Meine Welt war die Welt mit meinen Menschen, Strassen, Gebäuden und Denkstrukturen. Von den Menschen sind sehr viele gestorben, die Unternehmen und sozialen Beziehungen sind vielfach weg und die Denkweisen sind durch andere ersetzt worden. „Lebenszeit und Welt“ weiterlesen →
„Von Land und Meer, Herrschaft und Krieg, Mythos, Kult und Erlösung“ lautet der Untertitel. Dieses Buch gehört zu den seltenen Werken, die das Wissen des Historikers und das Nachdenken über das Wissen zu Überlegungen vereinen, die Geschichte und Gegenwart vermischen – einfach wunderbar! „Die Alte Welt von Pedro Barceló“ weiterlesen →
Mir fällt auf, daß es keine Weiterentwicklung des „Weltgeistes“ gibt. Die neu geborenen Menschen treten in die Welt und werden mit vielen Gedanken, Ideen und Erziehungsstilen konfrontiert. Daraus wird ihr Charakter geformt. Es ist ein Kreislauf in neuen Kleidern. „Lebenszeit und Geschichte“ weiterlesen →
Jede Gruppe macht ihre Geschichte selbst und schafft sich dafür Erinnerungen durch Texte und Bilder. Bei uns waren die letzten ihrer Art Will Durant und Otto Zierer, die eine Weltgeschichte geschrieben haben.
„Die Beelitzer Heilstätten und die verbotene Stadt in Wünsdorf“ lautet der Untertitel des Buches aus dem Mitteldeutschen Verlag. Hier präsentiert die Autorin ein gut gemachtes Fotobuch und ein Geschichtsbuch mit Geschichten und eine Dokumentation in einem Einband. „Auf den Spuren der Erinnerung von Lara Morri“ weiterlesen →
Das Buch macht Lust auf Geschichte. Ein Reiseführer durch die Geschichte in Deutschland mit Karte, kurzen Texten und Lust zum Bummeln. Das hat der Theiss Verlag zusammen mit Bernd Imgrund geschafft. Dem Autor ist es gelungen, Geschichte als Begegnung zu schreiben. „Deutschland in 101 Ereignissen. Ein Reiseführer von Bernd Imgrund“ weiterlesen →
“Kritiker wenden an dieser Stelle für gewöhnlich ein, der Begriff Armut sei für Länder wie Deutschland irreführend. Anders als in Kolkata oder Lagos lebten Menschen hierzulande nicht in der Gosse oder stürben auf offener Straße… Aber zum einen stimmt das nicht…. Zum anderen ist der Bezugsrahmen für die hiesigen Armen nicht Kolkata oder Lagos – sondern Remscheid, Leipzig oder Bremerhaven.”
„Die Historie entwirft ein Geschichtsbild, eine Doktrin. Sie definiert, wie es gewesen sei. Die persönliche Geschichte protestiert häufig dagegen. Vielstimmig ruft sie: Das kann nicht sein, das war nicht alles, ich habe es anders erlebt.
Wer hat recht? Beide. Wenn sie aufeinander hören.
1976 erschien eines der wichtigsten Bücher der DDR-Literatur, Christa Wolfs „Kindheitsmuster“. Das Buch brach ein Tabu. Es fragte: Ist es erlaubt, sich einer glücklichen Kindheit im Nazi-Deutschalnd zu erinnern, obwohl man weiß, welche unfassbaren Verbrechen das NS-Regime begangen hat? Die Antwort lautete: Ja, es ist erlaubt und als Individualerfahrung vielfach wahr. Als Epochenurteil wäre es eine Lüge.“
Diese Sätze sind von Christoph Dieckmann aus der Einleitung des Buches EAST, Zu Protokoll For the Record, herausgegeben von Frank-Heinrich Müller im Auftrag der VNG – Verbundnetz Gas Aktiengesellschaft Leipzig.
„EAST – Zu Protokoll“ ist eine multiperspektivische Chronik des Herbstes 1989, die nicht auf die Repräsentation historischer Ereignisse abzielt.
Dieses Beispiel ist so aktuell, weil wir knapp zehn Jahre später diese historischen Diskussionen und Bewertungen mitten in der politischen Kampfarena haben. Insofern kann dieses Projekt helfen, historisches Denken anzuregen.
„In vormodernen Zeiten, nehmen wir das 18. Jahrhundert, hat ein Mensch während seines gesamten Lebens nur einige wenige Abbildungen, z.B. in Kirchen oder auf Münzen, vor Augen gehabt. Die Zirkulation von Bildern war sehr gering.“
Dieser Satz von Jochen Lingnau aus dem Sammelband Bildmaschinen und Erfahrung der BILDO Akademie von 1990 verweist auf einen wesentlichen Unterschied zwischen früher und heute.
