzw. der Geschichtstrainer lange Zeit das erste elektronische Geschichtslernprogramm, das eine komplette Methodik und Didaktik dabei hatte.

 

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Damals dachte ich noch mehr an Wissen als Faktenwissen in Textform. Mittlerweile hat sich die Welt geändert und immer mehr Fotos bestimmen den Zugang zum “Wissen” überhaupt.

Der LWL (Landschaftsverband Westfalen-Lippe) hat einen sogenannten didaktischen Kommentar veröffentlicht zum Thema “Wie Fotos Geschichte erzählen”. Nach Mareen Kappis geht es darum, unter Nutzung des LWL-Bildarchivs eine historische Fotoanalyse durchzuführen: “Der Lehrer selbst oder aber ein Schüler bedient das Programm. Die ganze Klasse kann sich an einer gemeinsamen Analyse beteiligen. Die Arbeitsaufträge, die das Programm bereitstellt, können im Klassengespräch oder in Einzel-, Partner- sowie Gruppenarbeit erledigt werden. Eine zweite Nutzungsmöglichkeit ist die schülerzentrierte, die mehr der Idee des entdeckenden Lernens entspricht. Dazu sind mehrere Medienarbeitsplätze nötig, im Idealfall einer für jede Schülerin und für je- den Schüler. Die Schülerinnen und Schüler arbeiten eigenständig mit dem Programm, bearbeiten die Aufgaben und halten ihre Ergebnisse in dafür vorgesehenen Eingabefenstern fest. Anschließend können Arbeits- ergebnisse im Klassengespräch ausgewertet werden. Zusätzlich sind verschiedene Ausgabeoptionen wie das Speichern der eigenen Fortschritte in einer Text- oder PDF-Datei oder aber das Ausdrucken geplant. ”

Was mir an dem Manual gefällt ist die Systematik, die zeigt, wie man ein Foto analysieren kann, um historisches Urteilsvermögen und Bildkritik aufzubauen. Es ist Didaktik pur (auch Methodik) und gut nutzbar.

Das sollte man im Blick haben, wenn man sich dem nächsten Schritt nähert.

Der WDR hat kostenlos ein Tool ins Netz gesetzt, mit dem man dynamische Fotogeschichten erzählen kann:

“Interactive Storytelling” steht für eine moderne Art, multimediale Präsentationen mit Webtechniken zu erstellen. Eine ganze Reihe von aufwendig erstellten Reportagen im Online-Journalismus sind in letzter Zeit veröffentlicht worden. Eine Einführung in das Thema mit Beispielen findet sich in diesem Artikel der Webkrauts.

In Zusammenarbeit mit dem WDR haben wir ein Tool entwickelt, welches Journalisten die Möglichkeit gibt, sich bei der Erstellung solcher Reportagen auf den Inhalt zu konzentrieren. Pageflow funktioniert dabei wie ein „Mini-CMS“, das speziell dafür ausgelegt ist, bildschirmfüllende Bilder oder Videos mit Textelementen zu einem Erzählfluss zu verschmelzen.

MULTIMEDIAL

Pageflow verbindet Videos, Bilder, Audio und Text zu interaktiven Reportagen.

RESPONSE

Reportagen werden auf Desktop-Monitoren und mobilen Endgeräten optimal dargestellt.”

Interessant ist, daß beide Tools nichts miteinander zu tun haben aber für qualitatives Arbeiten gegenseitig eigentlich unerläßlich wären.

Wer also mit Pageflow arbeitet hat in der Regel keine Ahnung von Didaktik im Bereich der Fotografie oder von Didaktik überhaupt.

Meiner Meinung nach ist die Didaktik das Scharnier zwischen den Materialien und der Aufbereitung. Pageflow ohne Didaktik (und Methodik) ist daher kaum denkbar.

Das Manual und das Tool wurden meiner Vermutung nach durch öffentlich-rechtliche Institutionen entwickelt, also wahrscheinlich mit Steuergeldern bezahlt.

Deshalb stehen sie auch kostenlos zur Verfügung.

Der Vorteil ist dabei sicherlich, daß nun jeder, der will, sich fotografisch weiterbilden kann und zugleich mit dem neuen Wissen gute Geschichten entwickeln kann.Der Nachteil ist, daß dies alles im Meer der visuellen Welt kaum auffallen wird.

Wenn es aber gelingt, die Macht der Bilder mit einem kritischen Blick wahrzunehmen, wäre viel erreicht.

Ohne nun einen umfassenden Überblick über Storytelling zu liefern möchte ich doch noch auf ein anderes Tool (Werkzeug) und andere Varianten hinweisen.

In meinem Artikel Fotostory habe ich schon vor ein paar Jahren auf die damals aktuellen Varianten und die praktische Umsetzung hingewiesen. Besser ist nichts geworden – nur neuer.

Gerade Soundslides ist in meinen Augen das beste Werkzeug, um diszipliniertes Arbeiten zu lernen, Inhalte auszuwählen, Rhythmus und Tempo in eine Erzählung zu bringen und Inhalte zu komponieren. Es zwingt fast zu methodischem und didaktischem Vorgehen.

Aber es gefällt wohl nicht allen, weil es sich beschränkt und Fotos an erste Stelle setzt und nicht Videos.

Dabei wird es von Profis gerne und bis heute für schwierige Projekte genutzt.

Heute kommen über das Foto und seine Möglichkeiten Wissensgebiete der Kulturschaffenden zusammen, die zusammen gehören.

Sie zu nutzen wäre die Aufgabe, dafür bezahlt zu werden die politische Antwort einer demokratischen Gesellschaft. Abe dafür muß man was tun. Vielleicht helfen gute Fotogeschichten dabei.

Wie man es macht und womit man es macht wissen Sie ja nun!

Aber als Deutscher möchte ich noch etwas anmerken. Wieso spricht man von Manual und von Tool? Ich würde mir wünschen, wir würden wieder von Handbuch und Softwareprogramm oder Werkzeug sprechen. Das sind nämlich präzisere und deutsche Wörter, die für deutsche Menschen und deutsches Denken wichtig sind.

Zur Kenntnis der Geschichte gehört auch die Erkenntnis, daß man weder vor seiner Geschichte flüchten kann noch durch Aufgabe der eigenen Identität besseres findet. Ich habe zwar auch mal den Begriff Fotostory benutzt aber mit dem Hinweis, daß Fotos Geschichten erzählen. Insofern packe ich mich an die eigene Nase und hoffe, mit diesem Beitrag etwas zur Sensibilisiereng der Sprache beigetragen zu haben.

Auf Wiedersehen!