Wie viele Bilder / Fotos sehen Sie heute täglich? Wie viele dieser Bilder sehen nur sie und die Menschen um sie herum und wie viele sehen auch viele andere Menschen? Welche Bilder sehen heute die meisten Menschen?
Damit sind wir mittendrin in den Veränderungen, die auch unser Handeln bestimmen. Früher war die wirkliche Welt um uns herum die Grundlage unseres Handelns, heute nehmen wir die Fotos, die wir sehen als Grundlage für Handlungen und Entscheidungen.
Die wirkliche und die scheinbare (simuliert bzw. virtuelle) Welt sind kaum noch gegeneinander abgrenzbar.
Eine kapitalistische Gesellschaft (nicht zu verwechseln mit Demokratie) braucht eine Kultur, die auf Bildern beruht. Diese Bilder sind erforderlich, um ununterbrochen zu unterhalten und das Kaufverhalten zu beeinflussen und zu stimulieren. Kameras definieren Wirklichkeit auf zweierlei Art, als Spektakel für die Massen und als Herrschaftsinstrument für die Führer.
Die letzten drei Sätze sind sinngemäß von Susan Sontag und dann kommt noch ein Satz danach:
„Social change is replaced by a change of images.“
Als Barrington Moore 1982 sein Buch über Ungerechtigkeit veröffentlichte, war es ein Thema, das teilweise in Europa gelöst schien.
Doch dies war trügerisch.
Was verletzt Menschen tatsächlich?
Mit dieser Frage fängt er an. Seine Antwort ist eindeutig:
„Werden physische Bedürfnisse nicht befriedigt, so ist das offensichtlich schädlich. Grob nach der Reihe ihrer Wichtigkeit aufgezählt, betreffen diese Bedürfnisse: Luft, Wasser, Nahrung, Schlaf, Obdach im Sinne von Schutz gegen extreme Hitze und Kälte, sexuelle Befriedigung. Werden diese Bedürfnisse nicht gestillt, bedeutet das für jeden Menschen leiden….. Abgesehen von diesen .. Bedürfnissen würden Psychologen und Anthropologen vermutlich darin übereinstimmen, daß auch ein Mangel an Liebe und Anerkennung seitens anderer Menschen das Individuum schädigt.“
Nachdem er dann die Gesellschaft als sozialen Ort unserer Zeit definiert, fragt er sich, wie Ungerechtigkeit entstehen kann.
Weil in jeder Gesellschaft Macht, Arbeitsteilung und die Verteilung von Gütern geregelt werden müssen zwischen Zwang und Tausch, entstehen soziale Regeln.
Diese sind wesentlich für die Stabilität einer Ordnung.
Wenn diese Regeln nun gebrochen werden, entsteht das Gefühl, daß Unrecht geschieht.
Deshalb kann man auch keine Gesetze machen wie die Rente mit 67, die den Älteren davor, die mit 55 ausscheiden konnten mit ungekürzten Renten und Pensionen, alles gönnen und den Jüngeren, die mit 67 in Rente müssen, vieles nehmen und sie zugleich doppelt belasten.
Dann hätten die Älteren vor gut zehn Jahren sofort ihre bestehenden Pensionen halbieren und z.T. auch Renten kürzen müssen, um die Belastung der Jüngeren nicht zu groß werden zu lassen oder eine neue Art der Rente einführen müssen. Weil sie es aber nicht getan haben, spüren und wissen die Jüngeren, die noch keine Rente erhalten, daß sie betrogen wurden.
Das Unrechtsbewußtsein in unserer Kultur kann man sehr gut an zwei Ereignissen sehen: die Einführung von Hartz 4 durch Gerhard Schröder und die Rettung von Zockerbanken und Hedgefonds mit dem Geld der Steuerzahler durch Angela Merkel.
Beide stehen für die gleiche Art der Politik mit FDP, Grünen, SPD und CDU/CSU. Alle haben die neoliberale Ideologie verinnerlicht, regional angepaßt und politisch umgesetzt.
Sie haben dafür gesorgt, daß die Ehrlichen und Fleissigen die Dummen sind und bestraft werden und die Abzocker und Betrüger quasi machen können, was sie wollen. Sie haben die Werte dieser Gesellschaft umgedreht. Und als Krönung gibt es jetzt „Migrantengeld“ für jeden, der hier ohne Ansprüche auftaucht und mit dem Zauberwort Asyl unbegrenzt lebenslang leistungslos Sozialleistungen erhält. Eine Ohrfeige für alle die, die dieses System getragen haben und tragen.
Was dann passieren kann, hat Barrington Moore sehr schön geschildert:
„Der Schrei nach Rache – hier unterdrückt, dort ermutigt und aufwendig formuliert – hallt durch einen ungeheuren Teil der menschlichen Erfahrung. Rache bedeutet Vergeltung. Ferner bedeutet es eine Wiederherstellung menschlicher Würde oder menschlicher Werte, nachdem diese verletzt oder geschädigt wurden. Beides sind grundlegende Gefühle, die hinter moralischer Empörung und dem Gefühl der Ungerechtigkeit stehen. Rache ist ein Weg, die Dinge wieder ins Lot zu bringen, und selbstverständlich ist dieser Weg nie völlig erfolgreich, denn eine völlige Wiedergutmachung für einmal erfolgte Verletzungen gibt es nicht. Rache mag die primitivste Form moralischer Empörung sein. Aber wenn auch primitiv, so ist sie doch eine höchst zeitgenössische Erscheinung.“
Das schrieb er 1982.
Heute wissen wir durch die Hirnforschung, daß Rache in unserer Biologie, unseren Genen, angelegt ist.
Es muß sich also keiner über das wundern, was hier noch kommen kann, wenn es so weitergeht.
Betrachten Sie diese Zeilen als Beitrag zur Politischen Bildung in unserer Demokratie.
Ein Blick auf die Wirklichkeit jenseits vieler Medien und Politiker
Wer vom Rhein kommt muß quer durch Deutschland. Aber zur Grenze nach Österreich ist es weiter. Hinter Dresden kommt die Oberlausitz. Medial wirkt sie fast vergessen.
Wenn überhaupt kennt man die Gegend durch die Überschwemmungen mit Namen wie Pirna vor der Oberlausitz, Bad Muskau und dem Fürst-Pückler-Park, der 2010 unter Wasser stand oder Bautzen und Görlitz und dem Einsetzen für deutsch sein dürfen im Zeitalter des Merkeltilismus.
Man glaubt sich in einer vergessenen Welt bis man hinkommt. Dann kommt das große Staunen. So modern und schön und dabei überschaubar ist es fast nirgendwo im Westen. Hier erlebt man das schöne neue Deutschland, das vielleicht in 30 Jahren auch im Westen zu finden ist. Hier ist es noch überschaubar und führt vielleicht deshalb auch zu einem klaren Urteil.
Wenn es um die Gleichwertigkeit der Lebensbedingungen geht, dann kann der „Wessi“ – falls es ihn noch gibt – hier sehen, wie das neue, moderne und schöne Deutschland aussieht, wenn es um Infrastruktur und Architektur geht.
Ich verstehe, daß die Menschen hier nicht so enden wollen wie zunehmend in Westgebieten.
Wir können froh sein, daß wir so mit dem Soli unsere Kultur sichtbar und in den verschiedenen Epochen restauriert erhalten und erlebbar gemacht haben. Im Westen wurde dies ja vielfach schon aufgegeben.
Nun stellt die Gegenwart neue Fragen.
Als ich in Löbau war, erlebte ich eine großartige Parklandschaft, die fast nur von Asylbewerbern genutzt wurde. Sichtlich genossen sie die Vollpension und die großartige Landschaft. (Man könnte natürlich auch schreiben ist es nicht wunderbar, daß wir den Schutzsuchenden unsere wunderbar restaurierten Landschaften sorgenfrei und sicher zur Nutzung überlassen, damit sie ungestört Familienplanung betreiben können. Oder man könnte fragen, wieso eigentlich Asylsuchende hier Kinder produzieren dürfen, die sie nicht selbst finanzieren?)
Die Oberlausitz ist eines der besten Stücke, die das heutige Deutschland zu bieten hat. Wer dort hinreist bemerkt, daß Niederländer, US-Amerikaner und Asiaten ebenso wie Polen, Tschechen, Ungarn, Slowaken etc. sich z.B. in Bautzen wie selbstverständlich wohl fühlen und die Spuren deutscher Kultur besuchen und hier international problemlos miteinander gelebt wird. So entdeckt man bei genauem Hinsehen dann auch viele Asylbewerber, die freudig hier ihre Kultur ungestört leben.
Von Bautzen aus ist der nördliche Teil der Oberlausitz so flach wie die Lüneburger Heide. Es ist ein sehr eingegrenztes Territorium, das jenseits guter Straßen fast unzugänglich ist, weil es sich entweder um Militärisches Sperrgebiet oder Biosphärengebiete handelt, die kaum betreten werden können. Die Orte dazwischen nach vielen Kilometern Fahrt sind wie Rastplätze in diesem riesigen flachen Gebiet. So ist das Gebiet eigentlich auch gut kontrollierbar.
Der Fürst Pückler Park in Bad Muskau hat mich sehr enttäuscht. Dort entwickelt sich gerade eine Art Verstümmelungskultur. Alte Bäume werden immer wieder beschnitten, aber man sieht nicht, wo die neue Parklandschaft wächst.
Das kenne ich von einem kleineren aber ähnlichen Park anders. Dabei denke ich an Schloss Dyk bei Mönchengladbach.
Wenn man durch diese Gegend in der Oberlausitz weiterfährt, sollte man Hoyerswerda nicht verpassen. Ich habe dort in der sog. Neustadt nur rechteckige große Gebäude gesehen. So stelle ich mir eine unwirkliche Stadt ohne lebenswertes Umfeld vor – so ganz anders als der freundliche Ort für die Asylbewerber in Löbau.
Daß die Straßen hier im Osten besser sind versteht sich fast von selbst, da sie viel neuer und nicht so schlecht geflickt sind. Hier scheint man darauf zu achten, daß es hält…
Wer hier ist, der spürt, was es bedeutet, deutsch zu sein, der sieht auch deutsche Kultur und das ist wunderbar.
Ein Besuch in Kamenz, dem Geburtsort von Lessing, führt uns zur Ringparabel, die deutlich macht, daß für die Sharia in unserer Kultur und Religion kein Platz ist.
Aber das ist ein anderes Kapitel. Wir leben ja gerade im Zeitalter des Merkeltilismus, einer besonderen Form der Politik jenseits von Eid, Volk und Verfassung.
Es fällt auf, daß unglaublich viele arabische Frauen Kinderwagen schieben. Das gehört wohl zum neuen Merkeltilismus, bei dem der Staat diese Form des Lebens ohne Arbeit für nichtdeutsche Staatsangehörige fördert.
In Zittau gibt es einen Laden für syrische Lebensmittel. Direkt gegenüber ist ein Laden mit frei verkäuflichen Schusswaffen. Ich fand das sehr bemerkenswert und plakativ, anderen fällt es vielleicht gar nicht auf.
Görlitz erinnerte mich an Stadtteile von Leipzig aber nicht an Deutschlands schönste Stadt. Über 4000 Baudenkmäler erinnern eher an eine Patchworklandschaft aber nicht an eine lebendige schöne Stadt. Die Altstadt hat einige renovierte Ecken aber danach gibt es viele Strassenschluchten mit wenig attraktiver Perspektive. Aber viele Menschen sind wohl fasziniert davon, es ist eben Ansichtssache.
Man darf nicht vergessen, daß man nach der Wende in Ostdeutschland Eigentum kaufen konnte und der Staat es zu 100% in zehn Jahren zurückerstattete. So wurden viele Gebäude renoviert und mancher glaubt jetzt noch einen dicken Reibach machen zu können darüber hinaus.
Das Thema Asylanten und Verarmung von fleissigen Deutschen war hier überall zu finden sobald die arbeitenden oder arbeitslos gewordenen Menschen den Mund öffneten. Bei fast jedem Gespräch landete ich nach kurzer Zeit mittendrin ohne selbst damit anzufangen. Aber ich sprach nur mit Fußgängern und Fahrradfahrern. Überall flackerte der Hass, wenn erzählt wird, wie Deutsche beim Jobcenter schikaniert werden mit der Verarmungsregel und entwürdigender Jobsuche und Asylanten selbstverständlich materiell mit Deutschen gleichgesetzt werden und nicht arbeiten müssen, weil sie ja nicht deutsch können oder aus einer Hirten- und Sammlerkultur kommen.
Die Gewinner der Einheit und die bisherige Politik wollen dies wohl immer noch nicht hören, aber sie wissen es und ärgern sich darüber daß die deutschen Staatsbürger nicht länger schweigen. Thema am Rande war immer der Wählerverrat von Frauke Petry. Da sind sie nachtragend. Das war wohl auch die Vollendung des Egoismus auf Kosten aller in der Politik.
Wenn man dieses Randthema verläßt und sich der Politik zuwendet, dann zeigte sich in den Gesprächen neben der Verarmungsregel für fleissige Arbeitnehmer der zweite riesige Konstruktionsfehler der Agenda 2010: die materielle Gleichsetzung von Asylanten mit Deutschen und das leistungslose Erhalten von Geld und anderen Leistungen für alle, die hier ankommen, egal ob illegal oder legal bevor sie arbeiten. Wieso man nicht auf den Basissatz pro Jahr des Einzahlens in die Rentenversicherung 2% draufzahlt, also z.B. nach 20 Jahren 40% Aufschlag, um den Hass rauszunehmen, erschließt sich mir nicht. Mir erschließt sich auch nicht, wie man Menschen hier Geld, Wohnungen, Gesundheitsversorgung und noch viel mehr geben kann und dann glaubt, sie würden irgendwann dafür arbeiten, wenn sie es auch ohne Arbeit bekommen können, zumal fehlende Qualifikationen ja nicht sanktioniert werden.
Es ist wohl einzigartig auf der Welt, daß man hier ohne nachgewiesene Identität reinkommt und besser versorgt wird als im Heimatland und so viel erhält wie Menschen, die hier gearbeitet haben. So wird es böse enden.
Der Rechtsstaat zerbröckelt und der Hass wächst hier und anderswo.
Das sind Zeichen des Merkeltilismus, der bis in die hintersten Winkel von Deutschland dringt und eine Gegenbewegung in Gang setzt, die ihresgleichen sucht.
So dürfen wir gespannt sein, wie der Zeitgeist die sozialen Entwicklungen und die Politik bestimmt in der nächsten Zeit.
Wer deutsch sein will und deutsche Kultur mag, der ist in der Oberlausitz (noch) richtig.
Die meisten Menschen interessieren sich nicht für (auch ihre) Geschichte.
Das Sein allein bestimmt überwiegend das Bewußtsein.
Davor und Danach existieren kaum. Digitale Zeiten trainieren jetzt das permanente Jetzt und so wandelt sich die Welt.
Das Ende der Geschichte ist es nicht aber das Ende historischen Handelns in der sozialen Welt.
Wer wissen will wie es früher war, stellt fest, dass es nicht anders war.
Menschenrechte und Freiheit sind entstanden aus Erlebnissen der Unterdrückung und der Unfreiheit. Daran zu erinnern ist historisches Denken. Es nimmt aber ab. Erst wenn die Unterdrückung wieder gegenwärtig ist, kann es zur Gegenwehr kommen nach einer langen Phase des Leidens.
Gerade erleben wir wie historisches Denken bei sozialen Themen und neuen Gesetzen keine Rolle mehr spielt.
Die neue Ungerechtigkeit und das fatale Handeln beruhen auf der Geschichtslosigkeit der Massen und ihrer Vertreter.
Wer glaubt in einer unsicheren Welt Gutes zu tun, wenn er/sie die letzten sicheren Regionen globalisiert und damit zerstört, hat wirklich nichts verstanden. Sichere Regionen sind Leuchttürme für weitere Sicherheit dort, wo es noch nicht leuchtet – aber nicht umgekehrt.
Doch die Menschen und Regierungen sehen dies interessengeleitet anders.
Dies so zu sehen wie hier aufgeschrieben ist historisches Denken. Die Erkenntnis, dass diese Wahrheit nichts nutzt ist das Anerkennen der Grenzen von Wissen und Aufklärung.
Die deutsche Stelle auf dieser Welt wird nun ein Ort für den Rest der Welt.
Es ist der Sieg der grenzenlosen globalen Gegenwart in dieser Zeit über alles.
Aber so war es auch früher und wer was Besseres weiß, der soll sich melden.
Nur heute könnte man damit klüger umgehen, wenn man aus der Geschichte etwas gelernt hätte …
Und die Dokumentarfotografie als Zeitaufnahme von Ereignissen ist die visuelle Darstellung dessen, was die Menschen in ihrer jeweiligen Gegenwart bewegte und bestimmte.
Seit es die Fotografie gibt und sie für das Aufzeichnen von sozialen Ereignissen eingesetzt wird, können wir unsere Welt und das Geschehen auf ihr auch sehen, wenn wir nicht dabei waren – aber nur, wenn es und wie es aufgenommen wurde.
Es sind die Fetzen der Geschichte, die wir dabei sehen, viele Augenzeugenillusionen und viele Dinge, die wir sonst nie gesehen hätten.
Sie geben uns die Möglichkeit, uns im Verhältnis zur Gegenwart und zur Vergangenheit zu sehen.
Ich sehe dabei dieselben Menschen wie sie heute leben mit denselben Problemen des Lebens.
Aber alles hat seine Zeit und auch wir sind Kinder der Zeit, unserer Zeit.
Einordnen ist wichtig, wenn man sicherer sein will beim sozialen Wandel und der Richtung, die man einschlagen will.
Aber wer nicht mehr weiß, woher er kommt, weiß auch nicht mehr, wohin er will.
Denn alles ist zeitabhängig, von Umständen bestimmt und von Herrschaftsverhältnissen und Strukturen dominiert.
Wir erleben gerade entscheidende Zeiten unserer Lebenszeit mit, ob in der Türkei oder an unseren eigenen Grenzen.
Und wir sehen, was uns gezeigt wird, was wir sehen sollen (und wollen?) und sehen nicht, was wir nicht sehen sollen und wollen.
Die kritische Dokumentarfotografie jenseits gewisser Trends ist fast zum Stillstand gekommen, weil sie keine Akzeptanz mehr hat und sehr viele Probleme, die real wachsen und fotografiert werden, werden sogar von denen verdrängt, die davon betroffen sind.
Wir selbst sind da keine Ausnahmen.
Wir erleben z.B. gerade, wie unsere Autoindustrie uns komplett verseucht mit giftigen Dieselfahrzeugen und wie die Politik alles tut, um die schmutzigsten Kraftwerke weiter laufen zu lassen – obwohl wir davon sterben.
Wir akzeptieren, dass wir für Wohlstand sterben!
Wir sind also mittendrin statt nur Zuschauer.
Und dies ist nur ein Beispiel. Das Beispiel zeigt übrigens, daß die Menschen, die es betrifft auch nichts tun…
Dies alles kann man fotografieren, aber die Welt wird davon nicht besser.
Veränderungen brauchen mehr und müssen sozial gewollt sein – ein weites Feld der Macht.
So zeigen Fotos die Fetzen der Geschichte und das Handeln der Menschen in ihrer Geschichte, die sie nicht aus freien Stücken machen, aber selbst.
Mehr ist nicht da – im Sein und mehr habe ich auch nicht zu sagen.
Mein Thema waren und sind die Vergessenen. Über die wollte ich immer schreiben, weil ich es als ungerecht empfand, daß in den Geschichtsbüchern immer die Mächtigen stehen und diese auch den Unterricht bestimmen – sogar nach ihrem Tod.
Ich konnte die visuelle Geschichtsschreibung umsetzen, die die Auswirkungen der politischen Entscheidungen auf die Menschen im öffentlichen Raum zeigt und das soziale Geschehen festhält – klassische Dokumentarfotografie eben.
Aber mehr war nicht drin und ist wohl auch mit Bildern in diesem Rahmen nicht möglich, zumal meine Mikrowelt Remscheid und drumherum war.
Ich sah, wie große Medien weiterhin das Denken und Handeln dominieren. Ich analysierte diese Kraft der Bilder.
Es sind die Mächtigen, die bestimmen und die bestimmen auch, was vergessen und übersehen wird.
Und selbstverliebt wird von der herrschenden politischen Klasse fast alles ausgeblendet, was zwar da ist, aber nicht in ihre Interessen passt. Die Interessen sind bestimmt vom eigenen Ego und denen, die sie führen und bezahlen, wenn auch oft indirekt.
Es ist so, daß Politiker regieren und die Mächtigen herrschen. Nur in den USA erleben wir gerade, wie Einer aus der Gruppe der Herrschenden gerade versucht als Politiker auch zu regieren. Das ist was besonderes im aktuellen Zeitgeschehen.
Aber das geht nicht, weil der Aufstieg des kleinen Mannes das Beamtentum ist und damit sofort wieder die bestehenden Verhältnisse stabilisiert werden.
Der Sklave möchte eben Aufseher der Sklaven werden statt die Sklaverei abzuschaffen, wie Gabriel Laub einmal bemerkte.
Wie wahr!
Nun gut, zumindest ist die Wirklichkeit, die ich eingefangen habe, da. Aber es gehört auch zur Wirklichkeit, daß die meisten Menschen so mit ihrer eigenen persönlichen Wirklichkeit beschäftigt sind, daß sie die sozialen Strukturen und Verhältnisse dahinter gar nicht sehen wollen oder können, geschweige denn dagegen angehen wollen.
Anders ausgedrückt und viel besser ausgedrückt hat es Karl Marx: das Sein bestimmt das Bewußtsein.
Und die Welt der Bilder heute stabilisiert den fehlenden Durchblick.
Für mich ist es bitter, daß meine Kraft nicht ausgereicht hat, um für die Vergessenen, zu denen ich mich auch zähle, mehr zu tun und meine Opferbereitschaft hat vor allem aus mir selbst ein Opfer gemacht, wie ich reflektierend erkennen mußte.
Die Anerkennung der Realität ist die Grundlage für alles, eine Französische Revolution ist nicht in Sicht (auch nicht unbedingt gewünscht), eher eine Art Merkeltilismus als Symbiose von Mächtigen und Regierenden in der repressiven Demokratie, die die soziale Sicherheit als Grundpfeiler demokratischen Handelns mit sozialer Unterwerfung und Kontrolle verknüpft hat (Hartz4) – gegen das geltende Grundgesetz.
Demokratie und Wohlstand sind eine Ehe eingegangen, bei der für den Wohlstand die Demokratie geopfert werden könnte.
Wer weiß ob die Mächtigen dies später in ihren Geschichtsbüchern auch so beschreiben.
Wer weiß, ob Europa Gestalter oder Opfer wird.
So viele Fragen, so großes Denken, so wenig Chancen.
So ist die Welt.
Ich nehme nun die Welt an wie sie ist und wende mich Albert Camus zu:
„Das Elend hinderte mich, zu glauben, daß alles unter der Sonne und in der Geschichte gut sei; die Sonne lehrte mich, daß die Geschichte nicht alles ist. Das Leben ändern, ja, nicht aber die Welt, die ich zu meiner Gottheit machte.“
„Marine Le Pen sei die einzige, die von uns, von „den kleinen Leuten“ spräche, erklärten sie und machten sich auf ins Wahllokal. Alle anderen Kandidaten würden uns ignorieren.
Das Gefühl der Unsichtbarkeit war das zentrale Element unseres Lebens, war allgegenwärtig und eine Obsession. Kein Tag verging, an dem meine Mutter nicht sagte: „Für uns, die kleinen Leute, interessiert sich niemand. Schon gar nicht die großen Tiere.“ Wenn sie Politiker im Fernsehen sah, schimpfte sie: „Die sind doch alle gleich! Die denken doch nur an sich.
Meine Eltern fühlten sich von der Linken verraten. War die Verteidigung der Schwachen in der Gesellschaft nicht deren Sache gewesen? „Aber heute sind sie alle gleich, links wie rechts“, kommentierten sie, was sie als unnormal empfanden. In diesem „aber“ steckte ihre ganze Enttäuschung und das Gefühl der Verlassenheit, das an ihnen nagte.
Worte wie Hunger, Elend, Ungleichheit, Leiden, Schmerz, Erschöpfung kamen in den Erklärungen der Linken tatsächlich nicht mehr vor. …Kurz nach meinem zwanzigsten Geburtstag schickte ich das Manuskript meines ersten Romans an einen großen Pariser Verlag. In Das Ende von Eddy beschrieb ich jene Welt meiner Kindheit, die Armut und die Ausgrenzung, die ich erlebt hatte. Schon nach gut zwei Wochen erhielt ich Antwort: Sie könnten den Roman nicht veröffentlichen, teilte man mir mit. Das Elend, von dem ich berichtete, hätten wir vor hundert Jahren hinter uns gelassen, die Leser würden nicht glauben, was ich erzählte. Ein solches Buch kaufe keiner, hieß es.“
Dieses Erlebnis habe ich bis heute.
Die Welt aus der ich komme und die ich immer noch erlebe, kommt um mich herum überhaupt nicht vor in der öffentlichen Diskussion.
Und die wachsende Anzahl der Vergessenen trifft nun die Schutzsuchenden, die hier sofort leben können wie Einheimische ohne jemals etwas geleistet zu haben oder leisten zu müssen und mancher fragt sich, welchen Wert noch Staat, Fleiß und Grundgesetz haben.
Migrationsforscher warnen fast verzweifelnd vor den Folgen und fragen sich, wo man hier ist. Akzeptanz bedeutet nämlich, daß die aufnehmende Bevölkerung dies annimmt und nicht ablehnt. Dazu würde aber gehören Migranten und Asylanten rechtlich anders zu stellen so daß z.B. Migranten und Asylanten mehr Steuern zahlen müssen und weniger Sozialleistungen erhalten als die, die hier geboren sind und hier gearbeitet haben (wie das in klassischen Einwanderungsländern auch ist und dort auch für Asylberechtigte gilt und übrigens das Erlernen der Sprache zwingende Voraussetzung für das Bleiberecht ist und es dafür nix gibt statt nur Abzüge).
Das geht ohne Probleme, denn es sind zwei paar Schuhe. Man muß sich verdienen dabei sein zu dürfen und nicht erst einmal alles ohne Arbeit erhalten auf Kosten der Einheimischen, denen man seit Jahren immer mehr wegnimmt. Das bedeutet Akzeptanz.
Einfach zu regeln wäre dies mit einer Basissicherung für Asylsuchende, die nach erfolgreicher Integration länger gewährt wird und in den Arbeitsmarkt führen muß und einer echten höheren Grundsicherung (die mehr als das Existenzminimum abdeckt) für arbeitslose Inländer, also Menschen, die hier gearbeitet haben, die je nach Anzahl der sozialversichert gearbeiteten Jahre aufgestockt wird und Erspartes nicht anrechnet und bei der Rente mitzählt. So einfach geht das Grundgesetz und so einfach baut man Hass ab.
Man vergaß wohl bewußt die, die diese Gesellschaft tragen oder vor der Arbeitslosigkeit getragen haben.
Stattdessen wird über die berichtet, die sich tragen lassen und es wird mit viel Geld alles getan, um ja keine Debatte über die zu führen, die dies alles tragen und ertragen.
Insofern handelt es sich um bewußt „vergessene“ Fotografie, die nicht zeigt, was bei vielen Millionen von Staatsbürgern hier real an sozialer Armut durch materielle Armut vorherrscht.
Nur ein Volk, das an sich selbst glaubt, bleibt am Leben. Dieses Selbstvertrauen, das meist einfacher Denkungsart entspricht, muß aus der Vertiefung in die eigene Vergangenheit hervorgehen… Wer dem Westen neue Kraft wünscht, sollt auch nicht vergessen, daß die Freiheit in Form der repräsentativen Demokratie, die wir so hochschätzen, mit Erfolg und über längere Zeit nur in Ländern besteht, die irgendwann von dem absoluten Wert geprägt wurden, den das Christentum der Einzelseele beimißt. Die Menschen sollten an die Worte von Bertrand Russell bei seiner Heimkehr 1920 denken: die Vorstellung, daß das Recht die Grundlage der Gesellschaft sei, lasse sich nur nach vielen Jahrhunderten geduldigen Kampfes erreichen und sollte nicht leichtfertig wegen eines angeblichen, augenblicklichen wirtschaftlichen Vorteils aufgegeben werden .. Demokratische Staatsmänner sollten wissen, … daß der erste Historiker der Antike, dessen Werk ständig weiterlebte, Herodot, den Kampf zwischen freien Menschen und Tyyrannen beschreibt in der Hoffnung, die Erinnerung daran, was die Menschen einmal gewesen sind, zu bewahren. Sie sollten auch beachten, daß einer der Vorteile der Beschäftigung mit der Geschichte die Einsicht ist, daß es, wie Plato sagt, nie zu spät ist, eine scheinbar tödliche Verfallsbewegung umzukehren.
Man müßte dieses Buch zur Pflichtlektüre für Studierende der Geschichtswissenschaft machen.
Denn hier steht viel von dem, was relevant war aber in den „normalen“ Geschichtsbüchern nicht vorkommt.
Der Autor Manfred Vasold hat hier ein Buch gemacht, das seinesgleichen sucht.
Das Buch ist wirklich eine „Sozialgeschichte der Alltags in der Neuzeit.“
Manfred Vasold packt Themen an, die wesentlich für soziale und politische Entwicklungen waren, er räumt auch noch mit weit verbreiteten Zahlenspielen auf und zeigt uns, wie einfach der Tod und das Leid die Menschen vor uns schon prägten und wie schnell es gehen kann, wenn Hunger, Seuchen und Armut die Existenz dominieren.
Die Texte sind sehr lesbar und doch sehr dicht, so daß dieses Buch für viele Stunden historische Lektüre ermöglicht.
Bei jedem Kapitel hatte ich das Gefühl, das könnte irgendwie auch heute noch sein.
Aber es geht nicht nur um Kriege sondern auch um Fragen wie Quecksilbervergiftungen in der fränkischen Industrie.
Herr Vasold geht mit konkreten Themen sehr in die Tiefe und zeigt uns dann die größeren Zusammenhänge.
Daß Quecksilber heute in NRW immer noch großflächig über die Kohlekraftwerke bewußt verstreut wird, möchte ich hier nur am Rande vermerken, weil es zeigt, wie nah gestern und heute zusammen sind.
Der Autor fragt nach den Lebensumständen der Menschen und hat einige Kapitel aus der Unendlichkeit der Themen zusammengefaßt, so daß es einen detailreichen Blick gibt, der Alltag und Entwicklungen mit Fortschritt und Rückschritt zeigt.
Dem Autor kann ich nur gratulieren und dem Buch wünsche ich viele Leserinnen und Leser.
Manfred Vasold
Hunger, Rauchen, Ungeziefer
Eine Sozialgeschichte des Alltags in der Neuzeit
2016.
424 S., 14 s/w Abb., 7 s/w Tab., 3 s/w Fotos.
Gebunden
ISBN 978-3-515-11190-4
Der Jahresbegleiter ist der Untertitel. Das ist zum 500. Jubiläum der 95 Thesen von Martin Luther an der Schloßkirche von Wittenberg doch mal ein richtig tolles Geschichtsbuch mit vielen Geschichten aus dem Leben und der Zeit von Martin Luther. „365 Tage Reformation“ weiterlesen →
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